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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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großen Bogen und versuchen herauszufinden, woher die Karren kommen«, verkündete sie schließlich.
     
    Zwei Tage lang folgten sie der Versorgungsroute, die sich südwärts in das steilere Gelände oberhalb der Spitze der Landenge von Plenimar wand. Beka hielt sich mit ihren Reitern oben in den bewaldeten Hügeln und schickte unterwegs Kundschafter voraus und zurück. Zweimal stießen sie auf einen Wagentroß, der nach Westen rollte, aber beide Male wurde er zu gut bewacht, um einen Angriff zu wagen.
    Der siebte Tag ihrer Aufklärung erwies sich schon beim Morgengrauen als kalt und neblig. Beka zügelte das Pferd am Rand des steilen Pfades und beobachtete, wie die restliche Turma an ihr vorüberzog; der Nebel gestaltete es schwierig, weiter als dreißig Fuß zu sehen, und sie konnte es sich nicht leisten, Nachzügler zu verlieren. Das düstere Licht und die dämpfende Wirkung des Nebels verliehen den Reitern einen geisterhaften, unwirklichen Anschein.
    Mittlerweile ritten sie alle mit knurrenden Mägen. Ihre Vorräte waren nahezu aufgebraucht, auf Wild stießen sie nur selten. Durch den Regen und die reichlich vorhandenen Gebirgsquellen stand ihnen genügend Wasser zur Verfügung, doch Hunger raubte einem Soldaten nur allzubald die Kraft. Wahrscheinlich war es am klügsten, heute umzukehren.
    Doch gerade, als sie den Trupp innehalten lassen wollte, tauchte Braknil aus dem Nebel auf und trabte zu ihr herüber.
    »Die Kundschafter haben vor uns eine Raststation entdeckt, Leutnant. Sie berichten von vier großen, ausgespannten Karren und nur einer Handvoll Wachen«, teilte er Beka leise mit. Dann zwinkerte er verheißungsvoll und fügte hinzu: »Das sollte zu schaffen sein, finde ich. Besonders bei diesem Wetter, wenn Ihr versteht, was ich meine.«
    »Ich glaube schon.«
    Beka übertrug Rhylin das Kommando und folgte Braknil zu einem Felsvorsprung, wo Mirn mit einigen Pferden wartete.
    »Man sieht es gleich hinter der nächsten Biegung«, erklärte er den beiden Offizieren; das gerötete Antlitz unter dem hellen Schopf sprühte geradezu vor Tatendrang. Mirn hatte Beka schon immer ein wenig an Alec erinnert, wenngleich an eine größere, muskulösere Ausgabe des Jungen. Sie gingen zu Fuß weiter und stießen auf Steb, der hinter der Biegung Wache hielt.
    »Jetzt sieht man’s besser«, sagte er und deutete durch eine Felsspalte. »Dieser Wind, der gerade aufkommt, sollte den Nebel binnen kürzester Zeit lichten.«
    Von ihrem Standort aus erblickte Beka eine Straße, die sich durch die schmale Kluft eines Passes hinabwand. Unten befand sich eine Raststation, eine alte, halb zerfallene Blockhütte, aber der Stall und der große Pferch daneben wirkten robust und neu. Zu beiden Seiten der Straße ragten steile Felswände auf, so daß sowohl ein Angriff als auch eine Flucht nur über diesen Weg möglich waren.
    »Ich habe die Station beobachtet«, sagte Steb. »Ich schätze, da unten sind höchstens zwei Dutzend Soldaten und ein paar Fuhrleute. Seit wir den Ort vor einer Stunde entdeckt haben, ist niemand hinein- oder herausgeritten.«
    Das Treiben auf dem Hof ließ Beka vermuten, daß sich die Fuhrleute zum Aufbruch vorbereiteten, wenngleich weder sie noch die Militäreskorte in besonderer Eile schienen. Viele lungerten noch mit Schneidbrettern und Bechern rings um den Eingang zur Blockhütte. Die über den Paß heraufwehende Brise trug den Duft eines Frühstücksfeuers zu ihnen.
    Nachdenklich betrachtete sie den Nebel, der die Straße zur Station verhüllte. »Wenn wir schnell reiten, könnten wir bis auf zweihundert Meter an den Feind herankommen, ehe er uns richtig sieht.«
    »Und wenn wir diesen Pfad umgehen und uns über die Straße von Osten her nähern, halten sie uns vielleicht ohnehin für eine freundlich gesinnte Truppe«, flüsterte Braknil.
    »Guter Einfall. Die plenimaranischen Reitereikolonnen reiten immer im Trab und in Viererrängen. Wir bilden die gleiche Formation. Wer ein Pferd mit plenimaranischem Geschirr hat, soll vorne reiten, falls sie das Klirren erkennen.«
    Beeindruckt zog Feldwebel Braknil die Augenbrauen hoch. »Wer hat Euch denn beigebracht, derart verschlagen zu denken, Leutnant?«
    Beka zwinkerte ihm zu. »Ein Freund der Familie.«
     
    Die List lohnte sich. Die Plenimaraner blickten kaum vom Frühstück auf, als die Turma aus dem Nebel heraus auf sie zutrabte. Als die Skalaner die Schwerter zogen und in Galopp verfielen, war es bereits zu spät.
    Aus voller Kehle gellend und brüllend,

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