Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit
euch entgegengegangen.«
»Danke. Du mußt mir helfen, ihn den Rest des Weges zu stützen.« Besorgt schaute Seregil zu Alec hinab. »Er hat kaum noch Kraft. Mich wundert, daß wir überhaupt so weit gekommen sind.«
»Ich schaff das schon«, widersprach Alec und mühte sich wankend auf die Beine.
»Wir gehen besser im Schutz der Bäume zurück«, meinte Micum und schlang einen Arm unter Alecs Achsel. »Hier draußen gibt es zu wenig Deckung, und ich weiß nicht, wo sie überall Wachen aufgestellt haben. Was schätzt du, wie weit Mardus zurück ist?«
»Ich habe letzte Nacht jeden Sinn für Entfernungen verloren«, gestand Alec. »Aber wenn die Kundschafter schon angekommen sind, kann er nicht viel mehr als einen halben Tag hinter ihnen sein.«
»Wie viele Leute hat er dabei?«
»Ich bin nicht sicher, aber ich glaube mindestens vierzig Soldaten und eine Gruppe Gefangener – vielleicht an die hundert. Und dann sind da noch der Totenbeschwörer und ein Dyrmagnos.«
Erschrocken weiteten sich Micums Augen. »Verflucht! Er hat eine dieser Kreaturen dabei? Und Gefangene?«
»Ich nehme an, sie brauchen eine Menge Blut, um ihren Helm wiederherzustellen«, sagte Seregil erbittert. »Alec hat mir erzählt, daß schon unterwegs auf dem Schiff Opferrituale abgehalten wurden, und weitere seit sie gelandet und zu einer zweiten Gruppe gestoßen sind. Bei der waren auch die ganzen Gefangenen.«
»Und wir vier sind hier, um sie aufzuhalten?« Zweifelnd schüttelte Micum den Kopf, als sie zum Wald hinaufkletterten und den Rückweg antraten.
Mit Micums und Seregils Hilfe schaffte es Alec bis zu der großen Kiefer.
»Da bist du ja endlich, mein lieber Junge!« flüsterte Nysander und umarmte Alec, der auf den Teppich getrockneter Nadeln sank. »Ich wußte, daß du zu uns zurückkehren würdest. Und gerade noch rechtzeitig.«
»Seregil hat mir von der Sonnenfinsternis morgen erzählt«, sagte Alec, gähnte und lehnte sich mit dem Rücken an den Baumstamm.
»Ich kann mir vorstellen, wie erschöpft du bist, aber du mußt mir alles mitteilen, was du erfahren hast. Danach kannst du dich ausruhen, das verspreche ich dir. Und du mußt etwas essen!«
Seregil reichte ihm ein Brötchen, Käse und einen Beutel voll frischem Wasser. Bevor Alec begann, trank er einen langen Schluck.
»Ihr hattet beide recht«, sagte er und schaute reumütig zu Seregil und Micum auf. »Ich hätte in jener Nacht auf Watermead bleiben sollen, aber ich habe mir Sorgen um Seregil gemacht. Als ich zurück in den Jungen Hahn …«
Er verstummte und rang mit neuen Tränen.
»Die beiden wissen darüber Bescheid«, erklärte Seregil und rutschte dichter zu ihm hin. »Ich bin im Morgengrauen dort angekommen und habe alles gesehen. Was ist danach passiert?«
»Sobald ich reinging, sind Ashnazai und seine Männer über mich hergefallen. Ein paar konnte ich verletzen, bevor sie mich überwältigt haben.«
»Vargûl Ashnazai?« fragte Nysander. »Ah ja, von dem habe ich schon gehört.«
Alec lächelte grimmig. »Du wirst nie wieder von ihm hören. Ich habe den Hundesohn gestern nacht getötet. So sind Thero und ich entkommen. Na ja, ich zumindest.«
Mit ernster Miene ließ er den Blick über die anderen schweifen. »Er hat mir das Leben gerettet. Was auch immer er zuvor getan haben mag, er hat mir das Leben gerettet und dafür wahrscheinlich mit dem seinen bezahlt. Mit Hilfe seiner Magie konnten wir entkommen, danach hat er mich in einen Hirsch verwandelt, so wie du es mal gemacht hast, Nysander.« Alecs Kinn bebte, dennoch sprach er weiter. »Ich – ich bin fortgerannt. Er hat mich weggescheucht, und ich bin gerannt. Ich höre immer noch, wie …«
Der Zauberer ergriff Alecs Hände. »Du kannst ruhig trauern, Alec, aber du darfst dir keine Vorwürfe machen. Bitte, erzähl weiter. Du hast von der Herberge gesprochen.«
Alec wischte sich mit dem dreckigen Ärmel die Nase ab. »Danach erinnere ich mich erst wieder daran, daß ich auf dem Schiff aufgewacht bin. Mardus war da, außerdem Ashnazai, ein weiterer Totenbeschwörer, den ich selten zu Gesicht bekam und ein weiblicher Dyrmagnos namens Irtuk Beshar.« Kurz stählte er sich, dann berichtete er, wie es ihm an Bord der Kormados ergangen war.
Nysander lauschte schweigend, bis der Junge auf das alptraumhafte Abendmahl mit Mardus zu sprechen kam. »Mardus selbst hat dir gesagt, daß Leben geopfert werden müssen, um die Macht des Helmes heraufzubeschwören? Bist du ganz sicher?«
Alec nickte
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