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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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hinab. »Am Ende dieses Ganges, wo wenige Ellen neben der Mauer ein Abwasserkanal verläuft, ist ein Durchbruch. Wie Ihr richtig sagt, scheinen sie genau gewußt zu haben, wo sie suchen mußten.«
    Damit traten sie und die anderen zurück, damit Seregil und Micum ungestört mit ihrer Untersuchung beginnen konnten.
    »Thero könnte tatsächlich von diesem Ort gewußt haben«, räumte Micum ein, während er beobachtete, wie Seregil seinen Werkzeugbeutel hervorholte und daraus einen Leuchtstock entnahm. »Vielleicht ist er zufällig dahintergekommen. Vielleicht hat Nysander ihm sogar davon erzählt.«
    »Nein. Das hat er nicht.« Seregil bückte sich und betrachtete die gezackte Öffnung. »Bei Illiors Fingern, an dieser Stelle ist das Mauerwerk drei Fuß dick, trotzdem ist hier nirgends Schutt. Aber am anderen Ende sehe ich etwas Glänzendes.«
    Das Loch war groß genug, daß sich Seregil hindurchwinden konnte. Er faßte hinein und strich mit den Fingerspitzen vorsichtig über etwas, das sich wie kleine Metallknötchen anfühlte und sich über einen Abschnitt des zerstörten Steinwerks erstreckte. »Das fühlt sich an wie … Natürlich, das ist Silber. Und irgend etwas hat es geschmolzen; es muß wie Wachs zerflossen sein, ehe es abgekühlt ist. Ich gehe mal rein, um mir die Sache anzusehen.«
    Micum runzelte die Stirn, als er mit zweifelndem Blick in den dunklen, engen Raum spähte. »Bist du sicher, daß es ungefährlich ist? Nysander muß eine höllische Menge Magie eingesetzt haben, um zu schützen, was er dort drinnen versteckt hatte.«
    »Sämtliche Sicherheitsmaßnahmen sind ohne Frage zerstört worden«, hielt die Zauberin dem entgegen und legte die Handflächen auf den Stein oberhalb des Loches. »Ich spüre nur noch Rückstände.«
    Mit dem Lichtstein in einer Hand zwängte sich Seregil mit dem Kopf voraus hinein. Es paßte gerade eben durch. Schartiger Stein kratzte über seine Hände und seinen Bauch, als er in den kleinen Raum kroch.
    »Ich bin drin!« rief er zu den anderen zurück. »Es ist eine Art Kammer, aber zu niedrig, um aufzustehen.«
    »Was enthält sie denn?« fragte Micum und spähte zu ihm hinein.
    »Nichts. Sie ist leer. Aber sämtliche Flächen, vom Boden bis zur Decke, sind durchgehend schwarz und über und über mit magischen Zeichen bedeckt.«
    Seregil berührte mit der Handfläche die Wand neben sich und erkannte die weiche, nachgerade samtene Beschaffenheit der Oberfläche auf Anhieb; er rieb eine kleine Stelle mit dem Ärmel sauber, so daß schimmerndes Metall zum Vorschein kam.
    »Es ist Silber; der ganze Raum ist damit ausgekleidet.« Seregil war nicht überrascht; alles in allem handelte es sich lediglich um eine größere Ausgabe der silberbeschlagenen Schatulle, die Nysander ihm für die Kristallkrone mitgegeben hatte. »Und hier am hinteren Ende erstreckt sich ein Regal über die gesamte Wandbreite.«
    Als er die Ablage näher untersuchte, fand er drei makellose Metallflächen, als hätten die Gegenstände, die darauf gestanden hatten, sie vor dem Verrußen bewahrt. Der mittlere Abdruck war annähernd rund und etwa so groß wie Seregils Handfläche. Links davon befand sich ein kleinerer, aber nahezu vollkommen runder Kreis, rechts davon ein großes Rechteck, das weniger hell schimmerte als die anderen beiden Stellen. Die letzten beiden Umrisse erkannte Seregil als die der Schatullen mit der Münze und der Krone, doch was war der mittlere Gegenstand gewesen? Nach dem Grad der Verdunkelung zu schließen, mußte er am längsten hier gestanden haben, was Alecs Annahme bestätigte, Nysander hätte schon lange, bevor sie ihm die Scheibe brachten, etwas gehütet.
    Seregil beugte sich mit dem Licht über den Umriß und berührte ihn, fuhr ihn mit dem Finger nach …
    … kurz tanzt ein undurchdringliches Funkengewirr vor seinen Augen, dann folgt Finsternis.
    Ein vereinzelter, klarer Ton durchbricht die Stille, die ihn umgibt, und solange der Ton anhält, füllt er sein Bewußtsein vollkommen aus. Der Ton durchdringt ihn, badet ihn, ständig an der Schwelle zwischen Wohlbehagen und Pein. Nach und nach gesellen sich weitere Töne zu dem ersten, und sie nehmen Gestalt an, werden zu langen, schweren Formen, die sich langsam zusammenschlingen wie die Fasern eines riesigen Seiles.
    Und er ist eine dieser Fasern, wird festgezurrt und mit dem Rest in eine bestimmte Richtung gezogen. Nicht Furcht durchzuckt ihn jetzt, sondern ein entsetzliches Hochgefühl.
    Allmählich sickern weitere Geräusche

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