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Schattenhaus

Schattenhaus

Titel: Schattenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Reichenbach
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Liebesbeziehung hatten, und Birthe war … sie war dann ziemlich fixiert auf mich. Das passte der Kleinen natürlich nicht. Kann ich auch verstehen. Nachdem sie wochenlang der Mittelpunkt gewesen war.»
     
    «Ich will aber mitgehen», jammerte Melli.
    «Es gelten jetzt neue Regeln, wir haben das doch gestern besprochen. Der Sonntagnachmittag gehört Matthias und mir, und ihr müsst euch alleine beschäftigen.»
    «Wir haben aber Angst alleine.»
    «Es kann euch nichts passieren, Melli. Es ist alles in Ordnung. Ich hab euch doch schon öfter alleine gelassen.»
    «Ich mag aber auch Pilze sammeln.»
    «So, jetzt reicht es, Ende der Diskussion. Mit euch war ich jetzt schon zweimal Champignons sammeln. Heute bleibt ihr hier.»
    Als Matthias und Birthe am Abend wieder zurück waren, mit einem Riesenkorb Pilze, hatte Birthe es eilig. Sie wollte zu ihrer Amnesty-Sitzung. «Die Kinder müssen heute baden, übernimmst du das?»
    Matthias nickte, obwohl ihm die Mädchen noch etwas fremd waren. Aber er hatte ja schließlich gesagt, er wolle die Vaterrolle mit übernehmen.
    Melli zeterte allerdings sofort los, als Birthe den Kindern verkündete, sie müsse gehen, und Matthias werde sie baden, und die kleine Wolke sah verschreckt aus und lief davon, um sich irgendwo zu verstecken. Die Kleine sprach praktisch nicht und versteckte sich gerne, wenn man irgendwas von ihr wollte.
    Melli hingegen stellte sich zwischen Birthe und die Haustür wie ein Mann und ließ ihre Pflegemutter nicht durch. «Wenn du rausgehst, kommen Dämonen und sind böse zu uns», behauptete sie.
    «Quatsch. Da kommt gar niemand. Es gibt keine Dämonen.»
    Melli wurde knallrot und machte ein weinerliches Gesicht. «Doch, die gibt es ja wohl», brüllte sie. «Du hast ja keine Ahnung. Meine Mami hat mir einen Dämon gezeigt. Der hat meine Mami fast aufgegessen und sie gehauen und sie auf den Boden geschmissen, ich hab es selbst gesehen, und jetzt ist sie tot.»
    Birthe warf Matthias einen Blick mit hochgezogenen Brauen zu. «Traumatisiert», flüsterte sie. «Die Mutter wurde erschossen.»
    Für Matthias war das ein Schock. Bilder kamen zurück, an die er nie wieder hatte denken wollen. Ein Kinderzimmer voller Blut. Er selbst voller Blut, warmes, salziges Blut in seinem Mund. Und nun gerade er mit solchen Kindern. Wenn Birthe wüsste …
    «Ich pass auf euch auf», sagte er mit nicht ganz fester Stimme. «Dann kann euch kein Dämon was tun.»
    Beim Baden wollte keine entspannte Atmosphäre aufkommen. Matthias hatte beschlossen, Wolke erst mal in Ruhe zu lassen. Er wollte das Kind nicht mit Gewalt unterm Bett hervorziehen und ging davon aus, irgendwann würde sie von selber kommen. Also konzentrierte er sich auf Melli, die seit Birthes Abgang schlagartig ruhig und superbrav war, als spiele sie eine Rolle und warte nur auf den Moment, an dem sie sich an den bösen Erwachsenen rächen könne. Oder hatte sie Angst vor ihm? Als er ihr beim Abtrocknen mit dem Handtuch zwischen den Beinen entlangfuhr (er wusste, dass man Mädchen an den Schamlippen gut abtrocknen musste, damit sich keine Pilzinfektion entwickelte), da spürte er sie sich winden, und er sah einen gequälten Ausdruck in ihrem Gesicht.
    «Melli, ich tu dir nichts», sagte er.
    «Ich weiß», sagte sie. «Du willst nur ein bisschen Kitzeln spielen.»
    «Nee, ich will gar nicht spielen, ich will dich bloß abtrocknen. So, und jetzt bin ich auch schon fertig»
    «Manche Dämonen wollen immer kitzeln», sagte Melli.
    «Mag sein», sagte Matthias, «aber hier ist im Augenblick keiner. Kitzel dich selber, wenn du gekitzelt werden willst.»
    «Du hast heute Morgen die Birthe gekitzelt, und du hast ihr weh getan, und sie hat geschrien», ratterte Melli in einem Atemzug herunter, und dann spurtete sie aus dem Bad, rannte ins Kinderzimmer und schloss hinter sich ab. Keine Chance, jetzt Wolke ins Bad zu bekommen. Matthias fühlte sich wie ein Versager.
    Als Birthe um halb zwölf nachts nach Hause kam, log er, es sei mit den Kindern alles gut gelaufen und sie seien im Bett. Aber er fühlte sich überhaupt nicht wohl bei der Sache, hatte Angst. Würde ihn die kleine Melli bei nächster Gelegenheit bei irgendeiner blöden Jugendamtsmitarbeiterin als Sextäter hinstellen, bloß weil er sie abgetrocknet hatte? Seine Bewährung wäre futsch. Niemand würde ihm glauben. Er verspürte einen leisen Hass auf das Kind. In der Nacht schlief er praktisch nicht.
    Am nächsten Morgen, einem Montag, begann der Alltag. Er und

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