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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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irgendwohin zurückzuziehen, um sich ungestört bei einem Getränk zu unterhalten. Eine abgeschiedene Kammer in dem Spielhaus würde für Seregils Zwecke allemal reichen.
    Gerade hatte er dem Schmied das Angebot unterbreitet, da tauchte ein zerlumpter Bursche mit einer Nachricht für Rythel auf.
    Der legte die Karten beiseite, überflog den Pergamentbogen und steckte ihn sorgfältig in die Manteltasche.
    »Ihr müßt mich entschuldigen«, sagte er, während er seine Gewinne in der Geldbörse verschwinden ließ. »Ich muß mich um eine Kleinigkeit kümmern, brauche aber gewiß nicht lange. Können wir uns hier in, sagen wir ein, zwei Stunden treffen?«
    »Ich bin vermutlich ohnehin fast die ganze Nacht hier«, erwiderte Seregil und nickte verständnisvoll. Dann, um den Köder noch schmackhafter zu gestalten, zwinkerte er dem Schmied verheißungsvoll zu. »Es gibt da eine Kleinigkeit, bei der ich Eure Hilfe zu schätzen wüßte. Eine höchstwahrscheinlich ausgesprochen einträgliche Kleinigkeit. Wir können ja darüber reden, wenn Ihr zurückkommt.«
    »Stets zu Diensten, Herr.« Er verbeugte sich vor Seregil und den anderen und hastete zur Tür hinaus.
    »Und da mein Partner mich nun verwaist hat, werde ich die Gelegenheit für eine kleine Erfrischung nutzen.« Seregil verließ den Tisch, holte seinen Umhang und eilte hinaus.
    Zu seiner Überraschung sah er, wie Rythel zu Fuß davonschlenderte. Seregil folgte ihm in sicherem Abstand.
    Es war eine laue Nacht. Die letzten schmutzigen Schneereste verdampften in der feuchten Luft und vermengten sich mit dem leichten Nebel, der vom Hafen herauftrieb. Der Frühling hielt rasch Einzug in Skala; der naßkalte, modrige Geruch, der ihn begleitete, erfüllte die Luft.
    Rythel pfiff leise vor sich hin, während er die Lichterstraße hinter sich ließ und um den Astellusplatz herum zur Fackelstraße ging. Diese führte alsbald in die schmäleren Gassen des nahegelegenen Händlerbezirks.
    Wohin in Bilairys Namen will er nur? fragte sich Seregil.
    Rythel verschwand vor ihm um eine Ecke. Seregil lief ihm gerade nach, um zu ihm aufzuschließen, als das panische Wiehern außer Rand und Band geratener Pferde die Stille der Nacht zerriß. Er rannte zu der Ecke und erblickte etwa dreißig Fuß entfernt Rythel, der wie erstarrt mitten auf der Fahrbahn stand, während aus den Nebelschlieren ein Gespann Zugpferde auf ihn zupreschte; der schwere Wagen, den sie zogen, schleuderte wild hin und her. Die Straße war entsetzlich schmal; selbst wenn es Rythel gelänge, den Rössern auszuweichen, würde ihn der Karren fast sicher zermalmen.
    Ein alptraumhaftes Gefühl der Hilflosigkeit überkam Seregil; er konnte nicht einmal aufbrüllen, während Rythel mit erhobenen Händen verharrte, als wollte er den Tieren dadurch Einhalt gebieten.
    Das vorderste Pferd erfaßte ihn mit voller Wucht; ein abgehackter, kurzer Schrei ertönte, dann zertrampelten ihn die schweren Hufe. Unmittelbar danach brach der Karren seitwärts aus, und ein Bein, abgetrennt von einem der eisenbeschlagenen Räder, flog darunter hervor.
    Seregil sprang zurück, brachte sich hinter der Ecke in Sicherheit und beobachtete, wie das Gespann vorbeidonnerte.
    Schaum spritzte von den Nüstern der Rösser, panisch rollten sie mit den Augen. Auf der Fahrerbank saß kein Kutscher. Ein langer Zügel hüpfte nutzlos auf den Rücken der Tiere auf und ab.
    Als der Wagen vorbeisauste, sah Seregil, daß auf der Ladefläche mehrere große Fässer verzurrt waren.
    Ein Braukarren auf der nächtlichen Rundfahrt?
    Wie in einem Alptraum tauchte das Gespann mit klappernden Hufen und klirrendem Geschirr wieder in die Nebel ein und verschwand.
    Mit gezogenem Schwert kauerte sich Seregil in die Schatten, bis das Getöse in der Ferne verhallt war. Angespannt wartete er, ob jemand kommen würde. Nachdem alles ruhig blieb, rannte er zu Rythel hinüber, der zertrampelt auf dem feuchten Kopfsteinpflaster lag.
    Bittere Galle stieg Seregil in die Kehle. Selten hatte er einen Menschen derart übel zugerichtet gesehen. Der Leib war völlig zermalmt. Als er einen vertrauten, säuerlichen Geruch unter dem gräßlichen Moder erkannte, der von dem zerquetschen Fleisch aufstieg, preßte er den Handrücken auf den Mund.
    Auf diesen Wein habe ich dich eingeladen, dachte Seregil und wandte die Augen vom freiliegenden Inhalt des aufgerissenen Bauches ab.
    Die Lippen vor Wut und Ekel fest zusammengepreßt, schleifte er das abgetrennte Bein herbei und legte es auf den

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