Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit
eine Möglichkeit geben, die Reise erträglich für ihn zu gestalten.«
Magyana aber schüttelte vehement den Kopf. »Es tut mir leid, Seregil, aber Valerius hat völlig recht. Nysander braucht Ruhe und Frieden, um sich zu erholen. In seinem augenblicklichen Zustand würde ihn eine solche Reise zweifellos umbringen.«
»Mal abgesehen davon, daß ihr mitten in den Krieg hineinsegelt«, fügte der Drysier entrüstet hinzu. »Selbst wenn er die Beförderung überstehen sollte – und das würde er nicht –, was, wenn ihr geentert oder versenkt werdet? Bei Bilairy, Mann, er kommt kaum mehr als ein paar Minuten am Stück zu Bewußtsein!«
Verzweifelt fuhr sich Seregil mit der Hand durch die Haare. »Micum, rede du mit ihnen.«
»Beruhig dich«, sagte Micum. »Wenn Valerius meint, Nysander könnte die Reise nicht überleben, dann ist die Sache damit abgehakt. Aber was ist mit einem Ortswechselzauber?«
Abermals schüttelte Magyana den Kopf. »Auch dafür ist er zu schwach, und außerdem wäre es gar nicht möglich. Seit dem Überfall gibt es nur noch drei Magier, mich mit eingeschlossen, die diesen Zauber beherrschen. Und es dauert noch eine Weile, bis einer von uns kräftig genug ist, einen Versuch zu wagen.«
Seregil ließ ein hilfloses Stöhnen vernehmen, Micum aber dachte weiter nach. »Nun, wenn wir davon ausgehen, daß diese Illiorer auf der richtigen Fährte sind, was diese Prophezeiung und den Kometen angeht, dann hätten wir, bis wir ihn wirklich transportieren müssen, ja noch fast …«
»Zwei Wochen!« rief Seregil. »Die Flamme sei gepriesen für diesen dickschädeligen sakoranischen Hausverstand! Damit hast du uns vielleicht gerade alle gerettet, Micum. Was meinst du dazu, Valerius? Wäre er in zwei Wochen kräftig genug?«
»Bei seiner Willensstärke wäre das schon möglich«, räumte der Drysier mürrisch ein. »Aber wie es bis dahin um seine Macht bestellt ist, vermag nur er selbst zu sagen.«
Hoffnungsvoll schaute Seregil die Magierin an. »Magyana?«
Eine lange Weile starrte sie nachdenklich auf ihre gefalteten Hände, dann sprach sie leise: »Ja, bis dahin sollte ich in der Lage sein, ihm bei einem Ortswechsel von dieser Entfernung zu helfen. Aber die Entscheidung muß er selbst treffen.«
Micum ließ die Hand auf den Tisch sausen und erhob sich. »Dann ist ja alles geklärt. Wir segeln ohne ihn los, und er kann nachkommen, wenn die Zeit reif dafür ist.«
Seregil faßte in die Tasche und holte ein kleines Silberamulett hervor, das dem glich, das er Rhal gegeben hatte.
»Das hier wird dich zu unserem Schiff, der Grünen Lady führen«, erklärte er Magyana und reichte es ihr. »Es ist zwar nicht sicher, daß wir dann noch dort sind, trotzdem kann Rhal dir vielleicht sagen, wohin wir gegangen sind. Aber warte, es gibt noch eine Möglichkeit.«
Er ergriff einen sauberen Lappen von einem Haufen neben der Werkbank. Dann stach er sich mit dem Dolch in den Daumen, träufelte ein paar Tropfen Blut auf das Tuch und verknotete es.
»Damit findest du mich auf jeden Fall«, erklärte er. »Micum sollte dir auch so einen geben, nur zur Sicherheit. Wenn ihr mich jetzt bitte entschuldigt, ich möchte noch kurz zu Nysander.«
Angewidert betrachtete Magyana den blutbefleckten Lappen, nachdem Seregil die Treppe hinunter verschwunden war.
»Ich verabscheue Blutmagie«, erklärte sie. »Nysander auch. O Micum, glaubst du wirklich, daß Nysander das alles so wollte? Seregil mußte so viel Grausames durchmachen.«
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Micum leise, stach sich ebenfalls in den Finger und beträufelte einen weiteren Lappen für sie. »Dafür weiß ich, daß ihn selbst der Tod schwerlich davon abhalten könnte weiterzukämpfen. Wenn er recht hat, besteht vielleicht tatsächlich die Möglichkeit, Alec zurückzuholen, vielleicht sogar zu verhindern, was auch immer die Plenimaraner im Schilde führen. Wenn er sich aber irrt …« Hilflos zuckte Micum mit den Schultern. »Ich kann ihn doch nicht einfach allein in sein Verderben rennen lassen, oder?«
»Und was ist mit deiner Familie?« fragte Valerius, als sich Micum zum Gehen erhob.
Zum ersten Mal an diesem Tag brachte Micum ein süßsaures Lächeln zustande. »Kari bleibt so lange auf Watermead, bis der Feind in Sicht gerät. Warnik hat mir sein Wort gegeben, auf sie aufzupassen, bis ich zurück bin.«
Der Drysier lächelte durch den ungezähmten Bart. »Eine willensstarke Frau, deine Gattin. Deine Älteste, Beka, ist ganz gleich.«
»Bei
Weitere Kostenlose Bücher