Schattenherz
du schlieÃlich nicht erst seit gestern.« Nico Gräther fläzte sich auf eines der Besuchersofas im Vorzimmer seines Vaters und steckte sich betont gelangweilt eines seiner eleganten Brasil-Zigarillos an. »Du und dein sauberer Anwaltsfreund, ihr kennt doch bestimmt genug Leute, die gegen Bezahlung jede Art von Problem beseitigen. Kostet Kläuschen Behrens doch höchstens ein paar Anrufe und schon ist die Sache erledigt.«
»Kommt gar nicht infrage! Viel zu riskant!« Helmut Gräther knallte wütend einen Aschenbecher auf den Tisch und öffnete die Terrassentür. »Kannst du das nicht mal fünf Minuten sein lassen?«
»Ich rauche, also bin ich.«
»Traurige Bilanz.«
»Immer noch besser als deine.«
»Ich hab die Finanzkrise nicht erfunden.«
»Nee, aber kräftig dran mitgewirkt.«
Gräther lieà sich auf die gegenüberliegende Couch fallen und fuhr sich müde mit den Händen übers Gesicht. »Lassen wir das, Nico, okay? Immerhin hab nicht nur ich von all dem hier profitiert. Wer hat dir denn aus der Patsche geholfen, nachdem du deine Rennfahrerkarriere in den Sand gesetzt hattest?«
Nico Gräther zog eine genervte Grimasse. »Ja, ja! Die alte Leier! Und jetzt soll ich dir dafür aus der Patsche helfen. Wieder mal. Die ganze Geschichte war doch deine Idee! Als du mich da reingezogen hast, war ich gerade mal siebzehn, verdammt noch mal! Wieso soll ich immer wieder ausbaden, was du verbockt hast? War doch von Anfang an hirnrissig, was du dir zusammen mit deinem bescheuerten Anwalt ausgedacht hast!«
»Mensch, Nico!« Gräther sprang auf und tigerte nervös im Zimmer auf und ab. »Ist dir denn immer noch nicht klar, was für uns auf dem Spiel steht? Ich bin über fünfzig! Wenn ich das hier alles verliere«, er schloss in einer ausholenden Geste die Villa und ihre gesamte Umgebung ein, »wer gibt mir denn da noch ân Job?«
»Und woher willst du wissen, dass die überaus dankbare Adoptivtochter ihrem lieben, lieben Adoptivpapi nicht Wohnrecht auf Lebenszeit plus ân hübsches monatliches Sümmchen als Apanage einräumt?«
»Weil ich nun mal kein lieber, lieber Adoptivpapi war. Ich hab kein Talent für Familienspielchen.«
»Ja«, Nico Gräther blies seinem Vater die nächste Zigarillo-Qualmwolke direkt ins Gesicht, »ist mir auch schon aufgefallen. Nach Mamas Tod hast du nichts Besseres zu tun gehabt, als eine Verlobte nach der anderenâ¦Â«
»Lassen wir das, ja?«
Gräthers aggressiver Ton verfehlte seine Wirkung. »Ich kapier die ganze Aufregung nicht«, erklärte sein Sohn gelassen. »Immerhin ist es doch mehr als wahrscheinlich, dass Malin dir auch über ihren Achtzehnten hinaus die Vermögensverwaltung überlässt, oder?«
»Du vergisst, dass Christina vielleicht irgendwann vorzeitig entlassen wird.«
»Na und?« Nico Gräther zuckte gleichgültig die Achseln. »Christina hat in Sachen Erbschaft doch nichts zu melden.«
»Aber mal angenommen, sie nimmt zu Malin Kontakt auf â¦Â«
»Wie soll sie denn das anstellen? Hast doch alles getan, um das zu verhindern. Und jetzt, wo Malin mit ihrem Lover und âner Freundin unterwegs ist, gibt es noch nicht mal âne Adresse.«
»Herrgott noch mal, ich kapier das alles nicht!« Helmut Gräther donnerte mit der Faust auf den Tisch. »Ist doch überhaupt nicht Malins Art, mit wildfremden Leuten auf irgend so âne halbseidene Abenteuerreise zu gehen! Und die Papiere aus dem Geldschrank sind weg! Du kannst mir nicht erzählen, dass das ân x-beliebiger Einbrecher war!«
»Ach was! Du glaubst doch nicht im Ernst, mein schüchternes, verklemmtes kleines Adoptivschwesterchen hat den Nerv, hier einzusteigen und dich zu beklauen?«
»Wer sonst sollte sich für die Unterlagen von damals interessieren? Und meine Glock mitsamt Munition ist auch verschwunden!«
»Das passt erst recht nicht zu Malin!«
»Eben. Denk ich ja auch. Aber wer weiÃ, was das für Leute sind, mit denen sie da durch die Lande zieht.«
»Kelly Schweikert, Anfang zwanzig, geboren in Edinburgh, Diplomatentochter.« Nico wedelte mit einem der Computerausdrucke, die er mitgebracht hatte. »Eltern geschieden, Tochter verfügt offensichtlich über ân mehr als üppiges Budget. Das heiÃt, vermutlich schwer verwöhnt und â wenn
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