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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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unsere grünen Krieger davon abgehalten hat, alle Pfeile in die Büsche zu pfeffern, worauf die Angreifer vermutlich nur gewartet haben. Ich war es vielmehr, die heute einen Fehler begangen hat.«
    Überrascht schaute Beka sie an, doch Myrhini bedeutete ihr, sie nicht zu unterbrechen. »Ich nahm an, es wäre unbedenklich, eine Dekurie allein loszuschicken, weil wir uns auf neutralem Gebiet befinden. Wäre die ganze Turma bei Euch gewesen, hätten diese Räuber nie und nimmer angegriffen. Natürlich wart Ihr viel zu taktvoll und unerfahren, um mich darauf hinzuweisen, als ich den Befehl erteilt habe, richtig?«
    Beka war außerstande, das geheimnisvolle Lächeln der Offizierin zu deuten. »Nein, Hauptfrau, mir wäre auch nie in den Sinn gekommen, daß wir zum Vorrätebesorgen mehr Leute brauchen könnten.«
    »Dann haben wir uns beide geirrt«, stellte Myrhini fest. »Aber lernen und leben, wie ein gewisser Freund von Euch zu sagen pflegt. Ihr habt Euch wacker geschlagen, Leutnant. Feldwebel Mercalle ist übrigens der Ansicht, Ihr seid aus dem Holz, aus dem gute Krieger geschnitzt sind.«
    »Ach ja?« fragte Beka, die sich einerseits über das Lob der Veteranin freute, andererseits ein wenig gekränkt war, weil Mercalle dieses Vertrauen in Bekas Fähigkeiten zuvor augenscheinlich gefehlt hatte. »Wie kommt sie darauf?«
    »Ich glaube, es war die Art, wie Ihr während des Kampfes gegrinst habt«, antwortete Myrhini. »Zumindest hat sie das von denjenigen gehört, die neben Euch gefochten haben. Sagt, hattet Ihr Angst?«
    Beka ließ sich die Frage einen Augenblick durch den Kopf gehen. »Eigentlich nicht. Wenigstens nicht während der Schlacht.«
    »Sakor hilf!« rief die Hauptfrau aus und schüttelte den Kopf. Aber Beka hatte den Eindruck, sie hörte sich erfreut an.

 
25
Noch mehr Rätsel ohne Lösung
     
     
    Skut steckte den gestohlenen Brotlaib unter das Hemd und preschte durch die frühabendliche Menschenmenge auf dem Marktplatz. Hinter sich hörte er den wutentbrannten Brotverkäufer brüllen: »Haltet ihn, haltet den Dieb!« Ein paar Leute griffen halbherzig nach ihm, doch das Mitgefühl des Küstenvolkes gehörte augenscheinlich ihm. Bald gab der Brotverkäufer, weil er sich scheute, seine Ware unbeaufsichtigt zu lassen, die Verfolgung auf und kehrte zu seinem Handkarren zurück.
    Skuts leerer Magen krampfte sich vor Hunger zusammen; Tyms plötzlicher Tod vor drei Tagen hatte ihn ziemlich aus der Bahn geworfen, und er hatte seither fast überhaupt nichts zu essen gehabt. Sich das Brot zu greifen, war eine Verzweiflungstat gewesen, aber er konnte den beißenden Schmerz in seinen Eingeweiden einfach nicht länger ertragen.
    Während er mit einem Auge ständig nach Ärger Ausschau hielt, bahnte er sich den Weg durch dreckige Seitengassen zu einem verfallenen Lagerbau am Westrand der Unterstadt, seinem gegenwärtigen Zuhause. Eine Wand hatte einst in Flammen gestanden und war eingestürzt, und der ganze Ort stank nach schalem Rauch, aber eine Dachkammer war noch unversehrt. Behutsam stieg er über das Geröll hinweg und erklomm die behelfsmäßige Leiter, die zu dem Zimmerchen hinaufführte.
    Unten war der Boden in das Licht der Abenddämmerung getaucht, das hintere Ende der Dachkammer hingegen lag bereits im Schatten. Die grauen Tauben, die im Gebälk darüber hockten, gurrten argwöhnisch, als er über den Rand der Plattform spähte.
    »Kaber, biste da?«
    Keine Antwort.
    Was Skut als Erleichterung empfand. Seit einer Woche hatte er Kaber nicht mehr gesehen und war keineswegs traurig darüber. Der ältere Junge hatte zwar einen gewissen Schutz bedeutet, doch er war auch faul und hatte sich vor kurzem angewöhnt, Skut zu schlagen, wenn er nicht genug zu essen für sie beide nach Hause brachte.
    Er ging zu dem rostigen Kohlenbecken in der Mitte der Dachkammer und tastete nach dem Anmachzeug. Gerade hatte er die Hand um die Zunderschüssel geschlossen, als er hinter sich eine Bewegung wahrnahm.
    Skut galt als flinker Bursche, doch diesmal war er zu langsam. Bevor er aufspringen konnte, hatte ihm bereits jemand einen schweren Umhang über den Kopf gestülpt und hielt seine Arme fest.
    Halsabschneider! dachte Skut verzweifelt.
    Er wand und wehrte sich aus Leibeskräften und spürte zufrieden, wie sein Fuß kräftig gegen etwas trat. Ein leises, schmerzerfülltes Stöhnen erklang, dann aber packten starke Arme seine wild um sich fuchtelnden Beine. Seine Häscher hoben ihn vom Boden auf und hielten ihn so fest, daß

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