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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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vier«, erwiderte Seregil. »Die Geschäfte gehen in letzter Zeit schlecht, aber wir sind da vielleicht über etwas Interessantes gestolpert.«
    Mit Alecs Hilfe schilderte er in knappen Sätzen, was sie in den vergangenen zwei Tagen in Erfahrung gebracht hatten. Thero saß mit vor der Brust verschränkten Armen ein wenig abseits und nickte stumm, während er lauschte.
    »Du meine Güte, das klingt in der Tat verdächtig«, meinte Nysander, nachdem sie ihren Bericht beendet hatten. »Ich glaube, mich zu erinnern, daß vor kurzem einer von Lord Zymanis’ Kammerdienern verschwunden ist. Von gestohlenen Unterlagen habe ich aber nichts gehört. Höchst eigenartig. Ich nehme an, ihr habt vor, die Sache eingehender unter die Lupe zu nehmen, richtig?«
    Seregil nickte. »Heute nacht, aber wir müssen vorsichtig sein. Bislang ist Rythel der einzige Fisch, den wir im Netz haben. Ich will vermeiden, daß er Lunte riecht, bevor wir herausgefunden haben, wer hinter all dem steckt.«
    »Habt ihre euch schon seine Unterkunft vorgenommen?« fragte Thero.
    »Noch nicht. In Mietshäuser einzubrechen, ist denkbar schwierig – jedes Zimmer ist bewohnt, und zumeist gibt es keine Gänge, nur jede Menge Räume, die nahtlos aneinander anschließen. Ich hatte vor, zuerst einen Blick in den Abwassertunnel zu werfen und danach weiterzusehen.«
    »Ja, das scheint mir die logische Vorgehensweise«, pflichtete ihm Nysander bei.
    »Wie wollt ihr denn in den Tunnel gelangen, wenn er so streng bewacht wird?«
    »Sie bewachen nur das untere Ende, an dem noch gearbeitet wird«, entgegnete Alec. »Am oberen Ende, wo sie angefangen haben, sollten keine Wachen mehr sein. Ist auch nicht nötig, weil die Gitter ja befestigt sind, und sie oben begonnen und sich in die Unterstadt vorgearbeitet haben. Seregil glaubt, daß es zwischen der Stadtmauer und dem Meer mindestens fünf oder sechs Gitter gibt.«
    »Jeder, der vorhat, sich später daran zu schaffen zu machen, muß alle Gitter knacken«, fügte Seregil hinzu. »Ich kenne einen Zugang in der Nähe der Südmauer, der bis zum Ende des Kanals führen dürfte. Wenn wir von dieser Seite aus hingelangen, sollte es uns gelingen herauszufinden, was sie vorhaben.«
    »Wann schlagt ihr los?« erkundigte sich Nysander.
    »Heute nacht scheint mir so gut wie jede Nacht«, erwiderte Seregil und erhob sich zum Gehen. »Ich melde mich, falls wir Hilfe brauchen.«
    »Glück in den Schatten«, sagte Thero, als er an ihm vorbeischritt.
    Leicht überrascht, zog Seregil die Augenbrauen hoch, dann legte er sanft einen Finger auf die Kratzer an Theros Hals. »Dir auch.«

 
17
Torläufer
     
     
    Noch bevor auch nur ein einziges Gebäude errichtet worden war, hatten die Baumeister von Tamír dem Großen die Abwasserkanäle angelegt, wodurch der neuen Hauptstadt der unangenehme und häufig ungesunde Dreck so mancher Großstadt erspart blieb. Das unterirdische Labyrinth war so gewaltig und so oft verändert und erweitert worden, um dem Wachstum der Stadt über fünf Jahrhunderte hinweg Rechnung zu tragen, daß mittlerweile nur noch die Gilde der Nachtmeister das gesamte Ausmaß der Kloake kannte. Und sogar unter den Nachtmeistern kannten die meisten nur jenen Abschnitt, den sie selbst warteten, und sie hüteten ihr Wissen neidisch.
    Alec und Seregil warteten die zweite Wache der Nacht ab, bevor sie in den südlichen Bezirk der Stadt aufbrachen. Obwohl sie bewaffnet waren, stahlen sie sich vorsichtig voran und huschten in Seitengassen oder Durchgänge, wenn zufällig eine Patrouille der Stadtwache vorbeimarschierte.
    Der Eingang, für den sie sich entschieden hatten, befand sich auf einem kleinen Platz hinter einem Block Mietshäuser an der Südmauer der Stadt. Die niedrige, eisenbeschlagene Tür, die halb hinter einer wildwuchernden Gruppe Maulbeersträucher verborgen lag, war unmittelbar in die Mauer eingelassen. Mit dem kleinen Gitter am oberen Rand erinnerte sie Alec auf unangenehme Weise an eine Kerkertür, was er jedoch für sich behielt, als sie die Fackeln und Brecheisen ablegten, die sie mitgebracht hatten.
    Er stand hinter Seregil und hielt mit beiden Händen den Umhang hoch, um das Licht abzudecken, das vom Leuchtstock seines Gefährten ausging. Seregil kniete vor der Tür und bohrte mit einem Stocherhaken im Schlüsselloch herum. Bald ertönte mehrmals in rascher Folge ein knirschendes Klicken. Die Tür schwang in tiefe Schwärze auf. Die beiden hoben ihre Ausrüstung auf und schlüpften hinein.
    Alec befestigte

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