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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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und Brunnen vergiftet, während sie sich durch die Hügel immer weiter nach Süden zum Meer vorkämpften.
    Der Plan bestand darin, bis zur Küste vorzudringen, dieser in nördlicher Richtung zu folgen und darauf zu hoffen, einer freundlich gesinnten Streitmacht zu begegnen.
    Beka war nicht sicher, wie weit in den Süden ihre Raubzüge sie verschlagen hatten oder wo sich die skalanischen Linien gegenwärtig befanden. Auf jeden Fall würden sie wie wahre urgazhi kämpfen müssen, um zurück in die Heimat zu gelangen.
     
    »Ich bin’s nur, Leutnant!«
    Beka schlug die Augen auf; nur wenige Zoll über ihr schwebte Rhylins langes, unscheinbares Antlitz.
    »Die Sonne geht bald unter. Ihr habt gesagt, ich soll Euch wecken«, sagte er und kauerte sich neben sie.
    Beka setzte sich auf und rieb sich mit der Hand über das Gesicht. »Danke. Ich habe ohnehin nicht gut geschlafen.«
    Rhylin reichte ihr seinen Trinkbeutel, dann strich er mit der Hand über den braunen Stoppelbart. »Hat Euch etwa wieder das Fieber gepackt?«
    »Nein, dem Bein geht’s gut.« Beka trank einen Schluck und gab ihm den Beutel zurück.
    Sie hatten ihr Lager in einem Buchenhain aufgeschlagen. Auf den Ästen über ihnen zeigten sich die ersten Blüten, und dazwischen erspähte sie den goldenen Schimmer der Abenddämmerung.
    »Aber Ihr habt immer noch diese Träume, wie?« fragte er, dann zuckte er mit den Schultern, als Beka jäh aufschaute. »Ihr habt Euch im Schlaf herumgeworfen und irgend etwas gemurmelt.«
    »Ich wünschte, Ihr könntet mir sagen, was ich murmle«, erwiderte Beka und hoffte, daß es bereits dunkel genug war, um die Röte zu verbergen, die ihr in die Wangen stieg. »Wenn ich aufwache, erinnere ich mich an rein gar nichts. Haben wir schon etwas von Mirn oder Gilly gehört?«
    »Das wollte ich Euch soeben berichten. Kallas und Ariani sind gerade von der Suche zurückgekommen. Sieht so aus, als wären die beiden in Gefangenschaft geraten.«
    »Verflucht.« Nach dem zu schließen, was sie bisher gesehen hatten, ließen die Plenimaraner keine Gefangenen am Leben, und ihre urgazhi mußten ohnehin schon genügend Verluste hinnehmen.
    Sie stand auf und schaute sich auf der Lichtung um. In Braknils Dekurie waren nur Kallas, Ariani, Arbelus und der einäugige Steb übrig. Rhylin hatte noch Nikides, Syra, Tealah, Jareel, Tare, Marten, Kaylah und Zir. Tealah hatte beim dritten Überfall eine Schwertverletzung erlitten und vermochte seither kaum, den linken Arm zu bewegen.
    Zir und Jareel wiesen eiternde Wunden auf, und Steb, der sich immer noch vom Verlust seines Auges erholte, plagte ein schlimmer Durchfall.
    Nun waren auch noch Mirn und Gilly verschwunden.
    »Wer ist gerade draußen?« erkundigte sie sich.
    »Syra hält Wache. Arbelus und Steb sind vor etwa einer Stunde zum Kundschaften aufgebrochen.«
    »Weck die anderen und sag ihnen, sie sollen schnell etwas essen. Sobald es völlig dunkel ist, reiten wir los.«
    Rhylin salutierte knapp und begann seine Runde durch das Lager. Beka stieß einen langen, zornigen Seufzer aus. Sie hoffte, daß der Rest der Truppe nichts von ihrer nächtlichen Unruhe bemerkt hatte. Wenigstens war es Rhylin gewesen, der sie darauf aufmerksam gemacht hatte. Ungeachtet seiner linkischen Erscheinung, hatte er sich als gute Wahl für den Rang des Feldwebels erwiesen. Er strahlte eine gelassene Ruhe aus, die sich in Notlagen nur noch zu steigern schien.
    Dennoch, das letzte, was sie im Augenblick brauchen konnten, war ein Offizier, den hinter den feindlichen Linien Alpträume plagten; im Schlaf aufzukreischen, galt als hervorragende Möglichkeit, den Feind auf sich aufmerksam zu machen. Abermals rieb sie sich die Augen und versuchte, sich zu erinnern, wovon der Traum gehandelt hatte, doch sie besann sich lediglich eines verschwommenen Gefühls der Furcht.
    Schließlich gab sie auf und lenkte die Gedanken auf praktischere Dinge. Sie griff nach dem Proviantsack, schöpfte einen Becher voll feuchtem Schrotmehl heraus und schlang es hastig hinunter. Der grobkörnige, sandige Gerstenschrot, den sie beim letzten Überfall erbeutet hatten, stellte für Zähne und Magen eine harte Prüfung dar. Meist war das Wagnis zu groß, ein Feuer anzuzünden, um daraus einen Brei zu kochen. Statt dessen füllten sie das Getreide in einen Lederbeutel, mischten Wasser und getrocknete Fischbrocken dazu und warteten ein paar Stunden, bis das Ganze zu einer klebrigen Masse quoll, der Nikides den Spitznamen »Zahnbrecherpudding« verliehen

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