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Schattenhaus

Schattenhaus

Titel: Schattenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Reichenbach
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kommen.
    ***
    Hanno Krombach war dreißig Jahre alt und trug im Nacken geknotetes langes braunes Haar zu streng konservativer Bekleidung. Sein Beruf: Gerichtsassessor, also Richter auf Probe, am Offenbacher Amtsgericht. Das hieß, er hatte beste Berufsaussichten. Nicht gerade die typischen Voraussetzungen für ein Kapitalverbrechen aus Habgier. Aber da hatte es in Frankfurt schon andere Beispiele gegeben.
    «Herr Krombach», begann Winter, «können Sie uns kurz sagen, in welchem Verwandtschaftsverhältnis genau Sie zu der ermordeten Verena Tamm stehen?»
    Krombach nickte. «Ihr Opa war der Bruder meines Opas. Unsere Väter sind Cousins.»
    Aksoy hakte nach: «Können Sie uns außerdem noch sagen, ob und wie Sie mit einem Herrn Jörg Krombach aus Allmenrod verwandt sind?»
    «Oh. Da muss ich kurz nachdenken. Jörg ist Dieters Bruder und Heiners Sohn … okay, er ist auch ein Cousin meines Vaters. Bloß jünger. Und er ist wohl der Onkel von Verena.»
    «Gut», sagte Winter. «Damit wir das vom Tisch haben, frage ich Sie jetzt pro forma, was Sie am letzten Dienstag, dem Todestag von Verena Tamm, von morgens an bis um zwei Uhr nachmittags gemacht haben.»
    Krombach lächelte milde. «Darauf bin ich natürlich vorbereitet. Ich habe Ihnen hier einen Ausdruck aus meinem Terminkalender mitgebracht. Die Namen und Adressen der Schöffen, die an dem Tag dran waren, hab ich auch gleich beigefügt. Die können meine Anwesenheit bezeugen. Wie auch zahlreiche andere Personen.»
    Winter warf einen Blick auf den Zettel. Er dokumentierte einen vollen Tag am Offenbacher Amtsgericht. Von dort bis ins Frankfurter Westend waren es bei optimalen Verkehrsverhältnissen gute zwanzig Minuten Fahrt. Wenn die Angaben aus dem Kalender stimmten, konnte Krombach Verena Tamm nicht persönlich erschossen haben. Was nicht ausschloss, dass er einen Killer geheuert hatte.
    «Hatten Sie in den letzten zwei Jahren Kontakt zu Verena Tamm? Direkt, telefonisch, übers Internet?»
    Hanno Krombach schüttelte den Kopf. «Verena und ich haben uns, glaube ich, zuletzt bei der Beerdigung von meinem Großonkel Heiner gesehen, also Verenas Opa. Das ist mindestens fünf Jahre her. In ihrer Frankfurter Wohnung war ich noch nie und sie nicht in meiner.»
    «Waren Sie zusammen auf der Schule?»
    «Jein. Wir waren schon auf derselben Schule. Aber Verena ist vier oder fünf Jahre älter als ich. Da sagt man sich auf dem Schulhof allerhöchstens mal aus der Ferne Hallo. Außerdem, vom Gymnasium ist Verena nach der Zehnten abgegangen. Sie war eine schlechte Schülerin. Ihr Teil der Familie ist nicht so wahnsinnig helle.»
    «Aha. Herr Krombach, was haben Sie eigentlich damit bezweckt, sich als Botschafter eines fremden Planeten auszugeben?»
    Hanno Krombach sah Winter an, als sei er verrückt geworden. «Was ist denn das für ein Bullshit? Entschuldigung, können Sie die Frage wiederholen?» Die Überraschung wirkte echt.
    «Sie treten doch in einem Esoterikforum unter dem Alias Sumathi auf», spezifizierte Winter.
    Hanno Krombach lachte. «Esoterik? Ich? Ein Esoterikforum ist so ziemlich der letzte Ort, wohin ich mich verirren würde. Wie kommen Sie denn darauf? Hat sich da jemand angemeldet und meinen Namen benutzt?»
    «Wir überprüfen das noch. Welchen Internetprovider nutzen sie?»
    Krombach nannte den Namen, doch unter Protest. Was denn das mit dem Tod von Verena zu tun habe?
    «Wahrscheinlich gar nichts», beschied ihn Winter, «wir versuchen nur, Ungereimtheiten zu klären. Haben Sie Kontakt zu Hendrik von Sarnau?»
    Krombach wirkte immer verunsicherter.
    «Hendrik? Wie kommen Sie denn jetzt auf den?»
    «Herr Krombach, wir können Ihnen aus ermittlungstechnischen Gründen nicht sagen, warum wir diese Fragen stellen. Würden Sie sie bitte trotzdem beantworten?»
    Hanno Krombach atmete durch, lehnte sich zurück. «Klar. Natürlich. Tut mir leid, dass ich so unprofessionell bin. Es ist schon lehrreich für mich, ein Ermittlungsverfahren mal von dieser Warte zu erleben. Okay. Hendrik also. Mit dem war ich früher befreundet, aber ich habe mich glücklicherweise aus diesen Kreisen losgeeist, als es aufs erste Staatsexamen zuging. Ab dem Referendariat habe ich ihn dann gar nicht mehr gesehen. Er ist jetzt wohl Anwalt. Ich hab aber keine aktuelle Adresse von ihm.»
    «Was heißt glücklicherweise?»
    «Wie?»
    «Sie haben gesagt, Sie hätten sich glücklicherweise aus Hendrik von Sarnaus Kreisen losgeeist.»
    «Oh. Also, Hendrik war nicht der beste Einfluss auf

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