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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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wahre Macht zu offenbaren.«
    »Und der Verbannte?«
    Amali runzelte die Stirn. »Er ist anders, als ich erwartet hatte. Unter seiner respektvollen Haltung verbirgt sich ein stolzes, zorniges Herz. Angesichts der Jahre, die er unter den Tír verbracht hat, ist er zu erstaunlicher Weisheit gereift, und nach allem, was meine Männer von den Skalanern aufgeschnappt haben, ist er mehr, als er zu sein scheint. Wir können uns glücklich schätzen, dass er die gleichen Ziele verfolgt wie wir, trotzdem traue ich ihm nicht. Was sagt der Iia’sidra über ihn? Wird seine Anwesenheit zu Schwierigkeiten führen?«
    »Das wird sich bald herausstellen.« Einen Augenblick ging Rhaish schweigend weiter, ehe er geradeheraus fragte: »Und wie steht es mit dem jungen Nyal í Nhekai? Diese lange Reise sollte euch Gelegenheit gegeben haben, eure Bekanntschaft zu vertiefen.«
    Amali errötete. »Natürlich. Wir haben uns unterhalten. Wie es scheint, ist er ganz angetan von Klias rothaariger Rittmeisterin.«
    »Bist du eifersüchtig, Talía?«, zog er sie auf.
    »Wie kannst du so etwas fragen?«
    »Vergib mir.« Er zog sie näher zu sich heran. »Vernarrt in eine Tírfaie, sagst du? Außergewöhnlich. Und es könnte sich als nützlich erweisen.«
    »Vielleicht. Ich denke, wir sind gut beraten, auf Klia zu setzen, jedenfalls, wenn sie den Iia’sidra ebenso zu beeindrucken vermag wie mich, und das muss sie!« Amali seufzte und legte die Hand an die Rundung ihres Bauches, in dem ihr erstes Kind heranwuchs. »Bei Aura, von dem Erfolg ihrer Mission hängt so viel ab. Möge der Lichtträger mit uns sein.«
    »In der Tat«, murmelte er. Ein trauriges Lächeln umspielte seine Lippen bei dem Gedanken an den starken Glauben der Jugend. Allzu oft war es der Wille der Götter gewesen, dass die Menschen ihr Schicksal selbst in die Hand nahmen.

 
11
Man lebt sich ein
     
     
    Alec war ein wenig enttäuscht, als Adzriel ihnen das Gästehaus des Clans zeigte. Groß, schmal und von einer Art offenen Daches bedeckt, ragte das Haus unheilverkündend in den späten Nachmittagshimmel.
    Auch im Inneren entdeckte er wenig, was seinen ersten Eindruck verbesserte. Obwohl das Haus gut eingerichtet und voller lächelnder Bôkthersa war, hing darüber eine düstere, bedrückende Atmosphäre – ganz anders als die lichte Behaglichkeit von Gedre.
    Warum um alles in der Welt halten sie diesen Ort für so wunderbar, fragte er sich zum wiederholten Male, behielt jedoch seine Gedanken für sich, während Kheeta sie durch das Haus führte. Das ganze Gebäude bestand aus einem sonderbar angeordneten Durcheinander kleiner, düsterer Kammern, verbunden durch Korridore und Galerien, die samt und sonders beunruhigend schief zu sein schienen. In den inneren Räumen gab es keine Fenster, aber vor den äußeren zogen sich großzügige Balkone hin, und da es keine Gardinen oder Fensterläden gab, war an Privatsphäre nicht zu denken.
    »Eure Bash’wai hatten eine interessante Vorstellung von Architektur«, grummelte Alec zu Seregil, als er auf dem Gang über eine unerwartete Stufe stolperte.
    Die inneren Wände bestanden aus den gleichen gemusterten Steinen wie die äußeren. Alec, der die prächtigen Wandgemälde und Statuen skalanischer Häuser gewohnt war, fand es seltsam, dass diese Menschen offenbar kein Interesse daran hatten, ihr tägliches Leben in Bildern zu verewigen.
    Der größte Teil des Erdgeschosses diente als Empfangshalle, hinter der kleinere Räume für den privaten Gebrauch lagen. Auf der Rückseite des Hauses befanden sich die Badezimmer und eine gewaltige Küche, von der aus man auf einen ummauerten Viehhof blickte. Dieser war zur Rechten von Ställen, zur Linken von einem niedrigen Steingebäude flankiert, welches Bekas Turma als Unterkunft dienen sollte. Ein Tor führte hinaus in eine schmale Gasse zwischen diesem Haus und dem Adzriels.
    Klia, Torsin und Thero wurden Räume im zweiten Stockwerk zugewiesen, Alec und Seregil teilten sich einen größeren Raum im dritten Stock, der trotz der farbenfrohen aurënfaiischen Möbel an eine Höhle gemahnte, deren Decke sich in den Schatten verlor.
    Am Ende des Korridors entdeckte Alec eine schmale Treppe. Er folgte ihr hinauf auf das flache Dach und zu einem achteckigen Steinpavillon, der dort oben thronte.
    Bogenförmige Öffnungen auf jeder der acht Seiten erlaubten einen angenehmen Blick auf das Tal hinaus. Im Inneren dienten glatte Blöcke schwarzen Gesteins als Tische und Bänke. Während er so allein in dem

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