Schattengreifer - Die Zeitenfestung
hier schien kein Ende nehmen zu wollen.
Nur eine Sache war völlig anders: Mit jedem Schritt, den sie gingen, wuchs in Simon ein beklemmendes Gefühl. Ein Gefühl, das er nicht einschätzen konnte.
Außerdem vermisste er die kleine Krähe auf seiner Schulter.
Plötzlich drückte Neferti Simons Hand. »Spürst du das auch?« Sie blickte sich nervös um. »Gerade so, als beobachte uns jemand.«
Simon nickte. Jetzt wusste er, woher das Gefühl stammte. Es war die Gewissheit, dass etwas oder jemand ganz in ihrer Nähe war.
»Ich kann niemanden sehen«, flüsterte Nin-Si. »Und dennoch bin ich sicher, dass hier jemand ist.«
Tom nickte. »Ich spüre es auch ganz eindeutig. Jemand folgt uns.«
Basrar richtete die Taschenlampe auf eine Nische in der Wand. »Hier ist niemand«, sagte er leise.
»Aber es muss jemand hier sein«, gab Salomon zurück. »Ich spüre es genau. Jemand ist ganz in unserer Nähe.«»Mein Instinkt hat mich noch nie getäuscht!« Moon spannte jeden Muskel seines Körpers an. Sein Blick suchte hektisch jeden Zentimeter dieser Höhle ab. Doch außer den Schatten an der Wand konnte er nichts erkennen.
Caspar zog ein Messer aus seinem Gürtel und machte sich bereit.
Die Schatten zogen an Neferti und Simon vorbei. Lange Schatten, die von dem Licht der Taschenlampe auf der Wand bewegt wurden. Gerade so als …
Simon gefror das Blut in den Adern. Jetzt hatte er verstanden. Nun wusste er, was sie umgab. Und es war zu spät zu flüchten.
»Es kommt mir beinahe so vor, als verenge sich die Höhle«, grübelte Nin-Si. »Bilde ich mir das ein? Oder …«
Tom griff nach ihrer Hand. Sein Blick war starr nach vorn gerichtet. »Nein«, sagte er. »Das bildest du dir nicht ein. Sieh doch nur!«
Sie folgte seinem Blick und schrie auf.
Salomon prallte gegen Basrar. »Warum bleibst du stehen? Was …?«
Wie erstarrt stand Basrar vor ihm in dem Gang. Totenbleich starrte er vor sich.
Salomon trat zitternd hinter seinem Freund hervor, um nachzusehen, was dem Karthager diese Angst eingejagt hatte, als er in seiner Bewegung innehielt.
Er versuchte zu schreien, doch das, was er sah, nahm ihm selbst dazu die Kraft.Caspar hielt inzwischen beide Messer gezückt. Moon an seiner Seite hatte die Lampe so fest gepackt, dass er damit zuschlagen konnte. Etwas ging um sie herum vor.
Plötzlich hörten sie einen Schrei: Nin-Si. Und im gleichen Moment vernahmen sie Flügelschläge hinter sich. Ruckartig drehten sich die beiden um. Moon leuchtete in den Gang, und erleichtert stellten sie fest, dass es die kleine Krähe war, die auf sie zugeflogen kam.
»Ach, du bist es«, rief ihr Basrar zu. »Hast du den Schrei gehört? Weißt du vielleicht, was …?«
Der Flug der Krähe wurde jäh unterbrochen. Kurz bevor sie die beiden Freunde erreicht hatte, geschah etwas, das Caspar und Moon laut aufschreien ließ.
Blitzschnell löste sich aus der Wand der Höhle ein Schatten, der mit beiden Händen nach der Krähe griff und diese mit sich in die Nische der Wand zog, aus der er gerade hervorgeschossen war. Moons Licht leuchtete jetzt in den leeren Gang hinein. Und schon bemerkten sie, wie sich weitere Schatten aus den Wänden lösten.
Sie waren überall. Über ihnen und neben ihnen, hinter ihnen und vor ihnen. Wohin Simon auch blickte, aus allen Ecken und Winkeln dieses Gangs lösten sich Schatten, die langsam auf sie zukamen.
Tom versuchte, sie abzuwehren. Mit seiner Taschenlampe schlug er wild um sich. Er hieb auf die Schatten ein, doch die Lampe ging durch sie hindurch.Weiter und weiter verengte sich der Kreis der Schattengestalten um Salomon und Basrar. Der Karthager zog sein Schwert hervor und stieß einem der Schatten die Klinge tief in den schwarzen Leib. Aber dieser Angriff zeigte keine Wirkung. Die Klinge ging durch den Schatten hindurch, und ohne eine Regung zu zeigen, kam er weiter auf die Freunde zu.
Caspar und Moon spürten, wie eine eisige Kälte sie ergriff. Die schwarzen Gestalten streckten bereits ihre Hände nach ihnen aus. Die Finger dieser Schatten fühlten sich wie Eiszapfen an.
Simon und Neferti schlugen um sich. Sie versuchten, die geisterhaften Kreaturen von sich zu stoßen oder zu packen, doch ihre Hände und Fäuste griffen nur ins Leere.
Stattdessen spürten sie immer mehr eisige Hände auf ihren Körpern.
Sie griffen nicht zu. Sie hielten nichts fest. Die Schatten drangen mit ihren Händen lediglich tief in die Körper ein. Tom spürte, wie sein Herz von
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