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Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit

Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit

Titel: Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Winter
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viel Mandelmilch und Honig und garniere das Ganze mit Rosen- und Orchideenblättern. Baden wie Cleopatra.
    Ich knie mich an den Beckenrand und prüfe mit der Hand die Temperatur. Es dürften angenehme siebenunddreißig Grad sein. Zufrieden stehe ich auf und wende mich zur Tür. Konstantin steht darin und beobachtet mich.
    „Das duftet gut, Elise.“
    Worte und Blick passen nicht zueinander. Was er sagt ist zwanglos und entspannt. Selbst seine Stimme klingt unbekümmert. Doch in seinen Augen brennt eine merkwürdige Glut, die durch den orangen Schein des Lichts verstärkt wird.
    Ich bleibe stehen und rühre mich nicht. Mein Mund wird trocken und ich spüre sehr deutlich, wie mein Brustkorb sich aufgeregt hebt und senkt. Konstantin ist anders.
    Er bewegt sich nicht. Das muss er auch nicht, um trotzdem alles zu verändern. Dunkle Adern, schwarze Augen und jeder Muskel in ihm scheint sich zu straffen.
    Er hat mich heute schon gebissen, behutsam und sehnsüchtig. Doch jetzt sieht er aus wie ein Raubtier. Etwas Wildes hat sich in seinen Blick gestohlen und passt nicht zu dem, was wir gerade geteilt haben. Es ist, als wäre er ein anderer Mann, ein Teil von ihm, den ich noch nicht gesehen habe. Dunkler. Getrieben.
    Unwillkürlich möchte ich zurückweichen, doch da ist nur die Wand und neben mir das Becken. Außerdem gibt es nichts Dümmeres, als vor einem Vampir im Blutrausch davon zu laufen. Das würde all seine Jagdinstinkte wecken.
    Im Grunde gibt es wenig, was man tun kann, wenn ein hungriger Vampir vor einem steht. Fliehen ist keine Option. Das stachelt sie nur an und macht sie unbeherrschter. Auf Vampire zugehen wird sofort als Einladung gewertet.
    Es bleiben somit nur zwei Auswege.
    Erstens: Ein noch verlockenderer Blutspender als man selbst es ist. Das fällt hier flach, denn ich bin mit ihm allein.
    Oder zweitens: Mitteilen, dass man bereits einen Herrn hat, dessen Eigentum man ist und hoffen, dass der hungrige Vampir keinen Ärger mit ihm wünscht. Auch das ist kein Hilfsmittel in meiner Situation, denn mein Herr steht bereits vor mir und ist der mit dem Appetit.
    Wenn ich wenigstens etwas in meiner Hand hätte, um mich daran festzuklammern. Das Bedürfnis ist übermenschlich.
    Ich weiß nicht, weshalb er plötzlich so anders ist. Bisher hat es mich zu ihm hingezogen, doch im Augenblick weckt er meine Fluchtinstinkte. Er wirkt unkontrolliert. Jetzt gerade ist er nicht der Mann von gestern Nacht, der durstig davon geht.
    Und Durst allein kann es nicht sein, denn ich weiß, dass er eben erst getrunken hat. Ich war dabei. Was könnte seine Beherrschung stärker aushebeln als das?
    Ich habe keine Idee, wie ich mit diesem neuen Aspekt von ihm umgehen soll.
    „Gefällt dir mein Bad?“, fragt Konstantin mit rauer Stimme.
    Sein Bad? Will er sich mit mir über diesen Raum unterhalten? Ich werde nicht schlau aus ihm.
    Benommen nicke ich und verschränke die Arme vor der Brust. Ich stehe vor ihm und fange an zu zittern. Es liegt absolut nicht an der Temperatur. Ein warmer Dunst hängt wie eine Glocke im Raum und drückt auf uns herunter. Schweiß rinnt zwischen meinen Schulterblättern hinab. Die Wanne hat eine Überlaufrinne und ich höre es plätschern.
    „Es gibt eine Königsmoschee in Isfahan“, erzählt er. „Sie ist wunderschön. Ich habe eine Schwäche für schöne Dinge, Elise.“ Konstantin sieht mich durchdringend an. „Also habe ich den Stil des Gebäudes in meinem Bad imitiert. Ich musste es einfach haben.“ Sein Blick verbrennt mich. „So wie dich.“
    Er setzt sich in Bewegung, direkt auf mich zu. Unbewusst biege ich meinen Rücken nach hinten, doch meine Füße sind wie angewurzelt. Zischend sauge ich den Atem ein. Er ist viel zu nah. Es gibt kein Entkommen.
    Konstantin hat mich in ein Zimmer geschickt, das keine Fluchttür hat und mich eingekesselt zwischen sich und der Wand. Ob gezielt oder nicht vermag ich nicht zu sagen. Vampire handeln oft instinktiv. Es ist Teil ihres Verhaltensmusters, ihre Beute in Nischen zu treiben.
    „ Fällt es dir auch so schwer, nicht ans Küssen zu denken?“, flüstert er.
    Meine Handflächen schwitzen und ich bebe am ganzen Körper. Vermutlich bin ich das dümmste Beutetier auf dem ganzen Planeten. Obwohl all meine Antennen auf Flucht geschaltet sind, treibt mich etwas zu ihm, was über Vernunft hinausgeht. Etwas, das uns nicht auf Vampir und Mensch reduziert.
    Ich weiß, wie er sein kann. Er hat es mir gezeigt. Mehr als einmal. Wie viel ist davon übrig, wenn seine

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