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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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verebbte der Pfeilhagel; statt dessen preschten Schwertkämpfer zwischen den Bäumen hervor und griffen die Schlitten wild brüllend zu Fuß an.
    »Jetzt feuert, auf beide Seiten!« gellte Beka und rappelte sich auf die Beine. Ohne einen Gedanken an etwaige Bogenschützen zu verschwenden, die womöglich noch zwischen den Bäumen lauerten, schoß sie Pfeil um Pfeil auf die heranstürmenden Schwertkämpfer ab und streckte drei davon nieder. Zum ersten Mal seit Beginn des Geplänkels wurde ihr bewußt, daß sie Menschenleben auslöschte, doch der Gedanke bewirkte keine Gefühlsregung. Das Surren der Bogensehnen und die Schlachtrufe und -schreie erfüllten ihren Verstand und verdrängten alles andere. Rethus, der neben ihr stand, schoß mit der gleichen stummen Entschlossenheit.
    Ein Pfeil erfaßte die Schulter ihres Wappenrocks und nagelte den Umhang an die Seite des Schlittens hinter ihr. Ungestüm riß sie die Haltebrosche ab, sank auf ein Knie und feuerte weiter.
    Ein Dutzend Banditen oder mehr fiel unter ihren Pfeilen, aber mindestens ebenso viele rückten immer näher.
    »An die Schwerter!« brüllte Beka. Sie zog die Klinge und trat vor, um sich einem bärtigen Mann in zerschrammtem Lederwams und zerlumptem Beinkleid entgegenzustellen. Geschickt duckte sie sich unter einem Hieb seines Breitschwertes hinweg, wirbelte herum und zielte auf seinen Nacken. Tausende Male hatte sie diesen Schlag gegen ihren Vater und andere geübt; nun jedoch vergoß sie damit erstmals Blut.
    Aber dem Mann folgten zahlreiche weitere Feinde nach, und sie zog mit der linken Hand einen langen Dolch, mit dem sie Schwünge auf ihre ungeschützte Seite abwehrte.
    Syrtas befand sich rechts von ihr, Kaylah links. Sie gaben einander bestmöglich Deckung und bewegten sich auf die Gruppe der Banditen zu.
    Die Angreifer auf Bekas Seite waren ihr zwar zahlenmäßig wenigstens drei zu eins überlegen, aber sie erkannte rasch, daß die meisten von ihnen sich mehr auf Muskelkraft denn auf Geschicklichkeit verließen. Mit geradezu enttäuschender Leichtigkeit wich sie einem weiteren Hieb aus und durchbohrte einen Mann, dann zog sie die Klinge noch rechtzeitig frei, um damit einem weiteren Gegner auf den Arm zu dreschen, der Kaylah angriff. Das Mädchen schenkte ihr ein flüchtiges Grinsen, dann stürzte es auf einen großen, spindeldürren Jungen los, der den Schwanz einzog und floh.
    Als Beka sich umsah, stellte sie fest, daß mittlerweile auch berittene Krieger am Werk waren. Mercalle und die anderen waren irgendwann zurückgekommen und mischten nunmehr munter mit, zersprengten die Knäuel der Angreifer und streckten die einzelnen Feinde mit Schwerthieben nieder.
    Die Banditen befanden sich bereits auf dem Rückzug, als weitere Soldaten der Reiterei der Königin aus der Richtung der Kolonne die Straße herandonnerten, mit Tobin an der Spitze und Portus und Braknil neben ihm. Die Feinde suchten das Weite, und die Reiter folgten ihnen, trieben sie in den Wald und sprangen aus den Sätteln, um sie zu jagen.
    »Kommt mit!« schrie Beka und scharte ihre blutverschmierten Kameraden um sich. »Wir wollen auch noch was von dem Spaß haben!«
     
    Nachdem der Kampf vorüber war, lagen mehr als zwanzig Angreifer tot im Schnee. Bekas Reiter hatten kaum mehr als ein paar Schwertschnitte und Pfeilwunden erlitten. »Bei der Flamme, das war aber eine ziemlich große Bande!« rief Mercalle aus.
    Der Anführer der Kutscher kroch unter dem Schlitten hervor. »Sieht ganz nach der Rotte des alten Garon aus. Schon seit fast drei Jahren fallen sie im ganzen Tal immer wieder über Händler her. Die Vogte konnten sie nie fassen.«
    »Diesmal haben sie sich die falsche Beute ausgesucht«, bemerkte Feldwebel Braknil und kam grinsend herüber, um sich zu ihnen zu gesellen. »Mir scheint, Ihr hattet die Dinge recht gut in der Hand, als wir hier ankamen, Leutnant.«
    »Ich war mir da weniger sicher«, erwiderte Beka und bemerkte zum ersten Mal, wie zittrig sich ihre Beine anfühlten. »Was tut Ihr überhaupt hier? Nicht, daß ich nicht froh wäre, Euch zu sehen.«
    »Als Barius und Marten aufgetaucht sind, habe ich Tobin und Arna zurückgeschickt«, erklärte Mercalle. »Aber plötzlich kamen sie wieder angeprescht und haben mir berichtet, daß Ihr angegriffen würdet. Sie wußten nicht, wer oder wie groß die Streitmacht war, deshalb habe ich Arna zurück zur Kolonne gesandt, um Hilfe zu holen; ich selbst bin mit den anderen losgehetzt. Wie sich herausstellte, hatte Braknil die

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