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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Abendessen; das Klirren des Geschirrs würde jedwedes Geräusch übertönen, das Seregil unter Umständen verursachte, während er über die Schindeln schlich.
    Während Alec unten Wache hielt, erklomm Seregil die wackelige Treppe an der Rückseite des Hauses und zog sich auf das Dach hoch. Dann schlang er ein Seil um einen Kamin und kroch vorsichtig zur Traufe über Rythels Fenster hinunter.
    Sogleich erblickte er das Messer, das unübersehbar in der Dachrinne funkelte.
    Ausgestreckt auf dem Bauch liegend, mit dem Gesicht nur wenige Zoll von dem Messer entfernt, betrachtete Seregil die Klinge eine Weile und fragte sich, wie es möglich war, daß Tym, der flinke, gerissene, todbringende Tym, am Rand eines kahlen Daches ertappt worden war und keinen Tropfen Blut vergossen hatte, bevor er starb.
    Du warst gut, Tym, aber anscheinend finden wir alle früher oder später unseren Meister, dachte er und griff nach dem Messer des toten Diebes. Der Gedanke jagte ihm einen kurzen, kalten Schauder über den Rücken, als er den zerschrammten Griff umfaßte. Doch unmittelbar darauf folgte die noch schauderhaftere Erinnerung daran, daß er Alec losgeschickt hatte, um in das Zimmer einzusteigen. War es etwas anderes als Illiors Glück, daß derjenige, mit dem Tym zusammenstieß, nicht zur Stelle gewesen war, als Alec dem Zimmer einen kleinen Besuch abstattete?
    Mit einem stummen Dankgebet auf den Lippen steckte er das Messer in den Gürtel und verschwand auf dem Weg, den er gekommen war. Alec wartete auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
    »Ich hab’ den Hof überprüft«, berichtete er Seregil. »Das ist alles, was ich gefunden habe.« Er hielt einen kleinen, kunstvollen Elfenbeinknopf hoch. »Sooft ich Tym gesehen habe, trug er unter all dem Dreck immer ziemlich protzige Kleider.«
    Seregil nickte. »Stimmt. Was ist mit Blutflecken?«
    »Zu viel Regen und Fußgängerverkehr. Hattest du mehr Glück?«
    Beim Anblick des Messers weiteten sich Alecs Augen ein wenig. »Da brat mir doch einer … Aber was bedeutet das für uns?«
    »Einen Riesenhaufen Mist, fürchte ich«, seufzte Seregil. »Ich nehme an, die Karte ist längst verschwunden, und es dauert noch zwei Tage, bis wir uns vergewissern können. Bis dahin ist Rythel mit seiner Arbeit in der Kloake fertig, und wir haben immer noch keinen blassen Schimmer, wer hinter alldem steckt. Und jetzt hat mich dieser Hundesohn obendrein noch um einen guten Dieb gebracht.«
    Alec schaute hinauf zu der Stelle, an der Tym vom Dach gestürzt war. »Hätte Nysander uns in jener Nacht nicht gerufen …«
    Seregil schüttelte den Kopf. »Wären wir jetzt entweder klüger oder selbst tot. Es hat keinen Sinn, darüber Vermutungen anzustellen. Es ist an der Zeit, sich unseren Mann zu greifen, aber wir müssen es schnell und unauffällig tun. Und dafür brauchen wir die Hilfe eines Zauberers.«
    Abermals berührte er Tyms Dolch. »Vielleicht kann Nysander damit etwas anfangen, während wir uns darum kümmern. Sehen wir nach, ob er zu Hause ist.«
    Sie galoppierten durch den Hafenweg und preschten in vollem Braus durch die Straßen auf das Orëska-Haus zu. Als sie endlich die Turmspitzen vor sich aufragen sahen, stellten sie erleichtert fest, daß im Ostturm ein Licht brannte.
    Sie fanden Nysander und Thero bei der Arbeit an einer Reihe übelriechender, blubbernder Kessel und Schmelztiegel. An einem Ende der Werkbank bildete eine Handvoll unpolierter, breiter Pfeilspitzen einen kleinen Haufen auf einer Lederunterlage. Seregil beobachtete, wie sich Alecs Augen darauf hefteten, doch sie hatten dringendere Dinge zu erledigen.
    »Kannst du damit irgend eine Sichtung vornehmen?« fragte er und zeigte Nysander Tyms Dolch.
    Der Magier wischte sich die Hände an einem fleckigen Lappen ab, nahm das Messer, drehte es eine Weile in den Fingern, dann umfaßte er es und schloß die Augen.
    Kurz darauf jedoch schüttelte er den Kopf und reichte es Thero. »Dem Dolch haftet ein Hauch Magie an, aber ich vermag nicht zu sagen, welcher Art oder seit wann.«
    »An Gegenständen bleibt selten viel hängen«, erklärte Thero. »Sein Leichnam hätte uns gewiß mehr verraten.«
    »Offenbar wußte das auch jemand anders«, murmelte Seregil und ließ sich mürrisch grunzend auf die nächstbeste Bank plumpsen. »Das alles führt zu nichts! Greifen wir uns doch einfach Rythel. Übermorgen fängt das Wochenende an. Ich schlage vor, wir beobachten ihn bis dahin und schlagen dann zu.«
    »Das scheint mir der nächste

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