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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Botschaft zurück zum Regiment. Nimm die zwei besten Pferde, reite, so schnell du kannst und erstatte Kommandantin Klia Bericht darüber, was wir gesehen haben.«
    Stolz und zackig salutierte Ariani. »Zu Befehl, Leutnant.«
    »Unteroffizier Nikides, Ihr seid für die Rückbeförderung der Verwundeten verantwortlich. Wir bauen Schleppbahren für Mirn und Gilly. Steb, du begleitest die beiden. Der Rest von uns verfolgt die Kolonne noch ein paar Tage.«
    Sichtlich hin und her gerissen, schaute Steb auf Mirn hinunter. »Bei allem gehörigen Respekt, Leutnant, dadurch seid Ihr nur zu zwölft. Und ich kann mit einem Auge ebensogut kämpfen und schießen, wie ich es je mit zweien konnte.«
    »Deshalb brauche ich dich ja, um die Verwundeten zu beschützen«, erwiderte sie und erblickte sogleich Erleichterung in seinen Zügen. »Das gleiche gilt für Euch, Nikides«, fügte sie hinzu, als sie erkannte, daß der Unteroffizier drauf und dran war, ebenfalls Einwände zu erheben. »Zieht so schnell ihr könnt nach Norden. Ihr seid meine Zweitkuriere, falls Ariani es nicht schafft. Der Rest von uns bleibt nur zum Kundschaften, nicht zum Kämpfen.«
    Nachdem sie Braknil die Verantwortung übertragen hatte, unternahm Beka einen ausgedehnten Rundgang durch das Lager und blieb schließlich an einem westwärts gerichteten, unterhalb der anderen befindlichen Felsvorsprung stehen. Sie hörte, wie die anderen vor sich hinbrummten. Diejenigen, die sie wegschickte, schienen alles andere als glücklich darüber, die anderen zurückzulassen; diejenigen, die bleiben sollten, fragten sich, was es denn noch zu erfahren geben konnte.
    Beka seufzte schwer. Ihr war die Entscheidung, den spärlichen Rest ihrer Turma noch weiter zu zerteilen, wahrlich nicht leichtgefallen. Keiner ihrer Vorgesetzten würde ihr einen Vorwurf machen, wenn sie nun umkehrte.
    Was hingegen würden sie zu den Gründen sagen, weshalb sie blieb? Als sie die Augen nordwärts die Küste entlangwandern ließ, überkam sie abermals jenes seltsame Gefühl der Vertrautheit und Richtigkeit, das sie in der Nacht verspürt hatte, als sie zum ersten Mal den Kometen sah.
    Wer auch immer dieser Lord Mardus sein, was auch immer er mit seinen Totenbeschwörern und sinnlosen Märschen ins Niemandsland bezwecken mochte, ein frisch erwachter Instinkt verriet Beka, daß sie zu dicht davorstand, seine Geheimnisse zu ergründen, um jetzt noch aufzugeben.

 
47
Nur ein Hirsch in der Dunkelheit
     
     
    Schreie ertönten hinter Alec, als er von der kleinen Lichtung flüchtete. Einen Augenblick vermischten sich die Stimmen des Mannes und des anderen, dann setzte unvermittelt Stille ein. Abermals regte sich ein unbestimmtes Gefühl der Verwirrung, doch sein Tierbewußtsein trieb ihn weiter, immer tiefer in den Wald und weg von dem Leichengestank. Er spürte weitere Männer zwischen den Bäumen, die ihn umgaben, doch er wich ihnen mühelos aus.
    Als Nysander ihn zum ersten Mal mit dem Bann der Inneren Natur belegt hatte, vor scheinbar endlosen Monaten in der Sicherheit der Orëska-Gärten, war Alecs Bewußtsein so vollkommen von dem seiner tierischen Gestalt überwältigt worden, daß Nysander ihn schleunigst zurückverwandelt hatte, bevor er sich selbst oder andere vor lauter Verwirrung verletzen konnte.
    Diesmal verhielt es sich genauso, und es war eben jener tierische Fluchtinstinkt gewesen, der ihm zweifellos das Leben gerettet hatte.
    Der Wind strotzte nur so vor Gerüchen, als er verwegen durch die Dunkelheit preschte. Indem er auf die Warnungen achtete, die in seine Nüstern fluteten, vermochte er mühelos, ganz ohne nachzudenken, den plenimaranischen Wachen auszuweichen und durch Dickichte, über Schluchten und umgestürzte Bäume zu springen. Während er flüchtete, erholte sich sein Verstand allmählich von der ersten Bestürzung der Verwandlung und verschmolz mit dem des Hirschs, so daß sich Alec in einen Zustand erhöhter Wachsamkeit versetzt fühlte, der weder menschlich noch tierisch war.
    Als er durch die Bäume auf eine felsige Meeresklippe hervorbrach, hielt er einen Augenblick mit von dunklem Schaum verschmierter Schnauze inne. Unter ihm brandete die Flut gegen die Felsen und ließ riesige Gischtfontänen aufspritzen.
    Der Komet loderte am nächtlichen Himmel, und der Anblick jagte ihm einen frischen Schauder der Furcht über den Rücken. Jeder Muskel zuckte, jeder Instinkt brüllte Flucht. Doch er verharrte reglos, die empfindlichen Ohren angelegt, mit bebenden Nüstern. Als

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