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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Späne und Fläschchen ins Wasser und brüllte seinen Kummer hinterher.
    Doch sogar während er trauerte, spürte er den Ruf, schwächer zwar, aber immer noch deutlich genug.
    Nach Norden.
     
    Die ersten plenimaranischen Kundschafter erreichten das Tempelgelände kurz nach Sonnenaufgang. Micum stand Wache und hörte noch rechtzeitig ihre Pferde, um sich im Unterholz neben dem Pfad zu verstecken. Er wartete, bis sie in Richtung des weißen Steines an ihm vorbeigezogen waren, dann eilte er zurück zu ihrer Zuflucht unter der Kiefer, um die anderen zu warnen.
    »Sie sind unterwegs«, flüsterte er und kroch unter das Dach aus Zweigen. »Gerade haben zwei plenimaranische Kundschafter die Straße in nördlicher Richtung passiert.«
    »Ein Glück, daß sie auf der Straße bleiben«, murmelte Nysander und strich sich abwesend über das Kinn.
    »Wieso das?« fragte Seregil.
    Nysander seufzte schwer, dann schaute er zu seinen beiden Gefährten auf. »Alec ist unterwegs zu uns. Er hält sich entlang der Küste, deshalb ist es ein Glück, daß die Plenimaraner die Straße nehmen.«
    »Er ist unterwegs?« keuchte Micum ungläubig. »Woher weißt du das? Seit wann weißt du es?«
    Seregil schwieg, doch Micum merkte ihm die plötzliche Spannung an und sah, wie Farbflecken der Erregung auf den eingesunkenen Wangen aufzogen.
    »Ich habe ihn heute kurz nach Mitternacht gespürt«, erwiderte Nysander.
    »Du hast gewußt, daß er da draußen ist, und hast es uns nicht gesagt?« zischte Seregil. »Bei Illiors Licht, Nysander, warum nicht?«
    »Du wärst ja doch nur in die Finsternis davongestürmt und hättest höchstens erreicht, dich zu allem Überfluß auch noch zu verletzen. Er war zu weit entfernt, als daß du ihn zu Fuß hättest erreichen können. Thero scheint bei Alecs Flucht die Hand im Spiel gehabt zu haben …«
    »Dieser verräterische Hundesohn?« Gefährlich verengte Seregil die Augen.
    »Hör auf damit, Seregil!« befahl Nysander und gebot zugleich dem eigenen Zorn Einhalt. Kurz huschte er über sein Gesicht, erschreckend wie ein Blitz aus heiterem Himmel. »Was auch immer Thero in der Vergangenheit getan haben mag, allem Anschein nach hat er seine Magie eingesetzt, um Alecs Flucht zu ermöglichen, wahrscheinlich auf Kosten des eigenen Lebens. Alec ist allein. Das hat ihn näher zu uns gebracht, als es einer von euch beiden vermocht hätte. Wenn Mardus’ Kundschafter uns bereits erreicht haben, kann der Herzog selbst auch nicht mehr weit sein.«
    Seregil öffnete den Mund, um zu widersprechen, doch Micum ergriff vor ihm das Wort.
    »Mir gefällt das auch nicht, aber er hat recht, und wir beide wissen es«, stärkte er Nysander widerwillig den Rücken.
    »Na schön, aber wie sieht’s jetzt aus?« wollte Seregil wissen, der immer noch vor Wut schäumte. »Wir können doch nicht einfach hier herumhocken und hoffen, daß er uns durch bloßes Glück findet! Bei Bilairy, Nysander, wenn du so sicher weißt, wo er sich aufhält, dann zauber ihn doch her!«
    »Du weißt ganz genau, daß ich im Augenblick nicht so viel Kraft aufwenden darf. Aber ich konnte ihm einen Ruf senden und ihn mit einigen Schutzbeschwörungen versehen. Mit magischen Mitteln wird Mardus ihn nicht finden.«
    Seregil griff nach seinen Stiefeln und seinem Schwertgurt.
    »Aber du hast ihn doch letzte Nacht entdeckt«, sagte Micum mit gerunzelter Stirn. »Wie hast du das gemacht, wenn nicht mit Magie?«
    »Ich habe gar nichts gemacht. Das Wissen ist mir einfach zugeströmt.«
    »Und warum spüren Micum und ich ihn nicht?« fragte Seregil.
    »Wer weiß? Such ihn jetzt; hilf ihm. Er kommt aus südlicher Richtung.«
    »Ah, das ist einer meiner Titel, richtig? Der Führer, wie?« knurrte Seregil, ergriff einen Wasserbeutel und schritt durch die Zweige hinaus.
    Micum wollte ihm folgen, doch Nysander legte ihm die Hand auf den Arm.
    »Laß ihn gehen.«
     
    Bald wich Seregils Zorn verhaltener Freude, während er mit großen Sätzen über die Riffs sprang. Im Verlauf der langen Tage an Bord der Lady war seine Hoffnung auf die hartnäckige Weigerung zusammengeschrumpft, sich das Schlimmste auszumalen. Nun schien Nysanders Vertrauen in die Prophezeiung bewiesen. Entgegen allen düsteren Vorzeichen wurden die Vier an dieser feindseligen Küste wieder vereint.
    Die Tide hatte vor kurzem ihren Tiefstand erreicht und Gezeitenpfützen sowie gefährlich glitschige Blasentangflecken hinterlassen, die im Licht der Morgensonne schimmerten. Riesige, grüne Wellen rollten von

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