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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Feder oder zweien im Hutband zierten so manches Haupt.
    Am Nachbarkai löschte ein weiteres Schiff. Ein einziger Blick auf die Ladung genügte, um Alecs Interesse zu wecken. Er zwängte sich durch die Menge der Seeleute und Schauerleute und gesellte sich zu den Schaulustigen, die sich um eine behelfsmäßig abgetrennte Koppel versammelt hatte. Hier wurden Pferde an Land gebracht. Er hatte schon viele Pferde gesehen, aber noch keine wie diese.
    Diese Tiere waren so groß wie die schwarze Stute, die er in Wolde zurückgelassen hatte, aber weniger massig. Sie hatten lange Beine, die sich von den gerundeten Schenkeln zu den Hufen verjüngten. Fell und Mähne glichen in keiner Weise den strubbeligen Tieren, die Alec kannte, sie glänzten in der Morgensonne, als wären sie poliert. Das geschäftige Treiben ließ die Tiere unbeeindruckt. Die meisten waren fuchsrot, einige wenige schwarz oder braun. Ein schwarzer Hengst mit weißer Mähne und Schweif erregte Alecs Aufmerksamkeit.
    »Wunderschön, nicht wahr?« Biny hatte sich zu ihm gesellt.
    »Ja«, stimmte Alec bei. »Solche Pferde habe ich noch nie gesehen!«
    »Das kann ich mir vorstellen. Das sind Aurënenpferde aus dem Süden.«
    »Aurënen!« Alec packte Binys Arm und deutete auf das Schiff. »Sind das Aurënfaie dort? Weißt du, wie sie aussehen?«
    »Ne, das ist ein skalanisches Schiff. Die Aurënfaie kommen nicht hierher. Das sind Handelsfahrer, die nach Virésse fahren und die Ladung – Pferde, Schmuck, Glas und dergleichen – zurück in die Drei Länder bringen, sie fahren auf eigene Kosten.«
    Virésse. Seregil hatte einmal erwähnt, daß nur ein Hafen in Aurënen für Fremde geöffnet war.
    »Solche Pferde sind den Adligen und Reichen vorbehalten«, fuhr Bliny fort. »Ich hörte, daß die Königin kein anderes in die Schlacht reitet, ebensowenig die Kronprinzessin, die Befehlshaberin der skalanischen Kavallerie.«
    Der Hengst, den Alec bewundert hatte, kam näher, und er konnte nicht widerstehen, das edle Tier zu berühren. Zu seiner Freude drückte es den schlanken Kopf gegen seine Hand und wieherte zufrieden, als er die samtene Nase und die Stirn streichelte. Das Pferd hatte seine ganze Aufmerksamkeit auf sich gezogen, daher merkte Alec auch nicht, daß sich Biny und die Menge um ihn entfernt hatten. Erst als eine behandschuhte Hand ebenfalls das Tier streichelte, wandte Alec sich um und fand sich einer jungen Frau gegenüber, die nicht weniger exotisch aussah als das edle Pferd.
    Dunkles, kastanienbraunes Haar war streng nach hinten gekämmt und zu einem dicken Zopf geflochten, der über einen schlammverspritzten, grünen Umhang hing. Einige Locken hatten sich gelöst und rahmten sanft ihr herzförmiges Gesicht. Sie wandte sich Alec zu, der vor Ehrfurcht und Bewunderung erstarrte, als er in ihre strahlend blauen Augen blickte. Einige Herzschläge lang dachte er nur daran, daß vor ihm die schönste Frau stand, die er je gesehen hatte. Außerdem war sie ungewöhnlich gewandet: anstelle eines Kleides trug sie enganliegende Hosen aus Hirschleder und einen grünen, weißgesäumten Waffenrock, in den ein Wappen, zwei unter der Krone gekreuzte Säbel, gestickt war. Ein schweres, silbernes Halsband glitzerte im Sonnenlicht, und an dem Wehrgehänge, das sie quer über ihrer Brust trug, hing ein langes Schwert.
    »Er ist wunderschön, nicht wahr?« bemerkte sie.
    »O ja«, erwiderte Alec hastig und sah wieder das Pferd an.
    »Wolltest du ihn kaufen?« fragte sie, als das Pferd sich vorlehnte, um seinen Kopf an Alecs Schulter zu reiben. »Er scheint dich gerne zu haben.«
    »Nein! O nein – nein, ich hab’ ihn mir nur angesehen.« Alec trat zurück, plötzlich wurde er sich seiner schmutzigen, abgetragenen Kleidung bewußt. »Ich habe noch nie zuvor Aurënfaie-Pferde gesehen.«
    Ihr spontanes Lachen ließ sie trotz des Schwertes mädchenhaft erscheinen. »Du hast einen guten Blick, aber ich wollte dir nicht zuvorkommen, falls du ihn hättest haben wollen.« Sie streichelte die Nase des Tieres und sprach sanft zu ihm. »Was meinst du, mein guter Junge. Soll ich dich mit nach Hause nehmen?«
    Als wolle es antworten, schnaubte das Pferd und drückte den Kopf gegen ihre Hand.
    »Damit ist wohl alles klar«, stellte Alec fest und freute sich, daß dieses schöne Pferd in so gute Hände kam.
    »Das sehe ich auch so«, stimmte sie zu. Der Pferdehändler stand in der Nähe, und auf ihr Zeichen trat er zu ihnen und verbeugte sich tief. »Eure Pferde sind prächtig wie

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