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Schattenhaus

Schattenhaus

Titel: Schattenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Reichenbach
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Pfister wurde dann im Dorf jahrelang richtiggehend gemobbt. Halb Allmenrod ist doch mit Krombachs verwandt. Und der Pfister ist ein Zugezogener und hatte keine richtige Seilschaft.
    Der Sabrina Pfister hat das Mobbing echt nicht gutgetan. Als die aufs Gymnasium kam, hatte sie schon irgendwie eine richtige Opfermentalität. Ich hoffe mal für sie, dass sie sich später von alledem irgendwie hat lösen können. Aber viel Zeit hatte sie ja nicht, wenn sie jetzt tot ist. – Ich nehme an, dass im Dorf jetzt getratscht wird, es könnte ein Krombach gewesen sein, der die Sabrina umgebracht hat. Späte Rache für die Rosemarie. Ich glaub das aber nicht. Deshalb will ich jetzt auch keinen Namen nennen.»
    «Wäre der Name, den Sie nicht nennen wollen, möglicherweise Jörg Krombach?»
    Hanno Krombachs Augen huschten zur Seite, dann wieder nach vorn. «Ich kann mir gut vorstellen, dass behauptet wird, der Jörg wär’s gewesen. Der ist halt so ein kleines bisschen instabil, depressiv oder irgendwas. Aber das ist sicher auch totaler Bullshit.»
    «Und wer soll dann Verena Tamm umgebracht haben? Jemand aus der Familie Pfister, aus Rache für die tote Sabrina?»
    «Genau das wird wohl gemunkelt. Dieter, also Verenas Vater, hat jedenfalls meinem Vater erzählt, er würde das vermuten. Aber wir sind doch hier nicht in Albanien. Hier gibt es keine Blutrachefehden. Diese ganzen Gerüchte sind –»
    «Totaler Bullshit», ergänzte Aksoy lächelnd. «Wir können daran auch nicht richtig glauben. Es gibt nämlich Indizien, dass Sabrina Pfister und Verena Tamm vom gleichen Täter umgebracht wurden.»
    Hanno Krombach entfärbte sich leicht. «Nee. Tatsächlich? Das ist ja der Hammer.»
    «Bitte, behalten Sie das vorläufig für sich», ergänzte Aksoy. «Wir haben das noch nicht an die Presse gegeben.»
    Winter vermutete, dass sie Hanno Krombach mit dieser scheinbaren Vertraulichkeit unvorsichtig machen wollte. An die Presse würde das heute oder morgen sowieso gehen, schon deshalb, weil sie auf Hinweise hofften.
    «Übrigens», mischte Winter sich wieder ein, «es hat in diesem Jahr in Frankfurt noch einen weiteren mysteriösen Todesfall einer ehemaligen Lauterbacher Gymnasiastin gegeben. Sagt Ihnen der Name Birthe Feldkamp was?»
    Winter hatte heute früh Feldkamps Nummer gewählt. Von dem Anrufbeantworter hatte er erfahren, dass Birthe Feldkamp seit dem 27 . Juni nicht mehr am Leben sei und man sich in dringenden Fällen unter der Nummer soundso mit ihrer Mutter in Verbindung setzen könne. Die Vergiftung war am Ende also tödlich gewesen.
    Hanno Krombach wurde jetzt wirklich blass. «Die Birthe war in meiner Klasse. In meiner und Sabrinas Klasse. Das ist doch jetzt nicht wahr. Sabrina, Birthe und Verena, alle in den letzten Monaten umgebracht? Das muss ein Verrückter sein. Da frag ich mich doch, wer von uns ist als Nächstes dran?»
    «Genau das frage ich mich auch», sagte Winter ernst. «Und deshalb bitte ich Sie, sehr gut zu überlegen, ob Sie uns helfen können und ob Ihnen irgendeine Idee kommt, was hier vorgeht. Wer könnte denn die Nächste sein? Wen müssen wir schützen?»
    Hanno Krombach schwieg grüblerisch.
    «Wenn Sie mich fragen», sagte er schließlich, «dann sind alle Frauen zwischen fünfundzwanzig und fünfunddreißig in Gefahr, die in Lauterbach aufs Gymnasium gegangen sind und die jetzt in Frankfurt wohnen. Der Täter war wahrscheinlich auch auf unserer Schule und lebt ebenfalls in Frankfurt. Ich werde mich heute Abend mit ehemaligen Mitschülern kurzschließen. Dann machen wir eine Liste, wer in Gefahr sein könnte.»
    Winter lehnte sich nach vorn, kam Krombach näher.
    «Und wer könnte der Täter sein? Hendrik von Sarnau?»
    «Hendrik?
Never
. Man kann von ihm halten, was man will, aber verrückt ist er nicht. Sind verrückte Serientäter nicht meist Außenseiter? Das ist Hendrik absolut nicht.»
    «Und Tim Steiner?»
    «Tim? Wie kommen Sie denn jetzt auf den? Verdammt, Sie haben uns drei im Visier, mich, Hendrik und Tim?»
    Winter schwieg betont, dann sagte er: «Sie haben mal mit Sabrina Vogel geschlafen, oder?»
    Krombach starrte ihn mit großen Augen an. «Ich hatte neulich einen Angeklagten vor Gericht», sagte er schließlich, «der hat sein Geständnis widerrufen. Ich habe ihn gefragt, warum er denn erst gestanden hat, wenn er unschuldig ist. Und er antwortete: ‹Es gibt nichts, was so sehr verunsichert, wie von der Polizei verhört zu werden.› Und wissen Sie was, er hatte recht.»
    ***
    Winter

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