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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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er sich nur so gut wie möglich verteidigen und die knochenerschütternden Schwinger des größeren Mannes abwehren. Mardus zog die Klinge zurück und ritzte dabei Seregils linke Schulter auf. Seregil riß die Deckung wieder hoch, tat einen glücklichen Schritt zur Seite und zahlte es ihm mit einem Hieb über den rechten Unterarm heim.
    Zum ersten Mal kam Seregil der Gedanke, daß er seine Rolle aus der Prophezeiung erfüllt hatte und nunmehr entbehrlich war; daß er verlieren konnte.
    Mardus spürte seine Zweifel, nutzte den Vorteil und brachte ihm einen oberflächlichen Schnitt über die Hüfte bei. Noch mehr Blut tropfte ins Wasser, und der Helm, der sich daraus und aus jedem Tod nährte, den das nach wie vor über ihnen tobenden Gefecht forderte, erstrahlte immer heller.
    Es war Mardus, der das Leuchten schließlich bemerkte und seine Bedeutung erkannte. Er verstärkte seine Angriffsbemühungen und drängte Seregil an die Felsen zurück. Seregil, der sich plötzlich haltlos in einer unverteidigbaren Lage befand, entschied sich für eine Verzweiflungstat. Er stürzte an Mardus vorbei und hechtete auf den Helm zu. Er hatte kaum zwei Schritt zurückgelegt, als sich sein Fuß in einer verborgenen Spalte verfing und er schmerzlich stolperte.
    Mardus schlug nach seinem Rücken und fügte ihm einen Schnitt über den Rippen zu. Als er jedoch gerade zum Todesstoß ausholte, spülte eine Woge über den Grubenrand herein, warf sie beide von den Beinen und begrub sie unter einer einstürzenden Gischtwand, die sie gegen die Felsmauer schleuderte.
     
    Mardus erholte sich als erster, nachdem sich die Woge zurückzog. Das Schwert immer noch fest umklammert, blickte er sich um und sah Seregil benommen, unbewaffnet und alle viere von sich gestreckt an den seewärtigen Felsen liegen. Aus einer Schnittwunde an der Stirn träufelte Blut über ein geschlossenes Auge.
    Düsterer Triumph breitete sich auf Mardus’ Zügen aus, als er durch das knietiefe Wasser auf seinen Feind zuwatete. Aus langer Erfahrung wußte er, wo er zustoßen mußte, um einen Menschen zu lähmen und einen langsamen, qualvollen Tod zu gewährleisten.
    Es war das Schimmern der Augen des Helmes, das ihn ablenkte. Als der schäumende Wellenwirbel sich einen Augenblick lichtete, sah Mardus den Helm zu seinen Füßen durch das Wasser leuchten.
    »Scheint so, als wäre mir doch noch der Spaß vergönnt, dich dem Wundersamen darzureichen«, knurrte er hämisch. »Verwundet oder nicht, du bist immer noch ein herausragendes Opfer.«
    Damit ergriff er den Helm an einem der gebogenen Hörner und hob ihn über den Kopf. »Adrat Vatharna, thromuth …«
     
    Seregil lauerte auf den rechten Zeitpunkt. Er schlug die Augen auf, griff ins Wasser, zog den Dolch aus dem Stiefel und schleuderte ihn.
    Den Helm immer noch über den Kopf erhoben, erstarrte Mardus und glotzte verblüfft auf das Messer hinunter, das sich an der Stelle zwischen die Rippen gebohrt hatte, wo der Rand des Brustharnisches die linke Seite ungeschützt ließ.
    »Du hättest mich töten sollen, als du die Gelegenheit hattest«, grollte Seregil und zog eine Blutspur hinter sich her, als er unbewaffnet auf seinen Gegner zuwatete. »Bis jetzt hast du dein Spiel hervorragend gespielt, aber man sollte immer erst dem Feind töten, bevor man nach der Beute greift. Überheblichkeit, Lord Kellerassel. Überheblichkeit ist eine tödliche Untugend. Sie macht einen Mann berechenbar.«
    Mardus verzog die Lippen zur Parodie eines Lächelns. »Tricks. Immer wieder diese Tricks«, flüsterte er heiser. Den Helm in der einen Hand, das Schwert in der anderen, wandte er sich steif um und begann, auf den Rand des Beckens zuzuwanken.
    Seregil überholte ihn und versperrte ihm den Weg. Mardus war im Sterben begriffen, dennoch starrte er mit ungebrochen lodernder Verachtung auf Seregil hinunter.
    »Der Verzehrer des Todes …« setzte er gurgelnd an, wobei ihm zähe Blutschwaden aus dem Mund über das Kinn quollen.
    »… wird heute dein Herz fressen, nicht meines«, beendete Seregil den Satz und funkelte in die dunklen Augen seines Feindes empor.
    Dann umfaßte er den Griff des Dolches, drehte die lange Klinge herum und grub sie durch Muskeln und Sehnen, bis sie in einem Knochen steckenblieb. Ein heißer Schwall hellen Blutes ergoß sich über seine Faust.
    Mardus ließ den Helm fallen und fiel rücklings ins Wasser. Ein Band roter Blasen blubberte aus Nase und Mund, dann verebbte es. Seine bereits glasigen Augen widerspiegelten den

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