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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Sprache. In diesem Fall waren die Vermutungen des Schwarzmagiers wohl richtig, aber wie gewöhnlich machte Mardus keine Anstalten, ihn zu ermutigen. Sie hatten alle ihre Rolle zu spielen.
    Gefolgt von Vargûl Ashnazai kehrte Mardus zurück in die Schankstube.
    Dort erwarteten ihn bereits der Wirt und seine Frau. Er zuckte mit den Schultern und meinte: »Wie Ihr schon sagtet, es gab dort nichts zu finden.« Er wirkte enttäuscht. »Allerdings gäbe es noch einen letzten Punkt zu klären …«
    »Was wollt Ihr wissen, Herr?« beeilte sich der Wirt zu fragen, offensichtlich lockte ihn die Aussicht auf eine weitere Einnahme.
    »Ihr sagtet, sie kämpften«, Mardus spielte mit der Schnur an seiner Börse. »Ich würde gerne wissen, worum sie kämpften, habt Ihr eine Ahnung?«
    »Nun«, setzte der Wirt an, »wie ich schon sagte, war alles bereits drunter und drüber, als ich oben ankam. Bis ich eine Lampe entzündet und meine Keule gefunden hatte, war der Junge mit dem anderen schon fertig. Aber als ich durch die Tür sah, meinte ich, daß die beiden um eine Art Halskette gekämpft hatten.«
    »Eine Halskette?« entfuhr es Vargûl Ashnazai.
    »Oh, es war nichts Besonderes«, warf die Wirtin ein. »Nichts wofür es sich lohnt, einen Mord zu begehen.«
    »Das ist richtig«, stimmte ihr Ehemann zu. »Eine Holzscheibe, nicht größer als ein Fünf-Pfennig-Stück, das an einem Lederband hing. Irgend etwas war hineingeschnitzt, wenn ich mich recht entsinne, aber es hatte gewiß keinen großen Wert.«
    Mardus schenkte dem Mann ein nachdenkliches Lächeln. »Nun, wie Ihr schon sagtet, waren es üble Burschen, vermutlich kann ich mich glücklich schätzen, sie los zu sein. Habt Dank.«
    Er warf dem Wirt eine letzte Münze zu, dann ging er hinaus in den Hof, wo seine Männer warteten.
    »Habt Ihr nun noch Zweifel, mein Lord?« flüsterte Ashnazai und zitterte dabei vor unterdrücktem Zorn.
    »Es scheint, sie sind uns wieder einmal entkommen«, überlegte Mardus und tippte sich mit dem behandschuhten Finger gegen das Kinn.
    »Er hätte schon vor einer Woche tot sein sollen! Niemand kann so lange …«
    Mardus lächelte dünn. »Komm, Vargûl Ashnazai, selbst Euch muß es nun klar sein, daß das keine gewöhnlichen Diebe sind, die wir hier verfolgen.«
    Er warf einen abschätzenden Blick über die leere Landschaft um die Raststätte an der Kreuzung, dann wandte er sich an seine Männer. »Kapitän Tildus!«
    »Sir?«
    Mardus nickte in Richtung der Raststätte. »Tötet alle, dann brennt das Haus nieder.«

 
14
Südwärts
     
     
    Alec fühlte sich, als müsse er jubeln, als an ihrem ersten Tag auf See das Festland hinter dem Horizont verschwand. Die unendliche Weite, die das Schiff umgab, der endlose Himmel, der beißend kalte Wind und die eisige Gischt, die über den Schiffsbug an Bord spritzte, während die Schwertwal unter vollen Segeln dahinjagte, all das schien ihn bis ins Innerste zu reinigen.
    Er arbeitete fleißig. Man trug ihm die niedrigsten Arbeiten auf, nicht aus Gemeinheit, sondern weil er nicht lange genug an Bord blieb, um eine Sache richtig zu erlernen. Obwohl seine Hand noch schmerzte und beide Hände durch Kälte und Salz bald Risse bekamen, erledigte er seine Aufgaben gewissenhaft: Er schrubbte das Deck, kümmerte sich um das Spülwasser und half in der Kombüse. Wann immer er etwas freie Zeit hatte, ging er, nach Seregil zu sehen.
    Trotz Alecs sorgfältiger Pflege verschlechterte sich Seregils Zustand beständig. Die Entzündung breitete sich über die magere Brust aus, und rote Fieberflecken erblühten auf seinen sonst bleichen Wangen. Er roch nach Krankheit.
    Sedrish, der Koch und Heilkundige an Bord, half Alec so gut er konnte, aber auch seine Mittel brachten keine Besserung.
    »Zumindest kannst du ihn noch füttern«, bemerkte Sedrish, als er zusah, wie Alec etwas Brühe zwischen Seregils trockene, aufgebrochene Lippen träufelte. »So lange er trinkt, besteht Hoffnung.«
     
    Am dritten Tag der Reise, als Alec gerade damit beschäftigt war, ein verknotetes Tau zu entwirren, gesellte sich der Kapitän zu ihm.
    Das Wetter war gut, und Talrien schien bester Laune zu sein.
    »Es ist schade, daß du uns in Rhíminee verläßt. Ich glaube, aus dir könnten wir einen guten Matrosen machen«, meinte er und lehnte sich lässig gegen die Reling. »Die meisten Inländer verbringen ihre erste Seereise damit, ihr Essen an die Fische zu verfüttern.«
    »Damit habe ich keine Probleme«, erwiderte Alec. Das Lob freute ihn.

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