Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
Vom Netzwerk:
gelöscht worden. Auch fanden sich Tropfen feineren Wachses auf den Stufen, was darauf schließen ließ, daß jemand mit einer Kerze die Treppe benutzt hatte. Manche Tropfen waren staubbedeckt, andere glänzten und rochen nach Bienenwachs.
    »Wie weit wird es noch hinuntergehen?« fragte Alec, der kurz innehielt, um zu verschnaufen. Sie waren nun seit Stunden auf und ab gegangen, und seine Beine wurden schwer.
    »Wir sind nun wohl in der Nähe des ersten Stockwerks«, erwiderte Seregil, als sie an einem weiteren Treppenabsatz angelangten. »Das dauert länger, als ich …«
    Plötzlich schien der Boden des Treppenabsatzes Alec entgegenzufliegen. Er erstarrte auf der Stufe und starrte hilflos auf die Plattform, die sich um diagonal liegende Ecken drehte. Die Unterseite ragte nun vor seinem Gesicht hoch und enthüllte eine Grube mit senkrecht abfallenden Wänden darunter. Ein loses Brett fiel geräuschlos in die Schwärze.
    O Illior, Seregil! Die Worte hämmerten in Alecs Kehle, als er entsetzt in den gähnenden Schacht vor sich starrte. Aber kein Laut entrang sich seiner Kehle. Alles war viel zu rasch geschehen. Sein Körper wurde kalt und taub. Erst die Lawine und nun …
    »Alec!« ertönte ein Hilfeschrei hinter dem hochragenden Boden.
    »Seregil! Du bist nicht hinabgestürzt!«
    »Aber das werde ich gleich. Tu etwas. Beeil dich!«
    Angst schnürte Alec die Kehle zu. Er fühlte sich so hilflos. Die obere Kante der Plattform war zu weit entfernt, er konnte sie nicht erreichen. Wenn er sprang, würde sie zurückschwingen und ihn gegen die Treppe schmettern. Außerdem würde vermutlich Seregil seinen Halt verlieren. Wenn er nur ein Stück Seil hätte – etwas, das lang genug war, um es um die obere Ecke zu werfen und sie nach unten zu ziehen …
    »Alec!«
    Alec riß sich den Umhang herunter, er hielt ihn am Saum fest und warf ihn über die Ecke in der Hoffnung, daß die Kapuze sich an der Ecke verfing. Er warf eine Handbreit zu kurz.
    »Verdammt!« Alec hörte Seregil heftig atmen, nur fußbreit von ihm entfernt. Er blickte sich verzweifelt um und entdeckte einen der Ringe, der in die Wand über der untersten Stufe eingelassen war.
    Ohne zu zaudern, packte er mit einer Hand danach und lehnte sich so weit über die Grube, wie er nur konnte. In der freien Hand hielt er den Umhang für einen weiteren Wurf bereit.
    Er beugte sich bereits zu weit über den gähnenden Schacht, um das Gleichgewicht wieder zu erlangen, als der Ring in der Wand nachgab. Das unheilverkündende häßliche Knirschen von Metall auf Stein war zu vernehmen, und er rückte einige Fingerbreit näher über die Kante.
    Einen Herzschlag lang hing er mit angehaltenem Atem und wartete darauf, daß der Ring sich gänzlich aus seiner Verankerung befreite.
    Nichts weiter geschah.
    Wenn er sich jedoch bewegte, mochte er weiter nachgeben.
    Vielleicht hatte er Glück, er mußte es versuchen, um es herauszufinden.
    Ihm blieb keine Wahl; er konnte sich jetzt bewegen oder fallen, wenn er sich nicht mehr halten konnte.
    »Alec …?«
    Schweiß brach ihm aus und lief ihm über das Gesicht, als er einen letzten verzweifelten Versuch unternahm, den Umhang zu werfen. Er warf ihn mit der Linken, und die Kapuze verfing sich in der oberen Ecke. Wunderbarerweise hielt auch der Ring, zumindest für den Augenblick.
    Er zog mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, am Umhang und drückte somit die Plattform nach unten. Dieses Gewicht, und Seregils, der immer noch wie durch ein Wunder auf der anderen Seite hing, waren fast zu viel für ihn. Doch nach und nach gelang es ihm, die Plattform wieder in die Waagrechte zu kippen. Als er über die Kante blicken konnte, gelang es ihm, den Umhang mit den Zähnen zu packen und mit der Linken die Plattform zu ergreifen. Dadurch kam er selbst wieder so weit ins Gleichgewicht, um sich selbst vor der herunter kippenden Ecke in Sicherheit zu bringen. Schließlich konnte er die Plattform packen und nach unten drücken.
    Als er sie nun wieder überschauen konnte, fand er Seregil, der dort zusammengekauert lag und mit beiden Händen den Griff seines Dolchs umklammerte. Es war ihm gelungen, noch während der Boden unter ihm nachgab, den Dolch tief genug zwischen zwei Bohlen zu jagen, daß die Waffe seinen leichten Körper trug.
    »Wirf mir ein Ende des Umhangs zu«, krächzte er. Sein Gesicht war weiß, und er zitterte. »Es wird wieder kippen, wenn ich mich bewege. Kannst du mich halten, falls ich noch einmal falle?«
    »Warte.« Alec hielt

Weitere Kostenlose Bücher