Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit
als Vatharna dienen.« Mardus’ kaltes Lächeln wurde sichtlich breiter. »Keine schlechte Errungenschaft für den verleugneten Bastard eines Hochkönigs, wie?«
»Ich habe diesen Tag vorhergesehen, seit Ihr als Kind auf meinem Knie gesessen habt«, sagte der Dyrmagnos liebevoll. »Selbst jetzt ahnt der junge Hochkönig noch nichts. Wenn die Zeit reif ist, wird er seinen Platz für Euch, seinen getreuen Bruder, räumen müssen. Mit dem Helm auf dem Haupt und Seriamaius’ Hand über Euch kann Euch niemand den Anspruch auf den Thron streitig machen.«
»Und wie geht’s dem jungen Thero heute morgen?«
Irtuk Beshar ließ ein trockenes, raspelndes Lachen vernehmen.
»Er ist niedergeschlagen. Ziemlich niedergeschlagen.«
Der zweite Kundschaftertrupp war größer. Micum hockte im Schutz einiger Felsblöcke und zählte ein Dutzend plenimaranischer Reiter, die über den Pfad auf das Tempelgelände zugaloppierten.
Leise schlich er zu ihrer Zuflucht unter der Kiefer zurück, wo Nysander schweigend horchte, was die Späher einander zuriefen, während sie im Wald hinter dem Tempelbecken ausschwärmten.
»Was sagen sie denn?« flüsterte Micum.
»So wie es sich anhört, suchen sie nach einem geeigneten Ort für ein Lager.«
Bald zogen sich die Plenimaraner etwa eine Viertelmeile den Weg zurück, den sie gekommen waren, wo sich eine leicht abfallende Wiese befand. Micum und der Magier folgten ihnen vorsichtig.
»Sieht so aus, als wollten sie sich da niederlassen«, meinte Micum, während er beobachtete, wie mehrere Soldaten begannen, am Rand der Lichtung Bäume zu fällen. »Und genau in Seregils Weg. Von dort drüben aus kann man die Riffs sehen.«
»Bestimmt hat er sie schon früher bemerkt«, erwiderte Nysander und ging zurück zu ihrer Kiefer.
»Hoffen wir’s«, murmelte Micum. »Wie er hier rausgestürmt ist, hat mir ganz und gar nicht gefallen. Weißt du, eigentlich gibt es im Augenblick nichts zu tun. Vielleicht sollte ich nach ihm suchen. Bist du hier in Sicherheit?«
Nysander lächelte. »Vor diesem Pack? O ja. Geh ruhig.«
Micum hielt sich hinter dem Unterholz entlang des Pfades und schlich unbemerkt am plenimaranischen Lager vorbei. Hinter einem umgestürzten Baum hervor zählte er auf der Lichtung zehn Soldaten. Folglich mußten sich zwei irgendwo anders herumtreiben.
Nachdem er das Lager ein gutes Stück hinter sich gelassen hatte, wagte er sich auf das Riff hinaus und hielt in südlicher Richtung nach Anzeichen einer Bewegung Ausschau. Nysander hatte Seregil und ihm nicht genau gesagt, wie weit Alec sich noch entfernt befand. Aufgrund des Sonnenstandes schätzte er, daß Seregil vor wenig mehr als einer Stunde losgezogen war.
Die anschwellende Flut toste gegen die Felsen, während er weiter nach Süden ging. Eine weitere Stunde verstrich, bevor er in der Ferne zwei Gestalten erblickte, die auf ihn zugingen. Obwohl die beiden noch zu weit weg waren, um Einzelheiten zu erkennen, sah er, daß Seregil Alec stützte, während sie sich unsteten Schrittes über einen steinigen Uferabschnitt kämpften.
Zuerst zog Seregil das Schwert, doch als ihm klar wurde, daß es sich um Micum handelte, steckte er es wieder in die Scheide.
»Bei der Flamme, haben wir dich doch noch gefunden!« rief Micum freudig aus, als er die beiden erreichte. Er schlang einen Arm um Alec, drückte ihn zur Begrüßung an sich und half ihm, sich auf ein Stück Treibholz zu setzen. Der Junge präsentierte sich hohläugig vor Erschöpfung und trug Seregils Stiefel, Kittel und Umhang. »Bist du in Ordnung? Wo ist Thero?«
»Tot oder gefangen«, antwortete Alec, und Micum hörte deutlich die Anspannung in seiner Stimme.
Seregil warf Micum einen warnenden Blick zu. »Thero hat ihm geholfen zu entkommen. Alec hat in den letzten Wochen Schlimmes durchgemacht. Ein Stückchen müssen wir noch, Alec. Willst du kurz verschnaufen, bevor wir weitergehen?«
»Nein, bringen wir’s einfach hinter uns«, entgegnete der Junge. »Wo ist Nysander?«
»Mach dir um ihn keine Sorgen. Er ist in Sicherheit. Und bei der Flamme, das bist du jetzt auch!« rief Micum herzlich aus und ergriff Alecs Schulter. »Bei Bilairy, Alec, ich habe schon befürchtet, wir hätten dich verloren.«
»Ist der zweite Kundschaftertrupp schon angekommen?« wollte Seregil wissen.
»Vor etwa zwei Stunden, schätze ich. Sie haben das Lager ein Stück unterhalb des Tempels abgesteckt. Ich wollte nicht, daß ihr ihnen zufällig in die Hände stolpert, deshalb bin ich
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