Schattenherz
Gebäck, das es gibt!«
»Genau!«, log Kelly. Sie hatte so was noch nie gehört, aber sie war froh, die Stimmung der Beamtin mit ein paar leckeren Keksen aufhellen zu können. Offenbar hatte der kleine Panda immer noch nicht das passende Last-Minute-Ferienangebot gefunden.
Als Brigitte Siebenrock zum nächsten Katalog griff, nahm Kelly einen kräftigen Zug aus der Colaflasche. »So«, sagte sie extralaut, »dann machen wir jetzt mal weiter mit dem Fragenkatalog.«
»Aber ⦠Wer ⦠Was �« Christina Kowalski zitterte immer noch. »Wen soll ich denn da anrufen, wenn Sie das nicht sind?«, wisperte sie.
»Glauben Sie mir, das wollen Sie hier und jetzt nicht wissen.«
Kelly hatte nicht die geringste Lust, ihre Tarnung auffliegen zu lassen.
Doch Christina lieà nicht locker. »Ich muss das wissen. Sonst â¦Â« Sie straffte sich und von einer Sekunde auf die andere war ihre Schüchternheit wie weggeblasen. »Sonst ist die Sache hier für mich beendet und ich verlass auf der Stelle den Raum.«
»Okay. Versprechen Sie mir, nicht durchzudrehen? Wenn das Ganze hier auffliegt, behalten die mich nämlich womöglich noch da!« Kelly lachte, um die Stimmung ein wenig aufzulockern, aber ihr ironischer Tonfall kam bei Christina nicht an.
»Gut. Ich versprechâs.«
»Also«, wisperte Kelly, »es geht um Ihre Tochter. Malin.«
Eine knappe Viertelstunde später schaltete Kelly die Freisprechanlage in ihrem Mini Cooper an und atmete, während es am anderen Ende der Leitung klingelte, erst einmal tief durch.
»ScheiÃe«, murmelte sie.
Als Malin sich meldete, bekam sie zunächst keinen Ton heraus.
»Was ist denn? Kelly?!«
»Shit . Ich fürchte, ich habâs vergeigt. Sie ⦠Deine Mutter ist ⦠einfach zusammengeklappt. Einfach so! Erst ist sie total blass geworden, hat irgendwas von wegen Tun Sie meinem Kind nichts an gestammelt, und dann â ich hab gedacht, sie geht regelrecht auf mich los! Jedenfalls ⦠als sie versucht hat aufzustehen, ist sie von jetzt auf gleich ohnmächtig geworden.«
Kelly hörte, wie Malin am anderen Ende der Leitung aufschluchzte. Dann war es einen Moment lang still, bis Anatol sich meldete.
»Kelly, nun mal ganz ruhig. Was genau ist denn da abgelaufen?«
»Ich hab keine Ahnung. Sie hatte mir versprochen, nicht auszurasten oder so. Erst hab ich âne Zeit lang die Nummer mit dem Fragebogen durchgezogen, wie wir das verabredet hatten. Die Aufpasser-Tante hat sich nicht weiter um uns gekümmert und da ⦠Ich kapierâs ja auch nicht! Ich hab Malins Mutter nichts weiter gesagt, als ⦠Wörtlich weià ich das natürlich nicht mehr. Dass ich mit Malin befreundet bin oder so ⦠«
»Und dann?«
»Dann ⦠Nichts weiter. Sie hat mich angestarrt wie â¦, wieâ¦Als ob ich ein Monster wäre! Dann ist sie plötzlich noch blasser im Gesicht geworden, und bevor ich was machen konnte, lag sie da. Na ja, dann hat die Aufpassertante natürlich sofort Alarm geschlagen und ân Sani ist gekommen und hat sich um Malins Mutter gekümmert.«
»Und du hast nicht weiter mit ihr reden können?«
»Nee. Ich war ja heilfroh, dass die Aufpasser-Tante sofort gesagt hat, das wär bestimmt ân Schwächeanfall, weil Malins Mutter immer so wenig isst. Oder ân Hitzschlag. Sie hat wohl am Vormittag stundenlang in der prallen Sonne gearbeitet.«
»Und dann?«
»Dann hab ich mein Zeug gerafft und âne ScheiÃangst gehabt, dass die merken, was ich da für âne Show abgezogen hab.«
»Aber?«
»Nichts! Im Gegenteil. Die Vollzugsbeamtin hat sich sogar noch x Mal bei mir entschuldigt. Als ob sie mir das Interview vermasselt hätte. Sie hat mir sogar angeboten, ersatzweise âne andere Insassin zu befragen. Hab ich natürlich abgelehnt. Ich war ja froh, da wieder rauszukommen, bevor die mich doch noch dabei erwischen konnten, dass die ganze Sache gefaked war.«
»Und jetzt?«
»Na ja, ich hatte Gott sei Dank Visitenkarten gemacht. In Emden am Bahnhof war so ân Automat. Und bevor das alles passiert ist, hab ich Malins Mutter gesagt, sie soll die Nummer anrufen. So, wie wirâs verabredet hatten. Aber nach dem, was dann am Schluss abgelaufen ist, hab ich natürlich keine Ahnung, ob sie das auch wirklich tut. ScheiÃe. Ich habâs echt
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