Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
Vom Netzwerk:
ledernen Hutes hervor. Sein struppiger Bart und das dichte, schwarze Haar, das Handrücken und Unterarme bedeckte und aus dem weit offenen Hemd hervorquoll, verlieh ihm eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Bären. Sein Gewand war, wie das der meisten Drysier, schlicht und vom Reisestaub bedeckt. Er trug alle Attribute seiner Zunft, den schweren Silberanhänger, den glatten Stab und Beutel, die in verschiedenen Größen und Formen von seinem Gürtel um die wohlgerundete Mitte hingen. Tiefe Linien um seinen Mund zeugten von Humor.
    »Es war wohl ein Fluch, der auf ihm lastete«, meinte Nysander.
    »Das sehe ich«, murmelte Valerius, und seine braunen Augen blitzten, als er die Hand über Seregil gleiten ließ.
    »Was ist das?« fragte er und tippte mit dem Finger unter die offene Wunde.
    »Der Abdruck einer hölzernen Scheibe, die Seregil einige Tage lang auf der Haut trug. Ich weiß nicht, ob das Mal durch Einwirkung von Magie entstanden ist oder ob es geschah, als der Junge das Ding unachtsam abnahm. Alec, du sagtest doch, du hättest eine Rötung der Haut entdeckt, einige Tage vor diesem letzten Vorfall?«
    Unter dem scharfen Blick des Drysiers nickte Alec zustimmend.
    »Ich habe noch nie zuvor so etwas gesehen, aber es stinkt nach Zauberei.« Valerius schnüffelte, als wolle er feststellen, ob noch ein Hauch des üblen Geruchs, den er vermutete, in der Luft hinge. »Am besten entfernen wir es.«
    Der Zauberer hielt einen Augenblick lang die hohle Hand über das Mal, dann schüttelte er langsam den Kopf. »Ich denke, wir sollten es noch eine Weile in Ruhe lassen.«
    »Das letzte, was Seregil möchte, ist noch eine Narbe auf seiner hübschen Haut«, knurrte Valerius. »Vor allem eine derart auffällige! Weiß denn jemand, was das bedeutet?«
    »Daran dachte ich auch«, meinte Nysander, unbeeindruckt durch das Verhalten des Drysiers. »Trotzdem halte ich es für das beste, das Mal vorübergehend unangetastet zu lassen.«
    »Hast du eine mystische Vorahnung?« bemerkte Valerius trocken. »Nun, wie du meinst. Aber du wirst es ihm erklären, wenn er Aufhebens davon macht.«
    Der Heiler schickte alle fort und machte sich an die Arbeit. Wethis wurde gerufen, um ihm behilflich zu sein, und bald drangen Wolken von Dampf und Weihrauch aus dem Raum.
    Nysander schaffte auf einem der Arbeitstische etwas Platz, und Thero und Alec schlossen sich ihm an.
    »Bei Illior, das war schweißtreibende Arbeit.« Er sagte einen kurzen Spruch, und ein großes, in Sackleinen gewickeltes Trinkgefäß erschien auf dem Tisch vor ihnen. Es war mit einer Schicht schmelzenden Schnees überzogen.
    Alec streckte vorsichtig den Finger danach aus, um festzustellen, ob es wirklich da stand.
    »Mycenischer Apfelwein schmeckt gekühlt am besten.« Nysander lächelte. Alecs offen zur Schau gestelltes Erstaunen erfreute ihn. »Ich halte mir einen kleinen Vorrat auf dem Aposberg.«
    Die drei setzten sich. Sie genossen den milden, geeisten Wein und warteten darauf, daß der Drysier seine Arbeit beendete. Der arme Wethis rannte so oft zwischen den Räumen hin und her, um Valerius zu assistieren, daß Nysander schließlich die Tür offen ließ, um ihnen das häufige Einlassen zu ersparen.
    Schließlich kam Valerius mit dampfendem Bart aus dem Raum.
    Kommentarlos ließ er sich neben Alec auf die Bank fallen, nahm den Becher, der von seinem Gürtel hing und goß sich Wein ein.
    Ohne zunächst ihre offensichtliche Neugierde zu befriedigen, leerte er den Becher mit einem einzigen Schluck und rülpste lautstark.
    »Ich habe das Gift aus seinem Blut geholt. Er wird nun wieder gesund«, gab er bekannt.
    »War es Acotair?« fragte Thero.
    Valerius prostete ihm mit seinem Becher zu. »Es war Acotair. Ein seltenes Gift und sehr wirksam. Ich meine, es drang durch seine Haut mittels dieser Scheibe, die er um den Hals trug. Es schwächte ihn, so daß die Zauberkräfte schneller wirken konnten.«
    »Oder aus der Entfernung wirkten«, meinte Nysander.
    »Möglich. Die Kombination hätte den meisten Menschen den Tod gebracht, wenn man bedenkt, wie lange er das verdammte Ding getragen hat.«
    »Nun, du kennst ja Seregils besonderes Verhältnis zur Magie«, seufzte Nysander. »Aber du hattest Glück, nicht länger mit dem Ding in Berührung gekommen zu sein, Alec.«
    »Was meint Ihr mit Seregils besonderem Verhältnis zur Magie?« fragte Alec.
    »Er widersteht ihr irgendwie …«
    »Du meinst, er macht sie zunichte!« höhnte Valerius.
    Der spöttische Tonfall des Drysiers

Weitere Kostenlose Bücher