Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit
hastete Seregil davon und gesellte sich zu einer der Katapultmannschaften.
Das plenimaranische Schiff brauste gleich einem Seeadler über die Wellen auf sie zu und verringerte rasch die Entfernung.
»Ein Kriegsschiff, Käpt’n, und sie haben Feuerkörbe angezündet!« gellte der mit Adleraugen gesegnete Ausguck zu ihnen herunter.
»Wie sind sie bewaffnet?« brüllte Rhal zurück.
»Zwei Katapulte auf jeder Seite, vorne und achtern! Feuerkörbe im Bug.«
»Halt auf ihren Bug zu, Steuermann!«
Als die Schiffe sich nur noch ein paar hundert Meter voneinander entfernt befanden, legten die Bogenschützen auf beiden Seiten an.
Micum, der sich bei Rhals Schützen entlang der Steuerbordreling aufgestellt hatte, lauschte dem Summen der Bogensehne von Alecs Schwarzem Radly, während er Schaft um Schaft auf den Feind abfeuerte. Bald wurde die Salve erwidert. Gleich zornigen Libellen schwirrten und surrten plenimaranische Pfeile über das Wasser hinweg auf ihn zu. Welken, der zuverlässige Ausguck, stürzte krachend mit einem Pfeil in der Brust auf das Deck. Nettles wurde ins Bein getroffen, schoß aber weiter. Immer mehr Männer fielen, und das Brüllen und Schreien auf beiden Seiten hallte über das Wasser zwischen den beiden Schiffen.
Wenigstens gibt’s genug Pfeile, dachte Micum, der die Schäfte des Feindes vom Deck und der Reling ergriff und dorthin zurücksandte, wo sie hergekommen waren.
Das dumpfe Klatschen der Katapulte ertönte, als die mächtigen Waffen vorne und achtern auf beiden Seiten abgefeuert wurden. Flammenbälle, die aus einer pechähnlichen Masse bestanden und als Sakors Feuer bekannt waren, segelten über den Bug der Lady und verfehlten nur knapp das Focksegel. Die Lady antwortete mit einer doppelten Kettenladung, die sich wie Klauen in die Vertäuung des Feindschiffes grub und das Großsegel gleich einer gebrochenen Schwinge einknicken ließ.
Panische Schreie ertönten auf dem Feindschiff, das unvermittelt langsamer wurde.
»Hart Ruder und dann nachsetzen!« befahl Rhal. Skywake zwang das Ruder nach Steuerbord, und die Lady krängte gefährlich in die Wellen, als sie auswichen, um den Vorteil auszunutzen. Ächzend schleuderten die Steuerbordkatapulte eine weitere Salve ab, die den plenimaranischen Fockmast in Stücke riß, so daß das feindliche Schiff gierte und träge in der Dünung rollte.
Wie ein verwundeter Drache spie das plenimaranische Schiff ein zweites Mal Sakors Feuer auf die vorbeiziehende Lady. Diesmal trafen die Geschosse die vordere Plattform.
Ein öliger Flammenteppich breitete sich über einem Katapult und der Mannschaft aus. Brennende Männer stürzten sich krümmend auf das Deck oder sprangen über Bord. Die Matrosen rissen Abdeckplanen von an den Relings verzurrten Sandfässern und erstickten die Flammen, bevor sie um sich greifen konnten.
Seregil hustete, als ihm der Gestank verbrannten Fleisches in die Nase drang, ließ die Kettenladung fallen und stürmte die Plattformleiter hinauf, um dabei zu helfen, die Verwundeten aus den Flammen zu bergen.
»Was nun?« rief er, als er Rhal auf dem Deck unten erblickte.
»Hart beidrehen, Segel einholen und entern!« brüllte Rhal. »Makewell, Coryis, sagt eurer Gruppe, sie soll sich mit den Enterhaken bereit halten.«
Eine letzte Steinsalve von einem plenimaranischen Katapult zertrümmerte den Großmast der Lady, die unbeirrt auf das feindliche Schiff zuhielt. Behende wich die Entermannschaft den herabgestürzten Spieren aus, schleuderte die Haken und hievte die beiden Schiffe aneinander, bevor die Plenimaraner die Taue kappen konnten. Sobald das Schanzkleid nah genug war, um zu springen, enterten Rhals Männer das andere Schiff und stürzten sich auf die schwarz uniformierten Marinesoldaten, die zusammengelaufen waren, um die Angreifer zurückzuschlagen.
Von seinem Aussichtspunkt auf der Plattform suchte Seregil in dem Getümmel nach Micums roter Mähne. Wie erwartet, befand sich sein Gefährte bereits im dichtesten Kampfgewirr.
Die Götter haben wahrlich eine weise Wahl für die Vorhut getroffen, dachte er, als er die Leiter hinabsauste und sich unter Ellenbogeneinsatz zur Reling vorkämpfte. Als er sie erreichte, versuchte er tunlichst, der schäumenden Kluft keine Beachtung zu schenken, die sich vor ihm auftat, während die beiden Schiffe auf den Wellen dümpelten. Er sprang, zog das Schwert und sah sich sogleich einem plenimaranischen Seemann mit einem Entermesser gegenüber.
Bald griff der Kampf auf beide Schiffe
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