SchattenGrab
befand.
Leise rollte sie sich von ihm herunter und stellte erleichtert fest, dass er augenscheinlich noch schlief und sich erst jetzt räkelte. Er schlug die Augen auf und lächelte sie verschmitzt an.
„Na, gut geschlafen, Moni?“
„Wunderbar“, sagte sie, „das tat gut, aber jetzt habe ich einen Riesenhunger.“
„Das ist die Seeluft“, erwiderte er und setzte sich auf, „das Meer macht alles gut. Es bringt uns wieder ins richtige Gleichgewicht.“
Moni, die immer noch ein bisschen verschämt daran dachte, wie sie auf Wolf gelegen hatte, hatte hierzu ihre eigenen Gedanken. Sie konnte nicht ahnen, wie sehr sie den seinen nahekamen.
Im Restaurant war wieder alles belegt. Wolf war froh, dass er schon vorhin einen Tisch reserviert hatte. Kellner Olaf hatte extra einen am Fenster für ihn frei gehalten. Mit einem Augenzwinkern sagte er ihm, dass es schön sei, dass Hetzer sich in so netter Begleitung mal wieder an die Nordsee verirrt habe. Wolf gabdaraufhin zurück, dass es dafür grundsätzlich nur zwei Gründe gäbe: Die leckeren Fischgerichte in den Bauernstuben und die erfrischend geistreiche Bedienung.
Moni konnte das durchaus bestätigen, als sie Messer und Gabel zur Seite legte. Selten hatte sie eine so leckere Scholle gegessen. Sie beschlossen, noch eine Flasche des Weins mit aufs Zimmer zu nehmen, den sie den Abend über getrunken hatten.
Oben angekommen sagte Wolf: „Moni, entschuldige bitte, aber ich muss noch zwei Telefonate führen. Thorsten und Peter haben um Rückruf gebeten.“
„Kein Problem“, entgegnete sie, „ich wollte sowieso duschen gehen. Dann kannst du ganz in Ruhe telefonieren. Grüß Peter von mir.“
Wolf nickte, wartete, bis sie mit ihren Sachen im Bad verschwunden war und wählte Thorstens Nummer.
„Thorsten hier, hallo Wolf, gut, dass du endlich anrufst. Ich habe Neuigkeiten, über die ich lachen würde, wenn sie uns nicht direkt betreffen würden.“
„Du machst es aber spannend. Was ist los?“
„Ich habe das Resultat aus der Rechtsmedizin wegen der angespülten Knochen.“
„Und?“
„Seehundflosse!“
„Wie?“
„Es ist eine Seehundflosse. Das ganze Tamtam war für die Katz.“
„Gibt’s doch nicht!“ Wolf blieb die Sprache weg.
„Doch, gibt es. Der Arzt vor Ort hatte die Vermutung und hat die Untersuchung veranlasst.“
„Und der Rechtsmediziner hat sich nicht gleich totgelacht?“
„Nein, die filigranen kleinen Knöchelchen hat er ebenfalls nicht sofort als tierisch erkannt. Er hat zwarim Nachhinein gesagt, dass er skeptisch gewesen sei, aber das kann er natürlich auch nachträglich zur Sicherung seiner Autorität erwähnt haben.“
„Also kein totes, angespültes Kind, das ist doch wenigstens eine gute Nachricht.“
„Das stimmt. Du brauchst also nicht rumzufragen. Das wäre nur sinnvoll gewesen, wenn es Sophies Knochen gewesen wären. Mach einfach noch ein paar Tage Urlaub, Wolf.“
„Die Sache beschäftigt mich jetzt irgendwie trotzdem.“
„Ich halte dich auf dem Laufenden. Wenn du noch irgendetwas für mich tun kannst, rufe ich dich an oder schicke dir eine Mail. Ein Teil der Verwandten wohnt übrigens in Bückeburg.“
„Das hattest du, glaube ich, schon erwähnt. Also gut, wir hören uns. Bis dann.“
„Ja, bis dann.“
Wolf drückte die rote Taste und wählte Kruses Handy nummer.
„Na, endlich!“ Das war das Erste, was Hetzer hörte.
„Was soll das heißen?“
„Das dauert ja Stunden, bis du dich mal zurückmeldest.“
„Entschuldige, ich habe frei.“
„Jetzt nicht mehr.“
„Wieso?“
„Ich brauche dich hier. Wir haben einen Toten!“
„Wen?“
„Keine Ahnung.“
„Und das geht mit der Neuen nicht allein?“
„Nö, die Neue ist … ein Kerl. Wenigstens in gewisser Weise.“
„Aha“, Hetzer lachte, „ich weiß nicht genau, was du damit meinst, aber er wird doch ein Gehirn haben.“
„Schon …“
„Dann kann er damit auch denken und kombinieren oder befragen und so.“
„Vielleicht … Wir sprechen nicht miteinander.“
„Das erschwert die Ermittlungen natürlich.“
„Mann, Hetzer, nun lass dich doch nicht so lange bitten. Kommst du, oder nicht? Wir wissen nicht, wer der Tote ist und wir wissen auch nicht, ob er ermordet worden ist. Ich will dich einfach mit ins Boot holen, weil mir deine Meinung wichtig ist. Wir sind doch ein gutes Team. Den Nienburger können wir dann wieder nach Hause schicken. Kannst du zur Sektion schon da sein?“
„Also, ich fahre definitiv nicht mehr
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