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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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reichte Alec seinen Dolch, den er im Gürtel trug sowie eine kleine, rasiermesserscharfe Klinge aus dem Kragen seines Umhangs.
    Alec nahm sie wortlos entgegen und sagte fast entschuldigend: »Das sind noch nicht alle.«
    »Richtig«, Seregil zog den Dolch aus seinem Stiefel und gab ihn Alec.
    Dabei unterdrückte er mit Mühe die Wut, die in ihm aufkeimte.
    Sie fühlten sich beide nicht wohl in diesem Augenblick, denn sie wußten, daß all das sinnlos war, wenn Seregil sich in den Kopf setzte, seine Waffen wieder an sich zu nehmen. Seregil stellte fest, daß Alec seine Waffen nicht ablegte.
    »Wie lange werden wir brauchen, um Keston zu erreichen?« fragte Alec, als sie fertig waren.
    Seregil lag auf dem Bett und starrte auf die Decke. »Zwei, wenn wir zügig reiten, aber ich bezweifle, daß wir es tatsächlich in zwei Tagen schaffen.«
    Sein Kopf schmerzte wieder; wann würde der nächste Anfall kommen? Ein ordentlicher Spaziergang in der Nacht wäre ihm gewiß gut bekommen, aber er hatte sich zu krank gefühlt, es auch nur zu versuchen.
    Vermutlich war es besser, sich zu bemühen, Alec zu unterstützen.
    »Ich brauche Geld«, sagte Alec. »Wieviel hast du noch?«
    Seregil warf ihm eine Börse zu mit fünf Silberstücken und dem Schmuck, den er an Bord der Pfeil getragen hatte. Alec leerte seine eigene Börse und fügte noch zwei halbe Kupferstücke und das skalanische Silberstück hinzu.
    »Behalte die Juwelen vorläufig«, riet ihm Seregil. »Du bist nicht gut genug gekleidet, um ohne Aufsehen zu erregen mit ihnen zu handeln. Verkaufe aber die Kleider.«
    »Die werden nicht viel bringen.«
    »Bei Illior, man kann die Dinge nicht nur kaufen! Du hast mich doch nun lange genug begleitet, um das zu wissen.«
     
    Als Alec den Marktplatz in Torburn betrat, war es bereits dunkel.
    Nur wenige der Buden auf dem Platz hatten noch geöffnet, aber schließlich fand er einen Stand, an dem er die Kleider verkaufen konnte. Der Besitzer erwies sich als geschickter Händler, und Alec konnte nur vier Silberpfennige einstreichen.
    Er seufzte und steckte die Münzen ein. »Das macht meine Aufgabe nicht einfacher.«
    Er kam an einer Frau vorbei, die auf einem Kohlebecken Würste briet. Er hielt inne, ging aber dann hungrig weiter.
    Nach einer Stunde, während der er hart verhandelt hatte, war er der Besitzer eines Pferdewagens. Das Gefährt war kaum mehr als eine große Kiste mit einer Achse, aber es schien zumindest stabil zu sein. Nachdem er noch ein wenig Proviant erstanden hatte, waren ihm noch zwei halbe Kupferstücke geblieben und die skalanische Münze. Ein Pferd zu kaufen war nun nicht mehr möglich.
    Es ist wohl an der Zeit, daß ich endgültig zum Dieb werde, dachte er bei sich, und Seregils Worte klangen ihm in den Ohren. Er kehrte in den Gasthof zurück, um einige Stunden zu schlafen, dann schlich er vor Sonnenaufgang leise die Treppe hinunter und verließ das Haus durch die Hintertür.
    Draußen angelangt, zog er seine Stiefel an und machte sich auf den Weg zum Stall.
    Große, silbrig glänzende Wolken trieben gemächlich am sinkenden Mond vorbei. Alecs Herz pochte unruhig, als er den Riegel zur Stalltüre öffnete. Mit einem stillen Gebet zu Illior, dem Schutzpatron der Diebe, verschwand er im Stall.
    Eine flackernde Laterne spendete gerade genug Licht, daß er nicht über den schlafenden Stallknecht stolperte. In einer Box entdeckte er ein braun und weiß geschecktes Pony. Er legte ihm ein Halfter um, führte es aus dem Stall und spannte es vor den Karren, den er in einer nahegelegenen Gasse abgestellt hatte. Als das getan war, eilte er zurück zum Zimmer.
    Seregil war wach und reisefertig. Mit einem Blick erkannte Alec, daß sein Freund keine ruhige Nacht verbracht hatte. Trotzdem bedachte er Alecs Karren und das Pony mit seinem schiefen Lächeln.
    »Wofür hast du bezahlt?« fragte er leise.
    »Für den Karren.«
    »Gut.«
     
    Bei Sonnenaufgang waren sie auf dem Weg nach Keston. Die Straße wand sich durch die abgeernteten Felder und durch hügelige Landschaft, nur wenige Wagen und die eine oder andere Militärpatrouille begegneten ihnen. Mycena war im Winter eine ruhige Gegend, nachdem die Ernte eingebracht und die Goldstraße geschlossen war.
    Im Verlauf des Tages versank Seregil immer mehr in dumpfes Schweigen, er reagierte auf Alecs Versuche, sich mit ihm zu unterhalten, so lustlos, daß der Junge bald aufgab. Als sie des Nachts an einem Rasthaus hielten, zog sich Seregil sofort zurück und ließ Alec alleine bei

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