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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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alle in meinem Land willkommen heißen. Bis dahin, Aura Elustri málron.«
    »Jetzt schon?« fragte Seregil mit vor Bewegung belegter Stimme.
    Verschämt wandte Alec den Blick ab, als die beiden einander in die Arme fielen und leise in ihrer Muttersprache miteinander redeten.
    »Aura Elustri málron, Adzriel talí«, hauchte Seregil und ließ sie zögernd los. »Phroni soutúa neh noliea.«
    Adzriel nickte und wischte sich die Augen ab. Nysander trat an ihre Seite und erbot ihr den Arm. »Aura Elustri málron, Mylady. Ich begleite euch zurück zu den anderen.«
    »Nochmals vielen Dank, Nysander í Azusthra, für all deine Hilfe in dieser Angelegenheit.« Als sie sich aber zum Gehen wandte, sagte sie noch einmal etwas in ihrer Muttersprache zu Seregil und schaute dabei zu Alec.
    »Sehr richtig«, pflichtete Nysander ihr bei. »Der Junge hat ein Recht, es zu erfahren, und er sollte es von dir hören.«
    Damit geleitete er Adzriel zurück, woher sie gekommen war.
    Als Alec sich zu Seregil umdrehte, stellte er fest, daß sein Freund wieder blaß wirkte und sich in seiner Haut entschieden unwohl zu fühlen schien. »Was haben sie gemeint?«
    Seregil fuhr sich mit der Hand durchs Haar und seufzte. »Ich werde dir alles erklären, aber nicht hier.«

 
23
Enthüllungen
     
     
    Das unerwartete Wiedersehen mit seiner Schwester hatte Seregil bis in die Tiefen seines Herzens erschüttert. Auf dem Weg aus dem Palast erfüllte ihn ein Kummer, angesichts dessen Heftigkeit Alec sich benommen und hilflos fühlte. Was konnte er sagen, wie konnte er seinem Freund in dieser Sache beistehen? Und was hatte Nysander damit gemeint, daß Seregil ihm etwas zu erzählen hätte?
    Besorgt ritt er hinter seinem Freund her, während der Klang der Hufe ihrer Pferde von den Ziermäuerchen der Villengärten widerhallte, an denen sie vorbeikamen, und der ungestalte Mond gemächlich auf die westlichen Häuserdächer zusank. Alec wurde den Anblick der Träne nicht los, die langsam über Seregils Wange gerollt war. Er hätte nie für möglich gehalten, daß sein Freund überhaupt zu weinen vermochte.
    Seregil hielt kurz an, um zwei Flaschen süßen Rotwein aus dem Laden eines Winzers mitzunehmen, dann trabten sie weiter, bis sie den bewaldeten Park hinter der Lichterstraße erreichten. Dort stiegen sie ab und führten die Pferde einen Pfad entlang, der in eine Lichtung mündete.
    In der Mitte der Lichtung befand sich ein kleiner Springbrunnen, in dessen Becken sich Regenwasser und Laub gesammelt hatte. Seregil setzte sich auf den Beckenrand, reichte Alec eine Flasche, entkorkte die eigene und trank einen Schluck.
    »Na los«, forderte er Alec seufzend auf. »Du wirst es brauchen.«
    Alec stellte fest, daß seine Hände zitterten. Er trank einen langen Schluck des süßen, schweren Weins und spürte, wie sich eine wohlige Wärme in seinem Magen ausbreitete. »Leg einfach los, ja? Worum auch immer es geht.«
    Seregil, dessen Gesicht im Schatten lag, schwieg eine Weile, dann deutete er zum Mond empor. »Als ich noch ein Kind war, habe ich mich oft nachts aus dem Haus geschlichen, um im Mondlicht spazierenzugehen. Meine Lieblingszeit war der Sommer; da strömen die Menschen aus ganz Aurënen an den Berg Barok. Tagelang versammeln sie sich und warten auf den Vollmond. Wenn er dann über dem Gipfel aufgeht, erheben wir zu Tausenden die Stimmen und singen die Drachen an. Und dann ziehen sie für uns vor dem Antlitz des Mondes und rings um den Gipfel ihre Kreise, trällern zurück und hauchen rotes Feuer.
    Ein-, zweimal habe ich versucht, dieses Lied hier zu singen, aber weißt du was? Es geht einfach nicht. Ohne all die anderen Stimmen kann ich das Drachenlied nicht singen. Und so wie die Dinge im Augenblick stehen, werde ich es vielleicht nie wieder singen.«
    Alec hatte das Bild nachgerade vor Augen, das Seregil beschrieben hatte: Tausende schöne, grauäugige Menschen in weißen Kitteln mit funkelnden Juwelen, unter dem runden Mond versammelt, die Stimmen zu einer einzigen erhoben.
    Während er hier, in diesem vom Winter verschandelten Garten stand, konnte er das niederschmetternde Gewicht der Ferne nachempfinden, die Seregil von jener Gemeinschaft trennte.
    »Du hast gehofft, deine Schwester würde dir sagen, du dürftest nach Hause zurückkehren, nicht wahr?«
    Seregil schüttelte den Kopf. »Eigentlich nicht. Und das hat sie auch nicht.«
    Alec setzte sich neben seinen Freund auf den Brunnenrand. »Warum wurdest du fortgeschickt?«
    »Fortgeschickt?

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