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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Vargûl Ashnazais kalte Finger eine Linie über seine nackte Brust gezogen hatten.
    Mit einem Mal fühlte er sich unendlich leicht. Als er die Augen aufschlug, sah er nur noch die sandbestreuten Planken des Decks auf sich zurasen.

 
40
Urgazhi
     
     
    Bekas Kundschafter entdeckten den Troß aus Pferdegespannen an jenem Morgen und folgten ihm in südlicher Richtung durch die küstennahen Vorgebirge. Insgesamt bestand der Zug aus zehn Karren, berichtete Gilly, und nur eine Reitereidekurie bewachte ihn – ein Umstand, der Bekas Vermutung bestätigte, daß sie sich mittlerweile tief im Norden plenimaranischen Gebietes befanden.
    Die Gegend, in die sie geraten waren, erwies sich als steil und dicht bewaldet. Beka befahl den Kundschaftern, die Karren im Auge zu behalten und übte sich in Geduld, bis der Troß anhielt, um sich für die Nacht einzurichten.
    Kurz vor Sonnenuntergang schlugen die Fuhrleute auf einer kleinen Lichtung an einem Bach ihr Lager auf. Beka ließ die Hauptgruppe ihrer Reiter eine Viertelmeile die Straße hinunter warten, wählte ihre schnellsten Läufer, Zir, Tobin und Jareel als Begleiter aus und erteilte Rhylin den Befehl, über das Lager herzufallen, sobald ihre Gruppe ihre Mission erfüllt hatte.
    Die Dunkelheit brach herein, und die Fuhrleute entfachten Feuer, um ihr Abendmahl zu kochen. Die Eskorte stellte ein paar Wachen in beiden Richtungen entlang der Straße auf.
    Beka und ihre Reiter schlichen durch die Finsternis auf die Proviantkarren zu; jeder ihrer Leute war mit einem Behältnis voll Feuersteinen bewaffnet, die sie bei einem ähnlichen Überfall vor zwei Tagen erbeutet hatten. Als sie die Karren erreichten, spähte Beka unter dem ihr am nächsten stehenden Fuhrwerk hindurch und erblickte in weniger als zwanzig Fuß Entfernung arglose Fuhrleute, die ihr Abendessen zubereiteten.
    Während Zir Wache hielt, teilten sich Beka und die übrigen und verstreuten Feuersteine über den Kisten und Ballen auf den Ladeflächen der Karren. Bald kräuselten sich Rauchschwaden empor, der Wind aber meinte es gut mit ihnen und blies sie vom Lager weg.
    Rhylin jedoch hatte nach genau diesem Zeichen Ausschau gehalten. Bekas Gruppe hatte ihre Aufgabe kaum vollendet, als die in der Nähe angebundenen, plenimaranischen Pferde panisch aufwieherten.
    Brüllend und fackelschwingend scheuchten Rhylin und seine Dekurie die Zugtiere in das Lager, auf daß sie die erschrockenen Soldaten und Fuhrleute über den Haufen trampelten. Gleichzeitig züngelten in den Karren Flammen auf und trugen zur allgemeinen Verwirrung bei.
    Bevor die plenimaranischen Wachen zur Gegenwehr schreiten konnten, stürmte Braknils Dekurie mit Bögen bewaffnet heran und deckte den Rückzug der anderen mit einem wahren Pfeilhagel. Beka und ihre Gruppe liefen außen um das Lager herum zu Tealah, die ein Stück die Straße hinab mit Pferden für sie bereitstand.
    Als Zir sich in den Sattel schwang, traf ihn ein Pfeil in die Schulter. Ein weiterer Schaft durchbohrte Tobins Herz, bevor er sein Pferd überhaupt erreichte.
    Beka sah ihn fallen, doch alles, was sie tun konnte, war, sich um die Lebenden zu kümmern.
    »Rückzug! Schnell, bevor sie ihre Pferde wieder einfangen«, gellte sie. Ein plenimaranischer Schwertkämpfer griff sie an, sackte jedoch sogleich mit einem skalanischen Pfeil im Rücken zu Boden.
    Unter Siegesjubel und Freudenrufen preschten ihre Reiter die dunkle Straße hinab und ließen das in Flammen stehende Lager hinter sich zurück. Zutiefst befriedigt lauschte Beka, die als eine der letzten aufbrach, dem wütendem Gebrüll der Plenimaraner.
    »Wißt ihr, wie sie uns genannt haben?« rief Tare lauthals lachend aus, während sie davongaloppierten. »Urgazhi! Wolfsdämonen.«
    Sogleich stimmten die anderen einen schaurigen Chor aus Schreien und wolfsähnlichem Geheul an.
    »Gut gemacht, Urgazhi- Turma!« Beka lachte, von derselben Hochstimmung wie die anderen erfaßt.
    »Ich behaupte, diese Ehre haben wir uns verdient«, fügte Feldwebel Braknil hinzu.
    Mittlerweile verhielten sie sich auch wie Wölfe – sie reisten bei Nacht und setzten List und Schnelligkeit ein, um über jede Beute herzufallen, die ihnen schwach genug erschien, danach verschwanden sie wieder in der Dunkelheit, bevor der Feind sich ein Bild davon machen konnte, wie klein ihre Gruppe eigentlich war.
    Im Laufe der vergangenen zwei Wochen hatten sie neun Überfälle begangen und dabei kleinere Wagenzüge geplündert, Scheunen und Raststationen in Brand gesteckt

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