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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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gesprenkelt mit grellen Schattierungen von Purpur, Rot und Gelb. Nachdem Braknil mit dem Wechseln der Verbände fertig war, zog Beka ihn ein Stück von den anderen weg.
    »Ihr habt so etwas doch schon mal gesehen. Was meint Ihr?« fragte sie ihn mit leiser Stimme.
    »Ich gäbe jetzt einen Jahressold für einen Drysier.« Der Feldwebel achtete sorgfältig darauf, den anderen den Rücken zuzuwenden. »Aber selbst dann schiene mir ungewiß, ob die Hände gerettet werden könnten. So, wie es derzeit um uns bestellt ist, kann ich ihnen lediglich behelfsmäßige Verbände anlegen, und ich habe nur Salzwasser, um die Wunden zu reinigen. Das mag vielleicht reichen, um den Eiter auszuspülen, aber wenn sie eine Blutvergiftung bekommen …« Hilflos zuckte er mit den Schultern. »Na ja, auf jeden Fall wäre es besser, so rasch wie möglich weiterzureiten.«
    Beka schaute zurück zu den anderen und beobachtete, wie Tare versuchte, die beiden Verwundeten zum Trinken zu bewegen.
    »Vierunddreißig von uns haben gemeinsam Rhíminee verlassen, ein frischgebackener Neuling und ebenso unerfahrene Truppen, abgesehen von Euch«, meinte Beka grimmig. »Und schaut uns jetzt an.«
    »Es war der Angriff auf das Regiment, der uns so übel zugerichtet hat«, erinnerte Braknil sie. »Ihr habt uns dabei hervorragend angeführt. Was geschehen ist, war nicht Eure Schuld. Jeder einzelne Gefallene von uns ist einen ehrenvollen Tod gestorben. Wir haben uns bei den Überfällen, die wir seither begangen haben, verflucht gut geschlagen, und dafür seid Ihr sehr wohl verantwortlich. Jetzt zählt nur noch, daß wir uns mit dem, was wir erfahren haben, zurück zu unseren Linien durchkämpfen.«
    Beka schenkte ihrem Feldwebel ein mattes, halbherziges Lächeln. »Das sagt Ihr mir andauernd. Mal sehen, ob Gilly und Mirn dem etwas hinzuzufügen haben.«
    »Einige der anderen Gefangenen konnten ein wenig Skalanisch«, erzählte Mirn ihnen kraftlos, während sein Kopf auf Stebs Bein ruhte. »Einer von ihnen sagte, der Name des Generals wäre Mardus, irgendein Lord. Totenbeschwörer hat er auch dabei.«
    »Totenbeschwörer«, schnaubte Gilly und starrte auf seine nutzlosen Hände. »Einer davon glich eher einem Dämon als einem Magier. Verkohlt wie etwas, das man aus dem Feuer fischt, aber lebendig wie du und ich! Niemand wußte, wohin wir unterwegs waren, aber alle wußten, was nachts vor sich ging, und es war diese Frau, die es getan hat!«
    »Es war eine Art Opferritual«, erklärte Mirn. »Jeden Abend bei Sonnenuntergang kamen die Wachen, und wir konnten beobachten, wie jeder versuchte, sich irgendwie ganz klein zu machen, in der Hoffnung, vielleicht übersehen und nicht ausgewählt zu werden. In den meisten Nächten waren wir auf der gegenüberliegenden Seite des Lagers, am weitesten entfernt von dem Ritual, trotzdem konnten wir nur allzugut hören, daß sie die armen Teufel bei lebendigem Leibe aufgeschnitten haben …« Schaudernd brach er ab. »Danach beschwor der andere Zauberer – der Mann – einen schwarzen Schemen herbei, der die Leichen fortgeschafft hat. Am nächsten Tag marschierten wir immer genau über die Stelle, an der es passiert sein mußte, und ich schwöre, daß nirgends auch nur ein einziger Tropfen Blut zu sehen war.«
    »Ein schwarzer Schemen?« murmelten einige Reiter unbehaglich.
    »Bei der Flamme! Glaubst du, es war das, was wir letzte Nacht in den Wäldern heulen gehört haben?« fragte Tare.
    »Erzähl weiter«, drängte Beka, ohne den anderen Beachtung zu schenken.
    »Was ich wohl nie verstehen werde, ist, warum sie uns nicht genommen haben«, stöhnte Gilly mit brüchiger Stimme. »Bei der Flamme, Leutnant, wir waren doch feindliche Gefangene. Sicher, sie haben uns geplankt, aber mehr haben sie uns nicht angetan. Der Rest von dem Haufen bestand durchweg aus gewöhnlichen Leuten: von Preßpatrouillen einkassierte Matrosen, Skalaner, Mycener, auch Frauen und Kinder. Aber die meisten davon waren Plenimaraner. Ihr eigenes Volk!«
    Beide Männer verstummten, dann sagte Mirn seufzend: »Tut uns leid, Leutnant, das ist so ziemlich alles, was es zu erzählen gibt.«
    Beka schüttelte den Kopf. »Entschuldigt euch doch nicht. Und jetzt ruht euch aus.«
    Sie stand auf und musterte die anderen. »Ich denke, wir können nicht mehr als vier oder fünf Tagesritte von Mycena entfernt sein. Wenn wir Glück haben, ist unserer Seite inzwischen ein Vormarsch in südlicher Richtung gelungen. Ariani, ich schicke dich mit einer mündlichen

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