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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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die Ecke der Plattform mit einer Hand und öffnete mit der anderen seinen Gürtel, dann führte er das Ende durch die Schnalle. Er legte die so entstandene Schlinge um sein Handgelenk und warf Seregil das lose Ende zu. »Halte dich daran fest. Das wird leichter zu halten sein als der Mantel.«
    Seregil preßte den Dolch fester gegen den Untergrund, ergriff das Ende des Gürtels und kroch auf dem Bauch auf Alec zu.
    Die Plattform kippte unheilverkündend, wenn er das Gewicht verlagerte, aber Alec zog ihn sicher auf die Stufen.
    »Bei Bilairys Eiern!« keuchte Seregil und sackte zu Alecs Füßen zusammen.
    »Bei Bilairys Eiern.« pflichtete Alec bei. »Dieser Ring in der Wand hätte sich beinahe gelöst! Ich kann noch gar nicht glauben, daß es nicht geschah.«
    Als er ihn jedoch näher betrachtete, stellte er fest, daß er gar nicht locker war. Er war auf einer Stange angebracht, die fest in der Wand verankert war. Als er ihn hochdrückte, glitt er problemlos zurück.
    »Sieh dir das an«, forderte er Seregil überrascht auf.
    Seregil erhob sich und untersuchte den Mechanismus. Er drückte den zweiten Ring hoch, zog sein Schwert und schob es über den Rand der Plattform. Sie schaukelte bedenklich. Als der Ring jedoch heruntergezogen war, blieb sie stabil. Kurz darauf entdeckten sie zwei schwere Splinte, die aus der Wand unterhalb der Plattform ragten, um sie stabil zu halten, wenn der Ring heruntergezogen war.
    »Genial«, stellte Seregil mit ehrlicher Bewunderung fest. »Wenn Kassarie hierherkommt, zieht sie am Ring, und die Plattform ist stabil. Auf dem Rückweg betätigt sie die Falle wieder. Das lose Brett, das hinunterfiel, muß das Kippen verzögert haben, bis ich mitten auf der Plattform stand. Auf diese Weise ist es noch gefährlicher, denn von dort gab es keine Möglichkeit mehr zurückzuspringen.«
    »Wie hast du es nur geschafft, deinen Dolch rechtzeitig zu ziehen?« fragte Alec verwundert.
    Seregil schüttelte den Kopf. »Ich kann mich nicht einmal daran erinnern.«
    Doppelt vorsichtig stiegen sie weiter hinunter. Nach einigen weiteren Biegungen bewegten sie sich nicht mehr durch Mauerwerk, sondern durch behauenen Fels. Sie waren somit am Grund angekommen und fanden einen kurzen ebenen Korridor, der zu einer Tür führte.
    Seregil untersuchte das Schloß. »Es sieht recht ungefährlich aus. Du solltest es lieber öffnen, meine Hände zittern noch.«
    Alec kniete nieder, holte sein Werkzeug hervor. Er wählte einen Haken, dann lächelte er Seregil an. »Hoffentlich haben wir uns nicht all die Mühe gemacht, nur um nun den Weinkeller zu finden!«

 
40
Flucht
     
     
    Kreischend schwang die Tür auf.
    Alec streckte die Hand mit dem Lichtstein aus und erstarrte überrascht.
    »Was ist los?« flüsterte Seregil und packte seinen Schwertgriff, als er näher kam.
    Das Licht hatte nicht die Kraft, den ganzen Raum zu erhellen, aber sie sahen eine Gestalt, die am anderen Ende auf einem kunstvoll gestalteten Stuhl saß. Nichts bewegte sich, und kein Ton erklang. Sie traten näher und sahen sich dem dürren Leichnam eines Mannes gegenüber.
    Sein reich verziertes Gewand war das eines Edelmannes aus alter Zeit. Ein schwerer goldener Anhänger hing auf die eingesunkene Brust, und an den knochigen Fingern, die auf den Stuhllehnen ruhten, steckten Ringe. Das dichte dunkle Haar hatte seinen Glanz behalten und hing in verblüffendem Kontrast über die eingefallenen Wangen des Toten.
    »Uven ari nobis!« sagte Seregil ruhig, als er sich mit dem Lichtstein vorbeugte.
    Alec kannte nicht die Bedeutung der Worte, ihm entging jedoch nicht die Ehrfurcht, mit der sie gesprochen wurden.
    Er kämpfte gegen seinen Widerwillen an und betrachtete das Gesicht des Leichnams näher. Es wies fein geschnittene Knochen unter einer dünnen trockenen Haut auf, hohe Wangen und große Augenhöhlen.
    »Bei Illiors Licht! Seregil, das kann doch nicht sein!«
    »Doch«, erwiderte Seregil grimmig. »Das war Lord Corruth, der verschollene Gemahl Idrilains der Ersten. Die Ringe beweisen es. Sieh dir das an.« Seregil zeigte auf einen der Ringe an der rechten Hand des Toten. Er trug einen rautenförmigen, gestreiften Karneol, in den der Drache Skalas geschnitten war. »Und dieser andere, der silberne mit dem roten Stein. Das ist feinste Aurënfaie-Arbeit. Das war Corruth í Glamien Yanari Meringil Bôkthersa.«
    »Du warst mit ihm verwandt.«
    »Ich kannte ihn nicht persönlich, hoffte jedoch …« Seregil berührte eine der Hände. »Die Haut ist

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