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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Seele zu beschützen …
    Die Kugeln loderten auf und verblaßten, wohingegen der Helm immer heller erstrahlte. Selbst da hätte Seregil vielleicht noch gezögert, hätte Nysander nicht den Kopf gehoben und mit Augen zu ihm aufgeschaut, die bereits im selben gräßlichen Licht glühten wie der Helm. Beim Anblick dieser fremdartigen Augen, die ihn aus diesem vertrauten, geliebten Gesicht anstarrten, zerbrach etwas in Seregil.
    Er hob das Schwert mit beiden Händen über den Kopf und schlug mit aller Kraft zu.
    Die Symbole, die Nysander auf die Klinge gemalt hatte, loderten wie Blitze auf, als der Stahl durch Eisen, Horn und Gold schnitt und den großen Helm des Seriamaius in Tausende gezackte Bruchteile zerschmetterte, die sich im milchigen Licht der wiederkehrenden Sonne in winzige Schattenfetzen auflösten.
    Ein plötzlicher Sturm unzähliger, gequälter Stimmen brauste aus dem Nichts auf und peitschte die Wellen gegen die Felsen. Seregil schleuderte das verbogene, verkohlte Schwert beiseite, fiel auf die Knie, bettete Nysanders gespaltenen Schädel auf seinen Schoß und nahm den toten Mann in die Arme. Eine weitere Woge toste gegen die Riffs, spülte schäumend um seine Knie und zerrte an den Beinen des Verblichenen.
    Du hast es gewußt, dachte Seregil, als er in Nysanders Züge hinunterstarrte, die im Tod wieder entspannt und freundlich wirkten.
    Du hast es gewußt.
    Die ganze Zeit hast du es gewußt.
    Du hast es gewußtgewußtgewußtgewußtgewußt …
    »Du hast es gewußt!« brüllte er in den tobenden Sturm, blind für die Freunde, die sich um ihn scharten und aus deren Zügen entsetztes Begreifen sprach.
    Seregil beugte sich über Nysanders schlaffen Leib und wartete darauf, daß die nächste Welle sie von den Felsen spülte und in die unergründlichen Tiefen des Meeres riß.

 
51
Abschiede
     
     
    Seregil beobachtete, wie Rauch von Nysanders Scheiterhaufen in den prächtigen rotgoldenen Himmel des Sonnenunterganges emporwallte, und fragte sich, weshalb ausgerechnet er nicht weinen konnte.
    Alec weinte leise neben ihm, auch Micum, der von Beka gestützt dalag und mit der großen Hand die Augen bedeckte. Thero stand ein wenig abseits; ungehemmt strömten Tränen über die fahlen Wangen, während die Flammen knisternd den sorgsam aufgeschichteten Stapel aus Zunder und Treibholz verzehrten.
    Seregil sehnte sich danach, sich ihnen anzuschließen. Sein Gram hatte sich gleich einem trockenen, schartigen Stein, der jeden Atemzug schmerzlich gestaltete, in der Brust festgesetzt.
    Rhals Seeleute und Bekas Soldaten standen ehrfürchtig schweigend auf der gegenüberliegenden Seite des Scheiterhaufens. Rhal hatte das Feuer im Lager erspäht und es als Signal aufgefaßt. Tapfer hatte er der tosenden Brandung getrotzt und war mit zwanzig seiner Männer gerade rechtzeitig an Land gekommen, um Bekas Reitern zu helfen, die letzten Plenimaraner zu vertreiben. Als sich jedoch die Kunde von Mardus’ Tod verbreitete, verschwand der Großteil der noch lebenden Soldaten in den Hügeln, um sich allein durchzuschlagen.
    Danach hatten Beka und Rhal ihre Leute zusammengetrommelt, um die Toten und alle Spuren des Rituals zu beseitigen. Nachdem das Gelände gesäubert war, schichteten sie auf den Riffs unterhalb des Beckens einen Scheiterhaufen auf und wichen zurück, als Seregil und Thero Nysander auf die oberste Schicht aus ölgetränktem Anmachholz und süßen Kräutern betteten.
    Nun stand Seregil davor, beobachtete reglos, wie die Flammen Nysanders Haut und Kleider schwärzten und zwang sich, daran zu denken, wie der alte Zauberer zwischen seinen Malereien und Symbolen gehockt und beruhigende Worte der Ermutigung zu ihnen gesprochen hatte.
    Aber immer noch weigerten sich die Tränen zu fließen.
    Sterne tauchten am sich verdunkelnden Himmel auf, und mit ihnen der mittlerweile seiner unheilverkündenden Bedeutung beraubte Komet. Der Scheiterhaufen begann einzusinken, und Nysanders Leichnam verschwand in einer Wolke wirbelnder Funken. Einige von Rhals Männern traten vor, nährten das Feuer mit weiterem Holz und Öl und schürten es, bis die Hitze die Umstehenden zwang, sich in die Schatten ringsum zurückzuziehen.
    Nachdem die Feierlichkeit der Totenverbrennung somit beendet war, begannen die Leute davonzutrotten. Das Feuer würde noch bis tief in die Nacht hinein lodern und Haut, Knochen und Holz in feine Asche verwandeln, die der Wind und die Gezeiten in alle Windrichtungen verstreuen würden.
    Seregil wandte sich ab, schlurfte

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