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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Überprüfung unterzog, bevor er den Schmied dafür bezahlte.
    Ashnazais Aufgabe bestand darin, rings um sie einen Blendzauber aufrechtzuerhalten; in Rythels Augen waren sie zwei hellhaarige, beleibte Männer mit mycenischem Akzent. Zudem ließ er einen Dra’gorgos draußen auf dem Hof Wache halten – keine besondere Herausforderung für einen Totenbeschwörer seines Könnens, aber, wie sich herausstellte, eine notwendige. Kurz nach ihrer Ankunft spürte er plötzlich einen lautlosen Ruf des Dra’gorgos. Er schloß die Augen, bediente sich des Blickes seiner dunklen Schöpfung und entdeckte einen Eindringling auf dem Dach über ihnen, einen rauhen, jungen Burschen mit einem Messer.
    Ungeziefer, dachte er. Ein gewöhnlicher Dieb. Kaum wahrnehmbar lächelnd, murmelte er einen leisen Befehl. Einen Lidschlag später spürte er, wie das Nachtschattengewächs abstürzte, und hörte einen befriedigenden Aufschlag von der Straße heraufdringen. Mardus schaute von dem Dokument auf, das der Schmied ihm zeigte.
    »Alles in Ordnung«, versicherte ihm Ashnazai, trat ans Fenster und schob einen der verzogenen Fensterläden auf. Als er auf den ausgestreckt auf dem Kopfsteinpflaster liegenden Leichnam hinabschaute, huschte eine kleine Gestalt aus den Schatten der gegenüberliegenden Straßenseite darauf zu. Rasch warf Ashnazai einen Blick in den Verstand des Unbekannten; ebenfalls ein Dieb, noch ein Kind, zu sehr von Trauer um den verschiedenen Landsmann ergriffen, um den unsteten, schwarzen Schemen zu bemerken, der über die Hauswand hinab auf ihn zuschwebte.
    Der Dra’gorgos stieß einen hungrigen, fragenden Ruf aus. Ashnazai wollte ihm gerade ein weiteres Opfer gestatten, als seine Hand auf dem Fensterbrett über etwas strich, das seine Haut mit einem unangenehmen, vertrauten Kribbeln überzog. Ungläubig beugte er sich vor, um das Fensterbrett zu überprüfen, und vergaß das Kind darüber völlig. Da, so hauchzart, daß nur ein Totenbeschwörer es erkennen konnte, prangte ein Blutfleck. Und zwar ganz besonderes Blut! Er zog das Elfenbeinfläschchen hervor und verglich die Ausstrahlung des Inhalts mit der des Blutes.
    Einer von denen. Ja, der Junge! Hier überall bekannt als Alec von Ivywell, Mündel des Aurënfaieischen Spions Lord Seregil.
    Soviel hatten sie seit ihrer Ankunft in Rhíminee in Erfahrung gebracht. Urvay hatte die lästigen Diebe in einer Villa in der Radstraße aufgespürt, wo sie sich als feine Herren ausgaben und mit Adeligen und königsnahem Volk verkehrten.
    Seither hatte Ashnazai sie ein paarmal gesehen und hätte sie jederzeit zu überrumpeln vermocht, doch sie standen immer noch unter dem Schutz der Orëska; jeder Angriff gegen die beiden hätte die wahren Feinde im Orëska-Haus aufgeschreckt. Deshalb hatte er an sich gehalten und bald danach waren der Aurënfaie und sein Gefährte ärgerlicherweise wieder in der Versenkung verschwunden.
    Einen Augenblick schloß Vargûl Ashnazai die Hand um das Fläschchen und bediente sich seiner Macht, um die Kammer nach weiteren Spuren von Alecs Blut abzusuchen: ein paar Tropfen auf dem Fensterbrett, eine Schliere auf dem Tisch neben Mardus’ Ellbogen, einen winzigen bräunlichen Kreis auf dem Fußboden neben dem hohlen Bettpfosten, den Rythel für ein ach so schlaues Versteck hielt; und allesamt höchstens ein, zwei Tage alt.
    Während er so dastand, umgeben von den Ausstrahlungen des verhaßten Jungen, übermannte Ashnazai flüchtig die Angst, die ein Jäger verspürt, wenn er erkennt, daß die Beute den Spieß umgedreht und ihn eingekreist hat. Plötzlich schrak er aus seiner stummen Wut auf, als er Rythel den Namen des Aurënfaie aussprechen hörte.
    Mardus, der dem Schmied gelassen am Tisch gegenübersaß, lauschte seinem Spitzel mit höflicher Aufmerksamkeit.
    »Lord Seregil, sagst du?« meinte Mardus und legte den Kopf leicht schief, als wäre er höchst interessiert, doch Ashnazai durchschaute die Geste; in solchen Augenblicken erinnerte Mardus den Totenbeschwörer an eine riesige Schlange, die sich eiskalt, unbarmherzig an ihr Opfer anpirscht.
    »Eine glückliche Fügung, Herr«, erklärte der Schmied voller Stolz. »Letzte Woche bin ich ihm eines Nachts zufällig in einem Spielhaus über den Weg gelaufen. Er scheint größere Summen in die Freibeuterflotte investiert zu haben und prahlt gerne damit. Ein aufgeplusterter, selbstgefälliger Laffe. Ihr kennt solche Kerle ja.«
    Mardus lächelte frostig. »Und ob. Du mußt mir alles über ihn

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