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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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kannte Nysanders Eigenheiten, seine Gewohnheiten, ganz zu schweigen von seinem Wissen um die Schutzmaßnahmen der Orëska. Die Abwasserkanäle unter diesem Ort sind durch mehr als bloß Eisengitter gesichert. Er hat sie hereingelassen! Bei Bilairys Eingeweiden, er hat sie herein gelassen!«
    »Das ist noch nicht bewiesen«, schränkte Micum ein, doch Seregil schenkte ihm keinerlei Beachtung.
    »Er wußte, wann ich in der Gegend war und wo ich gewohnt habe!« Bleich vor Zorn drosch Seregil mit der Faust gegen die Wand. »Agrai methíri dös prakra, er hat uns alle hinters Licht geführt. Dem stopfe ich die eigenen Nüsse ins Maul, wenn ich ihn finde. Lasöt arma kriúnti …!«
    Micum nahm die Neuigkeit gelassener auf. »Wenn er die Hand im Spiel hatte, dann war Ylinestra auch daran beteiligt. Ich nehme an, sie ist ebenfalls verschwunden, richtig?«
    Valerius schüttelte den Kopf. »Ihre Leiche lag in den Kellergewölben zwischen den Toten der Feinde.«
    Seregil ließ einen weiteren Schwall leidenschaftlicher Aurënfaie-Flüche vom Stapel. »Wie viele Bewohner des Orëska-Hauses wurden getötet?«
    »Nach letzter Zählung acht Magier, siebzehn Lehrlinge sowie dreiundzwanzig Wachen und Bedienstete. Und wir haben noch jede Menge Verwundete, die wahrscheinlich an ihren Verletzungen sterben werden.«
    »Und der Feind?«
    »Siebenundzwanzig Tote.«
    Seregil warf dem Drysier einen fragenden Blick zu. »Und sonst? Verwundete, Gefangene?«
    »Keinen einzigen«, erwiderte Valerius grimmig. »Dafür hat dieser Dyrmagnos gesorgt. Augenzeugen des Kampfes haben berichtet, daß unmittelbar, nachdem Mardus und diese Kreatur aus dem Kellergewölbe verschwanden – und damit meine ich ›verschwunden‹ im thaumaturgischen Sinn des Wortes –, die überlebenden plenimaranischen Schwertkämpfer allesamt wie vom Blitz getroffen tot umkippten, sowohl unten als auch oben in der Vorhalle. Ich habe die Leichen gesehen; keine einzige weist tödliche Wunden auf.«
    »Ich will sie mir auch ansehen.«
    »Das dachte ich mir schon. Sie sind draußen im Westgarten aufgebahrt.«
    »Gut. Aber zuerst möchte ich einen Blick in das Kellergewölbe werfen.«
     
    Schutt und Mosaiksplitter knirschten unter ihren Stiefeln, als Seregil und Micum auf dem Weg zum Museumssaal die Vorhalle durchschritten. Die Magie, die beide Türhälften aus den Angeln gesprengt hatte, war weitergezischt und hatte gut die Hälfte der Schaukästen in dem Saal zerstört, darunter auch jenen, der die Hände des Totenbeschwörers enthielt; gleich riesigen, braunen Insekten lagen sie zwischen den Splittern und Scherben.
    Mittlerweile wimmelte es in den Gewölben nur so von Menschen. Während sie ein Geschoß nach dem anderen hinabstiegen, liefen ihnen zahlreiche Bedienstete und Lehrlinge über den Weg, die gerettete Artefakte in Sicherheit brachten, außerdem einige Zauberer, die vor sich hin schluchzten oder betroffen schweigend an ihnen vorbeischlurften.
    An der letzten Tür ließ ein Pförtner die beiden wortlos passieren. Fackeln und Zauberlichter erhellten das Gewirr der mit Kopfsteinen ausgelegten Verbindungsgänge. In ihrem Schein folgte Seregil den Spuren des Kampfes: einem blutigen, an einer Ecke eines Korridors fallengelassenem Dolch, dunklen Schlieren und Spritzern auf den fahlen Steinwänden, den verkohlten Überresten der Robe eines Magiers.
    Micum stieß mit dem Fuß ein zerbrochenes Schwert beiseite, dann streckte er die Arme zu beiden Seiten von sich und stellte fest, daß er fast beide Wände zu berühren vermochte. »Bei Sakors Flamme, das muß wahrlich ein Gemetzel gewesen sein.«
    Der Klang mehrerer Stimmen leitete sie das letzte Stück zu Nysanders geheimen Versteck, das sich hinter einer unauffälligen Wand etwa in der Mitte eines der innersten Gänge befand. Ein paar Fuß über dem Boden klaffte ein Loch mit verkohlten Rändern und führte in pechschwarze Dunkelheit. Daneben standen eine junge Hilfszauberin, die Seregil vom Sehen her kannte, und einige Bedienstete.
    »Ihr seid Nysanders Freund, nicht wahr?« meinte sie. »Magyana hat mir gesagt, daß Ihr wahrscheinlich kommen werdet.«
    »Hier ist es also?« fragte er und spähte in das Loch.
    »Ja, es ist ein hervorragend geschützter Raum. Ich glaube, all die Jahre wußte niemand außer Nysander, daß es ihn überhaupt gab.«
    »Offensichtlich hat es doch jemand gewußt«, gab Seregil freudlos zurück. »Von wo aus ist der Angriff erfolgt?«
    Das Mädchen errötete empört und deutete weiter den Korridor

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