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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Pferd. Aber auf dem Hügelpfad um diese Jahreszeit? Bei Dalna, du kannst froh sein, daß du es überhaupt bis hierher geschafft hast.«
    Das Licht der Spätnachmittagssonne begann bereits zu verblassen, als sie Lord Warniks befestigtes Anwesen erreichten. Ein Tor in der Außenmauer schwang weit auf, um die Karren hineinzulassen; rumpelnd kamen sie auf dem Lieferantenhof zum Stehen.
    »Wir haben jemanden dabei, der mit einem der Gäste des Lords reden möchte«, sagte der Fuhrmann zum Vogt, der herauskam, um sich der Ladung anzunehmen.
    »Ich suche nach Micum Cavish von Watermead«, erklärte Alec. »Ich muß sofort mit ihm sprechen.«
    Der Vogt musterte ihn eingehend, dann winkte er einen Stallburschen herbei, der in der Nähe herumlungerte. »Portus, lauf los und such Sir Micum. Sag ihm, hier ist ein Botenjunge, der auf dem Lieferantenhof seiner Gnade harrt.«
    Alec verkniff sich ein Lächeln, dann verabschiedete er sich vom Fuhrmann und dessen Frau. Auf dem Hof war ein großes Kohlenbecken aufgestellt worden, und er schlenderte hinüber, um sich zu den Wachen und Bediensteten zu gesellen, die sich darum scharten. Da ihn die Fahrt auf dem offenen Karren und in nassen Kleidern völlig durchfroren hatte, hockte er sich dicht ans Feuer und schenkte den neugierigen Blicken keine Beachtung, die sein Schwert und die dreckigen Lumpen anzogen.
    Wenige Minuten später sah er Micum auf den Lieferantenhof schreiten. Er trug einen feinen Umhang und Pelze und wirkte ziemlich verärgert.
    »Hier sucht jemand nach mir?« rief er aus.
    »Ich, Herr«, erwiderte Alec und entfernte sich widerwillig vom Feuer.
    »Was liegt denn an?« wollte Micum ungeduldig wissen. Als er näherkam und Alec erkannte, blieb er unvermittelt stehen. »Bei der Flamme …!«
    »Seid gegrüßt, Sir Micum«, sagte Alec und tarnte eine verstohlene, warnende Geste durch eine gezierte Verbeugung. »Können wir uns irgendwo ungestört unterhalten?«
    Micum packte Alec am Arm und zog ihn in den Stall. Dort ergriff er aus einem Abteil eine Pferdedecke und reichte sie dem Jungen.
    »Was ist denn mit dir passiert?« flüsterte er. »Und was tust du ausgerechnet hier?«
    Dankbar wickelte sich Alec in die modrige Decke, setzte sich auf einen umgedrehten Eimer und lehnte sich mit dem Rücken an einen Pfosten. »Das ist eine lange Geschichte«, sagte er. »Auf dem Hügelpfad bin ich einem Banditen in die Hände gefallen, und …«
    »Der Hügelpfad? Was für ein Teufel hat dich denn geritten, daß du um diese Jahreszeit den Hügelpfad nimmst?«
    Erschöpft winkte Alec ab. »Glaub mir, diesen Fehler begehe ich nie wieder.«
    »Und Banditen haben dich auch noch angegriffen. Warst du zu Fuß unterwegs?«
    »Ursprünglich nicht. Ich habe mir auf Watermead ein frisches Pferd geborgt; das haben sie mir gestohlen. Das heißt, sie hat es gestohlen, diese Frau. Den Mann habe ich getötet … Na, wie auch immer, ich bezahle dir das Pferd, und ich brauche noch eins, um von hier nach Hause zu gelangen. Aber ich bin nicht hergekommen, um dir das zu erzählen. Seregil und Nysander glauben, daß wir vier – die beiden, du und ich – irgendwie in eine Prophezeiung verstrickt sind, die etwas mit dem Verzehrer des Todes und mit der hölzernen Münze zu tun hat, die wir oben in Wolde gefunden haben.«
    Micum wirkte weniger überrascht, als Alec erwartet hatte. »Nach allem, was ich im Fen-Gebirge gesehen habe, ergibt das durchaus einen Sinn. Aber was geht uns das an?«
    Alec berichtete ihm, was Nysander Seregil offenbart hatte, außerdem von seiner eigenen Träumen und von der möglichen Verbindung zwischen der Münze und den Plenimaranern.
    Wortlos lauschte Micum. Nachdem Alec geendet hatte, schüttelte er träge den Kopf. »Diese Illiorer und ihre Träume. Willst du damit sagen, er hat dich ganz allein bei diesem Wetter hier raufgeschickt, nur um mir zu sagen, daß etwas Schlimmes geschehen könnte, wobei er noch nicht einmal sicher ist, um was es sich handelt?«
    »Na ja … ja. Aber Seregil meint, daß Nysander uns nach wie vor etwas verschweigt und ernsthaft besorgt zu sein scheint.«
    »Wenn Nysander tatsächlich besorgt ist, sollten wir besser auf der Hut sein. Aber jetzt müssen wir dir erst mal trockene Klamotten besorgen. Und ich wette, du hast auch den ganzen Tag noch nichts gegessen. Komm mit hinein.«
    »Besser nicht«, widersprach Alec. »Seregil wollte nicht, daß Kari oder sonst jemand mich sieht, schon gar nicht in diesem Aufzug.«
    »Na schön. Du wartest hier; ich

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