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SchattenGrab

SchattenGrab

Titel: SchattenGrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nané Lénard
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heute Nacht zurück. Zu viel Wein. Aber wir können morgen zeitig nach dem Frühstück aufbrechen, auch wenn ich mir das ganz anders vorgestellt hatte. So ein Mist. Nur einmal kurz aufs Meer gucken und das war’s dann. Wann ist die Sektion?“
    „Eigentlich um elf, aber ich versuche, sie auf eins zu verschieben. Hast du denn da in Neuharlingersiel was erreichen können in der kurzen Zeit?“
    „Nein, aber das hat sich eh erledigt. Erzähle ich dir morgen. Jetzt muss ich erst mal Moni beibringen, dass die Reise schon ein Ende hat.“
    „Tut mir leid, ihr könnt doch wann anders wieder hinfahren.“
    „Nur ohne Handy und ohne dass einer weiß, wo wir sind. Sonst hat das anscheinend keinen Sinn.“
    „Kannst du doch eh nicht, oder du rufst dann an.“
    „Wahrscheinlich“, sagte Wolf und fügte ein „also bis morgen“ an.
    Kruse brummte zufrieden und legte auf. Aus der Küche drangen ähnlich leckere Pizzadüfte wie neulich aus Hetzers. Er hatte schnell vier Packungen aus der Tiefkühltruhe geholt. Dreieinhalb für ihn und eine Hälfte für Nadja, die gleich nach Hause kommen würde.

Antonia
    Es war mal wieder an der Zeit, ihre Schwester Verena zu besuchen, fand Toni. Allerdings zog sie es momentan vor, ihre Mädchen zu Hause zu lassen. Sie wollte vermeiden, dass Verena durch die Zwillinge oder die kleine Jane an ihr eigenes Schicksal erinnert wurde. Sein eigenes Kind zu vermissen und das Mutterglück seiner Schwester so direkt vor Augen geführt zu bekommen, wäre schlimm.
    Die von Bodensteins fanden es gut, dass sich Toni um Verena kümmerte. Ihnen selbst blieb zu wenig Zeit, aber sie versprachen, ein Auge auf die Mädchen zu haben und erreichbar zu sein, falls sie Hilfe benötigen würden. Immerhin waren Grit und Liv nun schon fast zwölf und konnten gut ein paar Stunden allein bleiben. Sie kümmerten sich auch rührend um ihre kleine, fünfjährige Schwester.
    Toni fuhr also beruhigt nach Hannover. Bevor sie bei ihrer Schwester klingelte, hatte sie noch eine Bitte zu erfüllen. Sarah, Verenas Stieftochter war vor Kurzem bei ihr in Bückeburg gewesen und hatte ihr eine Kleinigkeit für ihre Oma mitgegeben. Mariannes Geburtstag lag nun schon fast drei Wochen zurück, aber Sarah war nicht nach Hannover gefahren, zum einen aus Geldgründen und weil eine Feier wegen Sophies Verschwinden ohnehin nicht geplant gewesen war. Toni hatte versprochen, das Geschenk beim nächsten Mal mitzunehmen und zu übergeben.
    Marianne war eine fetzige Type, fand Toni. Zwar total plemplem, aber keine von diesen verblödeten Alten, die beim Damenkränzchen im Kostüm dasaßenund ihre Teetasse mit zwei Fingern hielten. Was sich Sarah als Tattoo auf ihre Haut wünschte, hatte Marianne im ganzen Haus auf Leinwänden, Holz oder Laken verwirklicht. Sie räumte auch dauernd um. Wann immer Toni das Haus betreten hatte, sah es ganz anders aus als beim letzten Mal.
    So war es auch jetzt. Als Marianne die Tür geöffnet hatte und ihr ins Gesicht lächelte, kam es ihr vor, als sei sie noch niemals hiergewesen.
    „Toni, Kind, schön, dass du dich mal blicken lässt“, sagte sie und machte die Tür ganz auf. Toni wäre fast die Kinnlade heruntergeklappt, denn die Frau trug ihre Haarpracht offen über einem weißen Gewand, das bis zu den Füßen reichte.
    „Wahnsinn“, sagte Toni perplex, als sie eintrat, „ist ja nicht wiederzuerkennen. Hast du das selbst gestrichen?“
    Diele und Treppenhaus sahen aus, als habe man das Himmelreich betreten oder befände sich mitten im Olymp. Marianne nickte stolz. „Ich wollte das Paradies schon jetzt.“
    „Das ist dir gelungen“, bestätigte Toni, die fasziniert war von der Weite des Raums, „wie hast du diese Atmosphäre hinbekommen?“
    „Mit dem Pinsel und einem Herz voller Sehnsucht!“, gab Marianne zurück.
    Von der Decke hingen schwebende Gestalten aus Seide, Organza und Tüll, die sich auch gemalt an den Wänden wiederfanden. Jede hatte ein anderes Gesicht. Manche waren männlich, andere weiblich.
    „Wie hast du die Köpfe gemacht?“, wollte Toni wissen.
    „Manche aus Pappmaschee, andere aus Holz oder Ton. Das sind meine Engel. Willst du einen Tee? Ichhabe frischen Salbei im Garten.“ Marianne lächelte glücklich.
    „Ja, sehr gerne!“
    „Dann geh doch schon mal in den Wintergarten. Da ist es herrlich.“
    Sie hatte recht. Die abendliche Spätfrühlingssonne drang durch die Fenster und wärmte. Toni sah in den Garten und überlegte, ob nicht hier viel eher das Paradies war. Wer alte

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