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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Gefahr?«
    »Das denke ich nicht.«
    Rhal betrachtete die beiden eindringlich. »Was, in Bilairys Namen, tust du dann hier in Frauenkleidern?«
    »Ich mußte Verfolger abschütteln. Wenn ich dir mehr erzähle, wirst du tatsächlich in Gefahr geraten.«
    »Ist das so?« Rhal sah skeptisch drein. »Nun, das hat entweder politische Gründe, oder ein Ehemann ist dir auf den Fersen. Die Pfeil war nicht das einzige Schiff in Boersby in jener Nacht. Warum hat du meines gewählt?«
    »Ich hörte, Ihr wärt ein Mann von Ehre …«
    »Oh, komme mir nicht damit!«
    Seregil lächelte schwach. »Aber es ist kein Geheimnis, daß ihr keine große Sympathie für Plenimar hegt.«
    »Das ist durchaus richtig.« Rhal sah ihn wieder nachdenklich an. »Ich sehe, worauf du hinauswillst. Angenommen, ich nehme dir deine Geschichte ab, womit ich nicht sage, daß ich es auch tue – erklärt das noch lange nicht den Mummenschanz, den ihr hier aufgeführt habt, seit ihr an Bord kamt. Ich habe mich zum Narren gemacht, und das gefällt mir gar nicht!«
    Seregil ließ sich müde auf die Koje fallen. »Ich werde Euch meine Beweggründe nicht erklären; sie betreffen Euch nicht. Was Eure Aufwartung der dahingegangenen Lady Gwethelyn gegenüber betrifft, so kann ich nur sagen, daß der Junge und ich alles versucht haben, Euch zu entmutigen.«
    »Das muß ich eingestehen, aber dennoch reizt es mich, euch beide über die Laufplanke zu schicken.«
    »In diesem Fall müßtet Ihr Eurer Mannschaft einiges erklären, nicht wahr?« konterte Seregil und hob dabei eine Braue.
    »Verdammt!« Rhal fuhr mit der Hand frustriert durch den Bart. »Wenn meine Mannschaft davon etwas erfährt – diese Geschichte würde noch vor der Frühjahrstide am ganzen Fluß bekannt sein!«
    »Das muß nicht sein. Morgen legen wir in Torburn an. Lady Gwethelyn kann dort von Bord gehen unter dem Vorwand, sich nicht wohl genug zu fühlen, die Reise fortzusetzen. Soviel ich weiß, laufen bereits Wetten, ob sie Euch weiterhin die kalte Schulter zeigen wird oder nicht. Wenn Ihr es wünscht, könnte man mich am Morgen mit einem glücklichen Lächeln Eure Kabine verlassen sehen …«
    Rhals Miene verfinsterte sich wieder. »Achtet nur darauf, daß Ihr in Eurer Kabine bleibt, bis wir ankommen. Spielt Eure Rollen, bis man Euch vom Schiff aus nicht mehr sehen kann, und laßt Euch nicht mehr blicken!«
    Wütend zog er sich zurück und stieß auf dem Kajütgang mit dem Ersten Maat zusammen. Ehe der Mann Zeit hatte zu grinsen, knurrte der Kapitän. »Kümmere dich um deine Angelegenheiten, Nettles!« Dann verschwand er in seiner eigenen Kabine und schlug die Tür hinter sich zu.
    »Nun, das war gewiß einer der peinlichsten Augenblicke meines Lebens«, stöhnte Seregil, und die gespielte Nonchalance war wie weggewischt. »Es ist nicht leicht, einem verärgerten Seemann gegenüberzutreten und dabei nichts als ein Damennachthemd zu tragen.«
    »Du hast dein Schwert von dir geworfen!« rief Alec ungläubig, als er die Tür notdürftig wieder an ihren angestammten Platz rückte.
    »Es wäre sonst zum Kampf gekommen. Ob ich nun gewonnen oder verloren hätte, es wäre nicht gut gewesen, die Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen. Was hätten wir erzählt, wenn ich ihn getötet hätte, hm? Es wäre dir passiert, beim Verteidigen meiner Ehre? Du wärst sofort von der Mannschaft umgebracht worden, und das Schicksal der Lady Gwethelyn will ich mir gar nicht ausmalen. Wäre ich umgekommen, sähe die Sache auch nicht besser aus. Nein, Alec, es ist das beste, sich herauszureden, wenn es geht. So wie die Dinge stehen, glaube ich, daß unser Geheimnis in guten Händen ist. Abgesehen davon interessiert er mich. Zwar ist er ein polternder Schwerenöter, aber ich halte ihn für gewitzt, und wenn nicht eben eine Frau im Spiel ist, kann er gewiß auch ganz vernünftig sein. Man weiß nie, wann man solche Leute brauchen kann.«
    »Wie kommst du darauf, daß er dir jemals helfen würde?«
    Seregil zuckte die Schultern. »Nenne es Eingebung. Ich irre mich selten.«
    Alec setzte sich und rieb sich die Augen. »Was war denn los, ehe wir in die Kabine kamen?«
    »Oh, nur einer dieser Alpträume«, sagte er mit einer Nonchalance, die er nicht fühlte. Ihm graute vor der Vorstellung, während des schrecklichen Alptraums mit Alec in der Kajüte gewesen zu sein.
    Er setzte sich und griff nach seinem Umhang, der auf der Koje lag. Das aufgerissene Nachtgewand glitt von den Schultern, und ein roter Fleck direkt über dem Brustbein

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