Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond
spannten sich um die seinen, als sie ihm ein flüchtiges Lächeln schenkte.
52
Gespitzte Ohren
Adzriel stellte für die Befragung ihren privaten Salon zur Verfügung. Seregil, Alec, Beka und Thero waren bereits dort, als Kheeta den Ra’basi hineingeleitete. Beka nickte ihm knapp zu, ohne ihren Platz am Fenster zu verlassen.
Nyal starrte die beiden zurückgekehrten Flüchtlinge verblüfft an. »Dann hat man Euch nach all dem doch noch erwischt?«
»Nein. Wir sind freiwillig zurückgekommen«, erwiderte Alec.
»Nach all dem Ärger unterwegs? Warum?«
»Wir haben unterwegs noch ein paar neue Erkenntnisse gewonnen«, antwortete Seregil. »Und wir brauchen noch einmal deine Hilfe. Ich hoffe, du wirst sie uns so bereitwillig gewähren wie in der Vergangenheit.«
»Ich werde tun, was ich kann, meine Freunde.«
»Gut. Da gibt es ein paar Dinge, die wir klären müssen. Vielleicht kannst du uns sagen, warum die Akhendi nicht nur mich, sondern auch Alec und Beka angegriffen haben?«
Nyal rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her. »Die Akhendi haben dich angegriffen? Wann?«
Seregil zog den Sen’gai hervor. »Den haben wir bei den Sachen der so genannten Banditen gefunden, nachdem du weg warst.«
»Beim strahlenden Licht! Aber Rhaish hat gesagt …«
»Wir wissen, was er gesagt hat«, unterbrach ihn Seregil. »Ich weiß auch von Alecs Zusammenstoß mit Emiel í Moranthi. Du erinnerst dich doch? Alec sagt, du hättest seinen Talisman an dich genommen, um ihn wieder richten zu lassen. Wem hast du ihn gegeben?«
Nyal starrte ihn an. »Ich habe ihn Amali gegeben. Aber was hat das mit der ganzen Geschichte zu tun?«
Seregil und Alec wechselten einen kurzen Blick. »Kannst du mir erklären, wie eben dieser Talisman – Alecs Talisman – an das Armband geraten konnte, das Amali für Klia gewoben hat? Das Armband, das sie dazu benutzt hat, Emiel anzuklagen? Wie du siehst, habe ich nie recht glauben können, dass der Bastard Hand an sie gelegt hat, so gern ich es auch geglaubt hätte.«
Nyal war aschfahl. »Nein. Sie würde nie …«
Alec legte eine Hand auf Nyals Schulter. »Ich weiß, dass du sie gern hast. Ich habe euch beide mehrere Male zusammen gesehen, und ich weiß, dass sie mit dir über ihre Befürchtungen in Bezug auf ihren Gemahl gesprochen hat.«
»Du hast mich ausspioniert?«
»Du bist nicht der Einzige, der die Ohren offen hält«, sagte Alec ausweichend, aber seine hellhäutigen Wangen röteten sich verräterisch.
Nyal sackte auf seinem Stuhl zusammen. »Sie ist ein paarmal zu mir gekommen. Und du hast Recht, ich versuche sie zu schützen, aber mehr ist nicht zwischen uns, das schwöre ich.«
Noch immer schweigend fixierte Beka ihre Hände.
»Aber du bist ihr Vertrauter?«, hakte Seregil nach.
Nyal zuckte die Achseln. »Bevor wir uns in Gedre begegnet sind, habe ich sie einige Jahre nicht gesehen. So froh ich war, in ihrer Nähe zu sein, ohne dass uns die finsteren Blicke ihres Gemahls folgten, konnte ich doch spüren, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Sie hat mir von dem Kind erzählt, das sie unter dem Herzen trägt, aber sie hat auch angedeutet, dass etwas nicht stimmen würde. Wir haben uns unterwegs einige Male unterhalten, und dann wieder, nachdem wir Sarikali erreicht hatten. Sie war unglücklich, das konnte sie nicht verbergen, aber über ihre Furcht um ihren Gemahl und seinen Clan und das Ergebnis der Verhandlungen hat sie nur vage Andeutungen gemacht.
Sie hat angedeutet, dass er sich manchmal seltsam verhalten würde, so als sei er nicht mehr er selbst. Nach dem Tod Königin Idrilains wurde er noch unruhiger, aber es kam noch schlimmer. Er war überzeugt, dass Lord Torsin heimlich ein Komplott mit Ulan geschmiedet hat, in dem es um einen Handel ging, bei dem Gedre nach dem Ende des skalanischen Krieges wieder geschlossen würde, womit die Akhendi genauso schlecht dran wären wie bisher.«
»Hast du ihm das erzählt?«, fragte Seregil scharf, ohne sich um den erschrockenen Blick seiner Schwester zu kümmern.
Nun sprang Nyal wütend auf. »Wie könnte ich, wenn ich selbst nichts davon wusste? Ihr habt mir von Anfang an misstraut, aber ich bin kein Spion! Ich war euch gegenüber immer redlich und habe mich Amalis Bitten, ihr zu erzählen, was ich in eurer Gesellschaft zu hören bekomme, ebenso widersetzt wie denen meiner eigenen Khirnari! Du kennst meine Gabe, Seregil. Sie kann das Atui dessen, der sie besitzt, über alle Maßen beanspruchen oder gar zerstören,
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