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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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er kaum noch mit dem kleinen Zeh wackeln konnte.
    »Wir wollen dir nichts tun«, sagte derjenige, der seine Arme hielt. Es war eine ruhige Männerstimme. »Ich will etwas über Tym erfahren.«
    »Weiß aber nix!« wimmerte Skut und krümmte sich hilflos.
    »Oh, fang bitte nicht so an, ja? Es heißt, du hättest gesehen, wie es passiert ist. Ich will nur mit dir darüber reden. Beruhig dich erst mal, und ich will dafür sorgen, daß du es nicht bereust.«
    Skut wehrte sich noch einen Augenblick und spannte den dürren Leib wie eine Bogensehne, dann gab er auf. Wer auch immer ihn festhielt, hatte eindeutig nicht vor, von ihm abzulassen.
    »Na schön. Ich erzähl’s euch. Aber laßt mich runter.«
    »Setz ihn ab.«
    Skut fühlte, wie seine Füße losgelassen wurden, der Griff um Brust und Arme hingegen blieb unverändert.
    »Benimmst du dich jetzt?«
    »Hab’ ich doch gesagt, oder?« murmelte Skut, dem das Herz bis in die Kehle pochte.
    »Setz dich hin.«
    Skut gehorchte, dann kreischte er auf, als ihm etwas Schweres auf die Oberschenkel gestellt wurde. Er lugte unter dem Rand des Umhangs hervor und sah, daß es sich um einen groben Sack handelte.
    »Na los, mach ihn auf«, drängte der Mann, der immer noch hinter ihm stand. Vor sich erspähte er die Stiefel eines weiteren Mannes, der bislang noch kein Wort von sich gegeben hatte.
    Mit zitternden Händen öffnete Skut den Sack und stellte erstaunt fest, daß er eine kleine Wurst, ein Stück Käse und ein halbes Dutzend gekochter Eier enthielt. Der leckere Duft war unwiderstehlich verlockend, dennoch blieb er mißtrauisch. Derjenige, der dauernd redete, hörte sich nach einem Hochwohlgeboren an. Was hatte so einer nur mit Tym zu schaffen gehabt?
    »Alles in Ordnung«, sagte der zweite, der nun zum ersten Mal das Wort ergriff. Ebenfalls ein Mann. »Nur zu, iß. Du siehst aus, als könntest du es brauchen.«
    Der Duft der geräucherten Knoblauchwurst war zu viel für Skut. Er betete, sie möge nicht vergiftet sein und biß vorsichtig ein winziges Stück ab, dann ein weiteres.
    »Was ist mit Tym passiert?« fragte der erste Mann.
    »Vom Dach abgestürzt, das ist alles«, antwortete Skut zwischen zwei Bissen.
    »Tym ist abgestürzt?«
    Schulterzuckend schälte Skut mit dreckigen Fingern eines der Eier. »Hab’s selbst gesehen. Er hat nich’ geschrien oder so, is’ einfach runtergekippt.«
    »Niemand hat seine Leiche gefunden. Bist du sicher, daß er tot war?«
    »Klar!« schnaubte Skut. »Glaubste, ich hätt’ nich’ nachgeguckt? Der Bastard hatte mich noch nich’ bezahlt. Sein Kopp war ganz eingedrückt und aufgeplatzt. Und keinen roten Heller hat er bei sich gehabt, noch nich’ mal sein Messer.«
    Sein für ihn unsichtbarer Befrager schien sich die Aussage durch den Kopf gehen zu lassen. »Was hast du dort getan? Wofür wollte er dich bezahlen?«
    »Na ja …« Skut zögerte. »Schätze, ich kann’s euch ruhig sagen, jetzt, wo er tot is’ und so. Hab’n Haus für ihn beobachtet, das, von dem er runtergefallen is’.«
    »Welches Haus?«
    »’n Mietshaus in der Segelmacherstraße. Tym meinte, ich sollte die Augen nach dunklen Gesellen offenhalten, besonders nach Einbrechern und Torläufern. Und auch nach Nachtmeistern.«
    »Wie lange hast du es beobachtet?«
    »Fast ’ne ganze Woche.« Die Wurst schmeckte köstlich, besser als jede, die er je gegessen hatte. Solchermaßen bestärkt, fügte er hilfsbereit hinzu: »Hab’ auch einen gesehen. Am Tag, bevor Tym abgestürzt is’, kam Pry der Käfer vorbei.«
    »Hat Tym dir gesagt, weshalb er wollte, daß du nach diesen Burschen Ausschau hältst?«
    »Ne, und ich hab’ nich’ gefragt. Wenn Tym wollte, daß man was tat, dann hat man’s einfach getan«, erklärte Skut und fügte ein wenig spitz hinzu: »Und wär’ er nich’ gestorben, dann hätt’ er mich auch bezahlt.«
    Freundlich kicherte der Mann. »Ein wahrhaft ehrenwerter Mann, unser Tym. Hast du irgend jemanden auf dem Dach gesehen oder etwas Verdächtiges gehört, bevor er abgestürzte ist?«
    Geistesabwesend zerdrückte Skut eine Laus auf seinem Ärmel, während er angestrengt nachdachte. »Nee, gar nix.«
    »Was wollte er denn überhaupt auf dem Dach?«
    »Er hat gesagt, er wollte den Kerl belauschen, den er beobachtet hat, weil der hat nämlich im Obergeschoß gewohnt. Dort isser auch vom Dach gekippt, genau überm Fenster. Ihr macht mich doch jetzt nich’ alle oder so, oder?«
    »Nein, aber ich gebe dir einen guten Rat. Tauch unter und halt die

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