Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit
Schweigen. Die Verachtung der Plenimaraner für weibliche Soldaten galt als legendär, doch dies war das erste Mal, daß Beka ihr unmittelbar ausgesetzt war. Ein Schweißtropfen kroch ihr den Rücken hinab, als sich alle Blicke auf sie hefteten.
Reiter Tare, junger, rothaariger Sohn eines Gutsherren mit dem Körperbau eines Ringers, trat vor und salutierte respektvoll. »Mit Verlaub, Leutnant, ich spreche ein wenig Plenimaranisch.«
»Dann los.«
Tare drehte sich um und wandte sich stockend an die Gefangenen. Ein paar kicherten. Keiner antwortete.
Tja, jetzt stecke ich ganz schön in der Zwickmühle, wie es so schön heißt. Was, zur Hölle, soll ich jetzt mit ihnen tun? dachte Beka und zermarterte sich das Hirn. Bei dem Gedanken an Seregils listiges, schiefes Grinsen kam ihr eine Idee.
Sie zuckte achtlos mit den Schultern und sagte laut: »Also gut, sie hatten ihre Gelegenheit. Feldwebel Rhylin, sorgt dafür, daß sie ordentlich gefesselt werden. Feldwebel Braknil, Eure Dekurie hat die Aufgabe, den ganzen Ort niederzubrennen.«
Ein paar ihrer eigenen Leute tauschten besorgte Blicke, aber die Feldwebel gehorchten widerspruchslos.
Einer der Fuhrleute flüsterte aufgeregt einem grauhaarigen Soldaten neben sich etwas zu. Der Mann lief vor Zorn rot an und zischte etwas zurück. Dann rappelte der Fuhrmann sich auf ein Knie und verbeugte sich linkisch vor Beka. »Einen Augenblick, Leutnant, ich spreche Eure Sprache«, erklärte er in recht gutem Skalanisch. »Hauptmann Teratos sagt, er wird mit Eurem befehlshabenden Offizier verhandeln, sobald er kommt.«
Beka bedachte den plenimaranischen Hauptmann mit einem eisigen Blick. »Fuhrmann, sag diesem Mann erstens, daß ich hier der befehlshabende Offizier bin, bis der Rest unserer Truppe eintrifft. Wenn mein Hauptmann ankommt, wird sie weniger Geduld mit ihm zeigen als ich. Zweitens teilst du ihm mit, daß skalanische Offiziere mit niemandem verhandeln, den sie besiegt haben. Ich werde Fragen stellen. Er wird sie beantworten.«
Rasch übersetzte der Fuhrmann dem Hauptmann, was Beka gesagt hatte. Einen Augenblick starrte der plenimaranische Offizier sie an, dann spuckte er genüßlich zwischen seine Füße. Diesmal hielt Beka Gilly nicht auf, als er dem Mann mit der Flachseite der Schwertklinge auf den Kopf hieb.
»Meinen Männern mißfällt seine Unhöflichkeit, Fuhrmann«, sprach Beka gelassen weiter. »Sag ihm, daß wir hungrig sind, und daß wir das geröstete Fleisch unserer Feinde saftiger finden als Schweinefleisch. Feldwebel Braknil, laßt die Fackeln anzünden.« Damit machte sie auf dem Absatz kehrt und verließ die Hütte.
Braknil folgte ihr hinaus. »Ihr wollt diese Männer doch nicht wirklich verbrennen, oder?«
»Natürlich nicht, aber das brauchen sie ja nicht zu wissen, oder? Geben wir ihnen ein paar Minuten Zeit, um über ihre Lage nachzudenken.«
Just in diesem Augenblick eilte Syra mit einem Streifen Pökelfisch und einem Krug Bier auf sie zu. »Leutnant, Unteroffizier Nikides schickt Euch Frühstück und seine besten Empfehlungen«, sagte sie und reichte Beka beides. »Gerstenschrot haben wir auch gefunden, aber er sagte, ich sollte Euch bestellen ›keine Schmutzwassereimer‹.«
Beka trank einen Schluck von dem warmen Bier. »Herrlich. Sag den anderen, daß jeder Reiter so viel Fisch und Schrot aufladen soll, wie er tragen kann. Das Bier müssen wir zurücklassen. Sobald jeder hat, was er braucht, verbrennt ihr den Rest. Feldwebel Braknil, sorgt dafür, daß Rhylins Männer abgelöst werden, sobald Eure Leute sich eingedeckt haben …«
Das Geräusch eines Pferdes, das aus westlicher Richtung herangaloppierte, unterbrach sie. Es war Mirn, der als Wache losgeschickt worden war.
»Feind im Anmarsch!« brüllte er ihr zu. »Eine Reitereikolonne, mindestens vierzig Reiter.«
»Verflucht!« Sie bedeutete den anderen zu schweigen und lauschte eine Weile angespannt; noch waren die herannahenden Reiter nicht zu hören. Zwar herrschte immer noch dichter Nebel, doch den Gestank des lodernden Stalles nahm man gewiß schon eine Meile entfernt wahr. »Mirn, sag den anderen, daß sich jeder ein zusätzliches Pferd und Essen schnappen und nach Osten losreiten soll. Wer von der Truppe getrennt wird, soll in weitem Bogen umkehren, sich zum Regiment durchschlagen und berichten, was wir gefunden haben. Lauf!«
Rhylin kam mit seinen Leuten aus der Hütte gerannt. »Was ist mit den Gefangenen?«
»Laßt sie zurück. Und jetzt raus hier!« Mittlerweile war
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