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Schattenhaus

Schattenhaus

Titel: Schattenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Reichenbach
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Im wahrsten Sinne des Wortes.
     
    «Herr Winter, was ist denn nun passiert? Sie hatten doch irgendwas angedeutet, dass es Folgen hatte, dass ich nichts gesagt hab?»
    «Wir fürchten, dass Ihr Schweigen weitere Tötungen ausgelöst hat.»
    Olsberg starrte ihn an.
    «Sie wollen doch nicht sagen, dass die kleine Melli danach noch jemanden vergiftet hat?»
    «Ich kann Ihnen keinerlei Details geben.»
    «Aber … ich habe sie eher als ängstliches Kind kennengelernt, nicht als Monster.»
    «Vielleicht ist Sie ja durch Ihr Schweigen, dadurch, dass ihre Tat keine Konsequenzen hatte, zum Monster geworden.»
    «Das konnte ich doch nicht wissen», murmelte Olsberg und starrte die Wand an.
    Winter stand auf.
    «Übrigens, Herr Olsberg, was ist denn mit Ihnen? Sind Sie ein Monster?»
    Olsberg antwortete nicht, starrte weiter auf die Wand.
    «An einem gewissen Abend in Ihrem Leben waren Sie eindeutig eins», antwortete Winter für ihn. «Ihre Schwester scheint das auch so gesehen zu haben. Und ein netter Kerl waren Sie in den Jahren davor auch nicht gerade. Sie haben Kinder bedroht und ihnen entsetzliche Ängste eingejagt bei Ihren Raubzügen. Das wird vielen von Ihren Opfern noch jahrelang nachgehangen sein. Es würde mich wirklich sehr freuen, wenn Sie gelernt und sich geändert hätten. Dann hätte nämlich die kleine Merle vielleicht auch noch eine Chance, sich zu bessern.»
    ***
    Winter hatte ein gutes Aufnahmegerät dabeigehabt, von dem er Olsberg nichts gesagt hatte. Im Präsidium gab er es Ziering mit den Worten: «Hör dir das mal an und sag mir, was du denkst.» Seinem eigenen Urteil betreffs Olsberg traute er nicht.
    Zurück in seinem Büro, suchte er im Internet nach einer Grundschule in der Nähe von Birthe Feldkamps Haus, bekam ein Satellitenbild auf den Bildschirm und holte Aksoy herbei.
    «Hilal, zeig mir hier mal, wo ihr neulich die Knollenblätterpilze gefunden habt.»
    Sie überlegte kurz, dann zeigte sie auf eine Baumgruppe etwa auf halber Strecke zwischen der Straße Krumme Weiden und einem Nidda-Altarm. Die Fundstelle bildete mit Merles Schulhof und Birthe Feldkamps Haus ein rechtwinkliges Dreieck von fünfzig und achtzig Metern Seitenlänge.
    Falls Birthe Feldkamp den Kindern tatsächlich diese Knollenblätterpilzfundstelle gezeigt hatte, um ihnen den Unterschied zu Champignons zu demonstrieren, dann musste die Versuchung für Merle sehr groß gewesen sein. Nachdem sie ihre Eltern getötet hatte, durfte ihr die Entscheidung, einen fremden «Dämon» zu beseitigen, nicht mehr sehr schwergefallen sein.
    Fünf Minuten später schaute Ziering herein.
    «Der Olsberg sagt die Wahrheit», war sein Urteil. «Jedenfalls was die Vergiftung betrifft. Übrigens, Andi, der Heinz ist seit Stunden mit dem Kettler unterwegs, ich hab keine Ahnung, warum und wieso. Ich fürchte, da ist irgendwas im Gange.»
    Winter seufzte. Kettler und Glocke konnten die Entwicklungen natürlich nicht gefallen. Aber sie würden wohl kaum etwas daran ändern können. So wie Winter Fock kannte, hatte der allerdings sowieso schon wieder vergessen, wem er die Panne mit Wladimir Preiß zu verdanken hatte. Dass das Geständnis damals erpresst gewesen war, hatte er überhaupt nie richtig kapiert.
    «Was Olsberg angeht», sagte Winter, «sehe ich das richtig, dass wir den nicht belangen? Das Verbrechen eines Dritten zu verschweigen ist keine Straftat. Und betreffs Missbrauch ist der Verdacht sehr dünn …»
    «Du würdest den gerne schonen?»
    «Jein. Wir müssen natürlich Merle Vogel befragen, ob –»
    «Hallo, hallo, hallo», tönte es von der Tür. Kettler war wieder da, beschwingt, mit wippenden Locken. Um die Uhrzeit (es war schon nach fünf) grenzte seine Wiederkehr an ein Wunder.
    «Ist ja interessant, was ich da höre», sagte er, während er nach seinem Rucksack griff. Den hatte er hier noch stehen, daher wohl sein später Auftritt. «Da wird also hinterm Rücken der Staatsanwaltschaft entschieden, dass man irgendeinen Verdächtigen schonen will. Ts, ts.»
    Weg war er, samt Rucksack.
    Mit Kettlers Abgang klingelte Winters Handy. Winter seufzte und ging dran.
    «Hallo? Hier ist André Bründl. Ich wollte Ihnen nur sagen: Ich weiß nicht, ob es wichtig ist, aber ich hatte letzte Nacht so einen Traum. Und als ich aufgewacht bin, kam es mir vor, als sei das vielleicht wirklich so gewesen. Aber vielleicht ist es auch nur Schmarrn.»
    «Was haben Sie denn nun geträumt?»
    Bründl seufzte. «Wie ich die Verletzungen bekommen hab. Da stand

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