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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Ohren eher erfreut als erschrocken klang. »Ich habe schon gehört, daß man diese Kometen ›Peststerne‹ nennt, daß sie Unheil, Krieg und Seuchen mit sich bringen.«
    »Das ist wahr, Lord Seregil«, pflichtete Leitus ihm bei. »Die Hochschule für Weissagungen hat der Königin bereits eine Nachricht übermittelt und rät ihr, an diesem Tag den gesamten Handel auszusetzen. Die Leute sollten in ihren Häusern bleiben, bis der böse Einfluß vorüber ist. Eine solche Konstellation hat es seit Jahrhunderten nicht mehr gegeben.«
    »Und habt Ihr auch dafür ein Datum?« wollte Seregil wissen.
    »Am zwanzigsten.«
    »Gibt es sonst noch etwas, an dem Nysander interessiert zu sein schien?«
    Der Astrologe strich sich über das Kinn. »Na ja, er hat mich gebeten nachzurechnen, ob eine solche Konstellation überhaupt schon einmal aufgetreten ist.«
    »Und habt Ihr es getan?«
    Leitus lächelte.
    »Das brauchte ich gar nicht. Wie jeder skalanische Astrologe weiß, fiel die haargleiche Konstellation mit dem Beginn des Großen Krieges vor sechshundertachtundvierzig Jahren zusammen. Ihr seht also, Lord Seregil, das Gerede von einem unheilverheißenden ›Peststern‹ weist durchaus eine gewisse Grundlage auf.«
     
    Nachdem Micum und Seregil dem Astrologen versprochen hatten, ihn über Nysanders Zustand auf dem laufenden zu halten, begaben sie sich auf den Rückweg in die Stadt.
    »Ich gebe zu, das Ganze ergibt einen Sinn, wenn man davon ausgeht, daß Nysander recht hat und Mardus genau diese Konstellation im Auge hat«, meinte Micum während des Ritts.
    »Er hat recht, davon bin ich überzeugt. Denk doch mal nach, Micum. Seit zwanzig Jahren gab es keine gröberen Vorfälle mehr zwischen Skala und Plenimar, und jetzt beschließt Plenimar urplötzlich, einen weiteren Angriffskrieg vom Zaun zu brechen, wie damals beim Großen Krieg. Und der alte Hochkönig, der gegen einen solchen Krieg war, stirbt gerade rechtzeitig, damit sein Sohn, dieser Aasgeier, den Thron übernehmen kann? Und das bei genau derselben Konstellation? Und der Überfall auf die Orëska? Und wenn diese ganze Angelegenheit sich tatsächlich um ein Ritual oder eine Zeremonie dreht, die mit dem Verzehrer des Todes zu tun hat, könnte es dann einen günstigeren Zeitpunkt dafür geben als während dieser Konstellation?«
    »Aber wozu das alles?« knurrte Micum. »Dieser Krimskrams, den Nysander gehütet hat, was will Mardus damit? Wenn die Plenimaraner dieses Zeugs so dringend brauchen, und gerade jetzt, wo wieder Krieg ausbricht …«
    »Aber genau das ist doch der springende Punkt. Nysander hat gesagt, er sei nicht der erste Hüter. Sein Mentor, Arkoniel, war es davor, und vor ihm wiederum ein anderer Zauberer. Wer weiß, wie lange die Magier der Orëska dieses Versteck in den Kellergewölben schon bewachen? All das könnte ohne weiteres auf den Großen Krieg zurückgehen. Du kennst doch die Legenden aus dieser Zeit, von Geisterbeschwörern und wandelnden Toten; jeder weiß, daß es die Magier waren, die letztlich die Wende herbeiführten.«
    »Soll das heißen, die Plenimaraner wollen diese Dinger verwenden, um die Macht dieses Gottes herbeizubeschwören?«
    »Etwas in der Art.«
    Eine lange Weile ritten sie schweigend weiter.
    »Nun, wir sollten uns besser beeilen«, sagte Micum schließlich. »Wenn ihr recht habt, du und Nysander, dann bleiben uns nur zwei Wochen, um diesen geheimnisvollen Tempel zu finden, sofern er tatsächlich existiert. Und vor uns liegt ein langer Weg. Wir müssen ein Schiff anheuern.«
    »Ich habe Magyana heute früh gebeten, Rhal eine Botschaft zu übermitteln. Morgen oder übermorgen sollten wir in See gehen können.«
    Er trieb sein Roß an und preschte im Galopp auf das Stadttor zu. Mit grimmiger Miene hetzte Micum hinter ihm her.
     
    Nachdem sie zu den Orëska zurückgekehrt waren, fanden sie Magyana und Valerius in Nysanders Arbeitszimmer. Mit knappen Worten faßte Seregil zusammen, was sie von Leitus erfahren hatten.
    »Ihr seht also«, schloß er, »es ist unabdinglich, daß wir alle zur rechten Zeit an diesem Ort sind.«
    »Ihr wollt Nysander auf einem Schiff über die stürmische Frühlingssee befördern? Seid ihr beide denn ganz und gar von Sinnen?« platzte Valerius heraus und funkelte Seregil und Micum finster an. »Das kommt überhaupt nicht in Frage. Ich verbiete es!«
    Seregil ballte hinter dem Rücken die Hände zu Fäusten und bemühte sich, ruhig zu bleiben, während er hilfesuchend zu Magyana blickte. »Es muß doch

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