Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond
sagte, Seregils Anwesenheit könnte ähnliche Auswirkungen haben.«
»Vielleicht«, entgegnete Nyal, »aber Seregil hat die mächtigeren Freunde.«
Als die Begrüßungszeremonie beendet war, zerstreuten sich die Khirnari und verschwanden mit ihren Clanangehörigen in einer der vielen Straßen, die fächerförmig aus dem Stadtkern hinausführten.
Adzriel begleitete Klia aus dem Kreis heraus. Kaum waren sie außerhalb des Steinzirkels, umarmten sie und Mydri Seregil und klammerten sich an der Rückseite seines Mantels fest, als fürchteten sie, er könnte sich einfach in Luft auflösen. Seregil erwiderte die Umarmung und barg sein Gesicht für einen Augenblick im dunklen Haar seiner Schwestern. Die anderen Bôkthersa gesellten sich zu ihnen, und für eine Weile entzog sich Seregil Alecs Blicken in einer Traube glücklicher und aufgeregt schwatzender Menschen. Säaban wurde vorgestellt, und Alec sah, wie sich ein Ausdruck des Staunens auf Seregils Zügen abzeichnete, der gleich darauf von einem hocherfreuten Grinsen abgelöst wurde. Wie es schien, war Seregil mit der Wahl seiner Schwester äußerst zufrieden.
Alec fiel auf, dass auch Klia ein fröhliches Lächeln auf den Lippen trug. Beka und Thero gaben sich Mühe, ihre Neugier nicht zu offen zu zeigen, als sie sich bemühten, einen ersten Blick auf Seregils Familie zu werfen.
»Dich hier wiederzusehen!«, rief Adzriel, während sie ihren Bruder mit ausgestreckten Armen festhielt. »Und auch dich, Alec, Talí.« Sie streckte ihm die Hand entgegen, und als er sie ergriff, zog sie ihn zu sich heran und küsste ihn innig auf beide Wangen. »Endlich! Willkommen in Aurënen!«
»Aber ich vergesse meine Pflicht«, fügte sie dann hinzu, während sie sich hastig die Augen abwischte. »Prinzessin Klia, gestattet, dass ich Euch den Rest der Bôkthersa-Delegation vorstelle. Meine Schwester, Mydri ä Illia. Mein Gemahl, Säaban 1 Irais. Und dies ist Kheeta í Branín, ein guter Freund aus Seregils Jugend, der sich freundlicherweise erboten hat, Euch in Sarikali als persönlicher Adjutant zur Seite zu stehen.«
Dieser Letzte war der junge Mann, der Alec während der Zeremonie so offen angesehen hatte. Wie es schien, war er in der Tat ein wahrer Freund. Seregil umarmte den jüngeren Mann stürmisch, wobei er grinste wie ein vollkommener Trottel.
»Kheeta í Branín, bist du es wirklich?«, rief er lachend. »Ich glaube mich zu erinnern, dass wir beide zusammen das eine oder andere Mal in ziemliche Schwierigkeiten geraten sind.«
»Zweimal? Du warst der Grund für die Hälfte der Prügel, die ich mir in meinem Leben zugezogen habe«, entgegnete Kheeta glucksend, bevor er Seregil erneut in seine Arme zog.
Alec fragte sich, ob dieser Bursche eine der ›Liebeleien‹ seiner Jugend war, von denen Seregil gesprochen hatte.
»Mach lieber den Mund zu, sonst nisten sich noch Fliegen ein«, sagte Beka, wobei sie ihm einen freundschaftlichen Rippenstoß versetzte.
Verunsichert senkte Alec den Kopf und betete, dass seine Gedanken nicht für jedermann so leicht zu durchschauen waren.
Kheeta gab Seregil frei und verbeugte sich respektvoll vor Klia. »Geehrte Dame, für Euch wurden Quartiere in der Tupa der Bôkthersa vorbereitet. Wann immer Ihr etwas braucht, wendet Euch nur getrost an mich.«
»Euer Haus liegt gleich neben dem meinen«, erzählte ihr Adzriel. »Werdet Ihr heute Abend mit uns speisen?«
»Nichts wäre mir lieber«, antwortete Klia. »Ich kann Euch gar nicht sagen, was für eine Erleichterung es für mich bedeutet, dass es wenigstens einen Khirnari gibt, dem ich voll und ganz vertrauen kann.«
»Und hier ist noch einer!«, sagte Mydri, als Amali ä Yassara sich zu ihnen gesellte, Arm in Arm mit einem weiß gekleideten Khirnari.
Bei den Vieren!, dachte Alec. Er hatte gewusst, dass Amalis Gemahl älter war als sie, aber dieser Mann hätte ihr Großvater sein können. Tiefe Falten kennzeichneten sein Antlitz um Augen und Mund, und das wenige Haar, das sich unter dem weißen Sen’gai zeigte, hatte die Farbe von Eisen. Doch wenn das stolze Lächeln und die leuchtenden Augen seiner Gemahlin irgendetwas zu bedeuten hatten, dann stellte der Altersunterschied für diese beiden kein Problem dar.
»Klia ä Idrilain, dies ist mein Gemahl, Rhaish í Arlisandin, Khirnari des Akhendi-Clans«, sagte Amali dann auch strahlend.
Nun folgte eine neue Runde der gegenseitigen Vorstellungen, und bald schüttelte auch Alec dem Mann die Hand.
»Ah, der junge Hâzadriëlfaie
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