Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
Vom Netzwerk:
Willen, das er in dich gesetzt hat, du mußt es wenigstens versuchen. Bitte.«
    Thero drehte den Saum der Decke in den Fäusten, während Tränen aus den verwirrten Augen quollen. »Vi’eicht«, flüsterte er leise, »vi’eicht …«
    »Nur etwas ganz Kleines«, drängte ihn Alec. »Einen dieser kleinen Zauber. Wie nennt man die doch gleich?«
    Träge nickte Thero und drehte die Decke weiter in den Händen. »Tricks.«
    »Ja, genau. Tricks! Nur einen ganz einfachen, winzigkleinen Trick.«
    Sichtbar zitternd, schloß Thero zur Vorbereitung für die Beschwörung halb die Augen, dann aber schaute er unvermittelt wieder auf.
    »Du ’ast ge’agt, da ist et’as, da’ ich noch nich’ ’eiß«, erinnerte er Alec und ließ unvermittelt den gewohnt scharfen Verstand durchblitzen. »Was? Ich bin sein Lehr’ing; Wa’um ’at er mir nich’ ge’agt?«
    »Ich weiß es nicht«, gestand Alec, der sogleich den Kern von Theros Frage begriff. »Er hat uns – hat mir so wenig erzählt, daß ich nicht einmal sicher bin, um was es überhaupt geht. Aber ich mußte Verschwiegenheit schwören. Ich schätze, ich hätte es gar nicht erwähnen dürfen. Vielleicht später, wenn wir aus dieser Zelle …«
    Mit einem Schlag flammte Mißtrauen in Alec auf, und er verstummte. Thero musterte ihn eingehend und hing an jedem Wort. »Wir reden später darüber, in Ordnung? Bitte, versuch jetzt den Zauber.«
    »’ag mir ’uerst! Könnte hel’en!« beharrte Thero, und diesmal war die Verschlagenheit eines wilden Tieres in seinen Augen unverkennbar.
    »Nein«, erwiderte Alec und wich vorsichtig zurück, wenngleich er nirgendwohin konnte. »Ich darf es dir nicht sagen.«
    In Erwartung eines Angriffs versteifte er sich, doch Thero sackte nur seitlings auf die Pritsche wie eine fallengelassene Marionette.
    Die Kabinentür öffnete sich hinter Alec, und er fühlte einen Schwall entsetzlicher Kälte in den Raum strömen. Erschrocken wirbelte er herum und sah sich der Verkörperung des Grauens gegenüber.
    Es dauerte einen Augenblick, bis er begriff, daß die verhutzelte Hülle einst eine Frau gewesen war. Lebhafte, blaue Augen betrachteten ihn hinterlistig aus dem maskenähnlichen Abklatsch eines Gesichtes.
    »Das finde ich aber ausgesprochen undankbar von dir, Junge«, schnarrte sie, wobei sich die gesprungenen Überreste ihrer Lippen zurückzogen und ungleichmäßige, gelbe Zähne entblößten, »aber ich glaube, mir wirst du es erzählen.«

 
37
Hinter den feindlichen Linien
     
     
    Beka und Feldwebel Braknil lagen am Hügelkamm flach auf dem Bauch, hielten die Hände über die Augen, um sie gegen den Nieselregen zu schützen und beobachteten das kleine Dorf unten. Sie sahen große Kornspeicher und Lagerhäuser, deren Wände den fahlen Schimmer frischen Holzes aufwiesen. Neben einem ansehnlichen Pferch standen Karren unterschiedlichster Art. Zusammen mit dem Reitereitrupp, der unmittelbar außerhalb der Holzpalisade kampierte, ließ all das nur einen Schluß zu: ein Versorgungsdepot.
    »Anscheinend hattet Ihr recht, Leutnant«, flüsterte Braknil und grinste wölfisch durch den Bart.
    Zufrieden mit dem Ergebnis der Aufklärung, schlichen sie leise zurück zu dem Eichenhain, wo der Rest der Turma wartete.
    »Wie sieht’s aus?« wollte Rhylin wissen.
    »Wir haben Kommandantin Klias heimtückische Nattern gefunden«, erwiderte Braknil.
    »Und gleich ein ziemlich großes Nest«, fügte Beka hinzu. »Aber das ist bloß ein Nest, und wir haben vier Tage gebraucht, um es aufzustöbern. Dem äußeren Anschein nach schätze ich, daß es sich nur um ein Glied einer ganzen Versorgungskette handelt.«
    »Sollten wir uns nicht noch ein wenig umschauen, bevor wir zurückreiten?« fragte Unteroffizier Kallas. Er trauerte immer noch um seinen Bruder und schien geradezu auf einen Kampf zu brennen.
    Beka ließ den Blick über die schmutzigen, hoffnungsvollen Gesichter schweifen. Das Depot war eine wichtige militärische Stellung und somit eine Entdeckung, die durchaus bedeutsam genug schien, um damit zurückzureiten, zumal ihre Vorräte allmählich zur Neige gingen und schlechtes Wetter eingesetzt hatte.
    Ein dumpfer Schmerz pochte in Bekas Bein, als sie das Gewicht verlagerte. Der Schnitt in ihrer Hüfte hatte gerade so sehr zu eitern begonnen, daß ein Fieber aufgeflammt war; ein Fieber, das ihr nachts zwar den Schlaf durch wirre Träume vergällte, untertags jedoch ihre Sinne zu schärfen schien, was Fieber gelegentlich bewirkte.
    »Wir reiten einen

Weitere Kostenlose Bücher