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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Ich wurde verbannt, Alec. Verbannt wegen Verrats und eines Mordes, bei dem ich geholfen habe, als ich jünger war als du.«
    »Du?« keuchte Alec. »Das – das kann ich nicht glauben. Wie ist das passiert?«
    Seregil zuckte mit den Schultern. »Ich war dumm. Blind vor Leidenschaft habe ich zugelassen, daß mich jemand, den ich damals für meine erste große Liebe hielt, Adzriel und all den anderen entrissen hat, die mich retten wollten. Ich hatte keine Ahnung, daß mein Geliebter mich nur benutzte, ebenso wenig wußte ich, was er wirklich vorhatte, aber es hat trotzdem einen Menschen das Leben gekostet, und es war in der Tat mein Fehler. Die Einzelheiten spielen keine Rolle – noch nie habe ich jemandem soviel darüber erzählt, Alec, und mehr will ich jetzt darüber nicht sagen. Vielleicht irgendwann. Wie auch immer, jedenfalls wurden zwei von uns verbannt. Alle übrigen wurden hingerichtet, mit Ausnahme meines Geliebten. Er konnte fliehen.«
    »Ein zweiter Aurënfaie ist mit dir nach Skala gekommen?«
    »Zhahir í Aringil hat es nicht geschafft. Sobald die Küste hinter uns außer Sicht geraten war, sprang er mit einem Stein um den Hals über Bord. Damals und auch später noch viele Male hätte ich um ein Haar das gleiche getan. Die meisten Verbannten begehen früher oder später Selbstmord. Ich aber nicht. Zumindest noch nicht.«
    Die wenigen Zoll zwischen ihnen fühlten sich wie frostige Meilen an. Alec umklammerte seine Flasche und fragte: »Warum erzählst du mir das jetzt? Hat es etwas mit dem zu tun, was Nysander meinte?«
    »In gewisser Weise. Ich will einfach, daß es zwischen uns keine Geheimnisse mehr gibt, nicht nach dieser Nacht.« Er trank einen weiteren Schluck und rieb sich die Augenlider. »Nysander drängt mich schon, es dir zu sagen, seit er dich zum ersten Mal getroffen hat.« Seregil wandte sich Alec zu und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Alec, du bist ein ’Faie.«
    Grabesstille trat ein.
    Wohl hörte Alec die Worte, doch einen Augenblick schien er außerstande, sie aufzunehmen und ihren Sinn zu begreifen. Seit sie vom Palast aufgebrochen waren, hatte er im Geiste ein gutes Dutzend düsterer Möglichkeiten durchgesponnen, diese jedoch war nicht darunter gewesen. Er fühlte, wie ihm die Flasche aus den Fingern glitt und auf das feuchte, tote Gras zwischen seinen Füßen plumpste. »Das kann nicht sein!« stieß er mit brüchiger Stimme hervor. »Mein Vater war kein …«
    Doch plötzlich fügte sich alles zusammen – Seregils Fragen über seine Eltern, Nysanders schleierhafte Bemerkungen, all die Gerüchte, daß er und Seregil irgendwie verwandt wären. Die Wucht dieser unerwarteten Offenbarung ließ ihn taumeln. Seregils Griff um seine Schulter verstärkte sich, doch er spürte es kaum.
    »Meine Mutter.«
    »Die Hâzadriëlfaie«, sagte Seregil sanft, »von jenseits des Ravensfell-Passes nahe der Ortschaft, wo du geboren wurdest.«
    »Aber woher weißt du das?« flüsterte Alec. Er fühlte sich, als wäre er aus dieser Welt in eine andere, unbekannte geschleudert worden, die er nicht zu begreifen vermochte. Gleichzeitig ergab alles auf gräßliche Weise einen Sinn: seines Vaters Verschwiegenheit über seine Mutter, sein Mißtrauen gegenüber Fremden, seine Kälte. »Ob sie immer noch dort ist?«
    »Weißt du noch, wie ich dir erzählt habe, die Hâzadriëlfaie hätten Aurënen vor langer, langer Zeit verlassen? Und daß sie anders sind als wir? Sie dulden keine Außenseiter, ganz besonders keine Menschen, und sie töten Mischlingskinder unmittelbar nach der Geburt, ebenso deren Eltern. Irgendwie hat es deine Mutter wohl geschafft, sich lange genug abzusetzen, um deinen Vater kennenzulernen und dich zu bekommen, aber letzten Endes muß ihr eigenes Volk sie aufgespürt haben. Selbst wenn sie aus freien Stücken zurückgekehrt ist, hätte sie dennoch die Todesstrafe erwartet. Es kommt einem Wunder gleich, daß dein Vater und du ihnen entwischt seid. Er muß ein außergewöhnlicher Mann gewesen sein.«
    »Das Gefühl hatte ich nie.« Alecs Puls hämmerte ihm bis in die Ohren. Das alles war zu viel für ihn, viel zuviel. »Ich verstehe das nicht. Wie kannst du etwas darüber wissen?«
    »Mit Sicherheit weiß ich gar nichts, aber es paßt zu den Tatsachen, die uns bekannt sind. Alec, es führt kein Weg daran vorbei, daß du ein ’Faie bist . Die ersten Anzeichen sind mir schon an jenem Morgen in den Bergen aufgefallen, aber damals wollte ich es nicht wahrhaben.«
    »Warum

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