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Schattenhaus

Schattenhaus

Titel: Schattenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Reichenbach
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Bericht steigerte sich Focks gute Laune jetzt sogar zu Hochstimmung. Triumphierend rieb er sich die Hände. «Mensch, Winter, dann ist ja alles klar!», rief er. Winter grinste. Er hatte noch im Ohr, was Fock damals zu ihm gesagt hatte: Wie könne er nur denken, dass irgendein Geschwätz in einem Internetforum etwas mit dem Fall Vogel zu tun habe? Plötzlich war seine Meinung ins Gegenteil umgeschwungen. Typisch Fock.
    «So ganz eindeutig ist es noch nicht, Chef», bremste Winter den Überschwang. «Es gibt nämlich zusätzliche Komplikationen. Erstens, wir haben eben die C- 14 -Datierung von diesen Schädeln im Schrank von Professor Grafton hereinbekommen. Die beiden Schädel sind tatsächlich viel jünger, als Grafton in seinen wissenschaftlichen Veröffentlichungen behauptet.»
    Focks fragender Gesichtsausdruck zeigte, dass er mit dieser Information wenig anfangen konnte. «Das bedeutet konkret», erläuterte Winter, «dass Professor Grafton ein Motiv hatte, seinen Exdoktoranden André Bründl umzubringen und seine Putzfrau Verena Tamm als Zeugin des Mordes ebenfalls auszuschalten. Hätte Bründl an dem Tag ungehindert seinen Plan ausgeführt, die Schädel mitzunehmen, um die Datierung zu überprüfen, dann wäre Graftons Karriere zu Ende gewesen und man hätte ihn mit Schimpf und Schande von der Uni gejagt. Also, Chef, wir müssen die Möglichkeit im Hinterkopf behalten, dass der Fall Tamm vielleicht doch unabhängig vom Fall Vogel ist, von der Waffe mal abgesehen. Wobei wir dann eben noch herauskriegen müssten, wie die Waffe in Graftons Hand kam. Es könnte natürlich auch sein, dass die Waffe Grafton gehört. In Adelsfamilien ist Waffenbesitz nicht selten. Stellen Sie sich vor, er bewahrt einen alten Jagdrevolver aus Familienbesitz irgendwo in einer Schublade seines Hauses auf. Seine Putzfrau hätte dann Zugang zu dieser Waffe. Gegen Weihnachten letzten Jahres kam es vielleicht zu irgendeiner neuen Provokation in dieser alten Dorffehde, von der uns Hanno Krombach gestern berichtet hat. Der Krombach’sche Familienrat beschließt, jetzt reiche es und man wolle Sabrina Vogel töten. Dann hatte Frau Tamm zu diesem Zweck Graftons Waffe ‹ausgeliehen›, weil der Revolver erstens geeignet für den Zweck war und zweitens dem wahren Täter nicht hätte zugeordnet werden können. Nach der Tat, die irgendeiner ihrer Verwandten beging, brachte sie die Waffe zurück, nicht ahnend, dass sie selbst später ein Opfer derselben Waffe werden würde.»
    «Du lieber Gott, Winter, mir raucht der Schädel!», rief Fock, der nun ganz entsetzt aussah. «Machen Sie es doch nicht immer so kompliziert!»
    Winter musste sich ein Lachen verbeißen.
    «Ich mache es nicht kompliziert, Chef, es
ist
kompliziert. Und dann gibt es leider noch ein Problem.»
    Fock schaute demonstrativ auf die Uhr. «
Noch
ein Problem? Dauert das weniger als drei Minuten? Ansonsten müssen wir es verschieben.»
    «Unter fünf Minuten, versprochen. Mein Problem ist die ausgehängte Tür, die ich damals bei den Vogels im Schuppen gefunden habe. Bei der Tür war ja das Schloss zerschossen worden, mit der Waffe, mit der später der Mord begangen wurde. Keines unserer Szenarien erklärt diese Tür.»
    «Wieso? Da hat halt der Preiß als Handlanger von diesem Sumathi die Tür aufgeschossen, weil er gedacht hat, dahinter ist das Schlafzimmer, und dann war aber niemand da.»
    «In der Tatnacht kann das mit der Tür nicht passiert sein, denn laut dem Holzexperten, den wir gefragt haben, war schon etwas Patina auf dem gesplitterten Holz. Und Vogels haben nach allem, was wir wissen, die beschädigte Tür ja selbst ausgehängt, sie haben nach der Sache mit der Tür also noch gelebt. Außerdem hat derjenige, der die Tür aufgeschossen hat, ohne Not sein ganzes Magazin dabei geleert. Falls er vorhatte, danach jemanden zu erschießen, hätte er erst mal nachladen müssen. So dumm ist kein Auftragskiller. Nein, hinter der zerschossenen Tür muss etwas anderes stecken als ein Mordversuch. Ich glaube, solange wir die Tür nicht verstanden haben, haben wir den Fall nicht verstanden.»
    «Na, wenn das Ihr ganzes Problem ist … Wissen Sie was, Winter, konzentrieren Sie sich in der Vogel-Sache darauf, diesen Sumathi als Auftraggeber zu überführen. Für einen Haftbefehl gegen die beiden Verdächtigen haben wir noch zu wenig in der Hand. Lassen Sie die beiden also erst mal in Ruhe und fragen Sie lieber bei allen Versicherungen nach, ob die Frau Vogel eine Lebensversicherung

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