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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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sein Magen vor sich hin knurrte. Das sabbernde Geschöpf, das auf der Pritsche kauerte, wies wenig Ähnlichkeit mit Nysanders kühlem Gehilfen auf.
    Schließlich gab er die Suche auf und hockte sich neben Thero auf die Pritsche. »Hier gibt es überhaupt nichts. Du mußt mir alles erzählen, was du weißt. Und sprich langsam, damit ich dich verstehe.«
    Mit unverändert wirrem Blick nickte Thero und sagte stockend um den Knebel herum: »Y’ander is’ ’ot.«
    »Was?« stieß Alec hervor und betete, er möge sich verhört haben.
    »Y’ander is’ tot. Tot!« heulte Thero verzweifelt und wippte heftig vor und zurück. »Mei’e Schuld!«
    »Hör auf damit«, befahl Alec und schüttelte ihn an den Schultern. »Thero, sprich mit mir. Was ist mit Nysander passiert? Hast du gesehen, wie er getötet wurde, oder hat es dir Mardus nur erzählt?«
    »’ie haben mich hi’unterge’agen, ’arze Ge’alten – durch Wände, Böden -!« Schaudernd schlang Thero die Arme um sich. »’iele Orë’ka – Y’ander auf dem Boden, haben mich ge’ungen hin’uschau’n. Mei’e Schuld, meine!«
    »Warum ist es deine Schuld?« wollte Alec wissen und schüttelte ihn abermals. »Thero, was hast du getan?«
    Thero stöhnte qualvoll auf, riß sich los und kauerte sich tiefer in die Ecke. Auf seinem Rücken und an seinen Seiten prangten lange, gewundene Kratzer, oben auf den Schultern kleine, sichelförmige Blutergüsse.
    »Es war Ylinestra, nicht wahr?« fragte Alec, in dessen Hinterkopf sich eine verschwommene, unangenehme Erinnerung regte. »Hat sie etwas getan, oder hast du ihr etwas erzählt?«
    Stumm nickte Thero und weigerte sich, den Jungen anzusehen.
    Einen Augenblick starrte Alec ihn noch an, dann, gleich einem berstenden Feuerball, explodierte ein rasender Zorn in seiner Brust.
    Er packte das Eisenband an Theros Hinterkopf, zerrte den jungen Magier daran aus der Ecke und schüttelte ihn wie eine Ratte.
    »Hör mir jetzt zu, Thero, und hör mir gut zu. Sollte sich herausstellen, daß du uns verraten und dadurch Nysander getötet hast, dann, bei den Vieren, bringe ich dich eigenhändig um, und das ist ein Versprechen! Aber noch weiß ich nichts mit Bestimmtheit, und ich glaube, du auch nicht. Sie haben irgend etwas mit deinem Verstand angestellt, und du mußt dagegen ankämpfen. Widersteh ihrer Magie und erzähl mir, was du gesagt oder getan hast. Was sie getan hat!«
    »Wei’ nich’«, flüsterte Thero bar jeder Hoffnung, während ihm Speichel von den Mundwinkeln troff. »Ich ’ar ’ei ihr in jener Nacht. Al’ die ’arzen Ge’alten kamen, ’at ’ie mich mit Magie gefe’elt. Dann hat ’ie mir gedankt und gelacht – ’ie hat gelacht!«
    Angewidert ließ Alec den jungen Zauberer los und preßte die Fäuste auf die Augen, bis funkelnde Sternchen hinter den geschlossenen Lidern tanzten.
    »Thero, was haben sie mit dir gemacht? Warum kannst du deine Magie nicht anwenden?«
    Thero streckte einen Arm aus und zeigte ihm das seltsame Eisenband.
    »Die halten dich davon ab, deinen Zauber einzusetzen?«
    Alec berührte das Band und fühlte die widernatürliche Kälte des polierten Metalls. Dann strich er mit der Hand darüber, fand jedoch weder eine Naht noch eine Verbindung noch ein Scharnier.
    »’aub schon …« Unbehaglich rutschte Thero hin und her und wischte sich über den feuchten Bart. »Nicht ’icher. Bin ’o ve’wirrt, Alpträume, ’timmen! Trau mich nich’, A’ek, trau mich nich’!«
    »Willst du damit sagen, daß du es noch gar nicht versucht hast?« Alec ergriff Theros Arme und hob ihm die Bänder vors Gesicht. »Du mußt etwas versuchen, irgend etwas. Vielleicht sind diese Dinger ja nur ein Trick, etwas, das deinen Verstand benebeln soll.«
    Thero wich zurück und schüttelte verzweifelt den Kopf.
    »Du mußt«, beharrte Alec und fühlte, wie die eigene Verzweiflung wiederkehrte. »Wir müssen Mardus entkommen. Es gibt vieles, das du nicht weißt, aber glaub mir, Nysander würde wollen, daß du mir hilfst. Wenn du die Dinge wieder ins rechte Lot rücken willst, mußt du es wenigstens versuchen!«
    »Y’ander?« Heftig hob und senkte sich Theros Brust, als er den Blick wirr durch die Kabine wandern ließ, als hoffte er, seinen Meister hier zu finden. »Y’ander?«
    Alec, der einen Riß in dem Wahnsinn spürte, der Thero fesselte, nickte ermutigend. »Ja, Thero, Nysander. Denk ganz fest an ihn, seine Freundlichkeit, Thero, an all die Jahre, die du im Ostturm mit ihm verbracht hast. Um des Vertrauens

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