Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit
halb hoch und tue, was er sagt. Dann greift er links und rechts um mich und hüllt mich in seinem Mantel ein, sperrt meine Hände mit darin ein. Er drückt mich so nah an sich, dass er den Mantel in meinem Rücken schließen kann und beide Hände frei hat, um mich zu berühren.
Ich genieße die Wärme, die mich umfängt, die noch größere Nähe. Meine Finger betasten seinen Torso. Ich bin gefangen in diesem Kokon aus Kleidung. Im Schutz der Dunkelheit und unter geschlossenen Augenlidern traue ich mich, ihn zu erkunden, zu berühren.
Wir liegen ewig so da. Er küsst mich, bis meine Lippen taub und geschwollen sind. Schwerkraft und enge Kleidung halten mich in Position und ich liege auf ihm, wie ein Reiter auf seinem Pferd – mit beiden Beinen seitlich um ihn geschlungen. Meine Hüfte auf seiner. Weich gegen hart. Er ist unglaublich hart und hört nicht auf es zu sein. Seine Erregung scheint anzuwachsen.
Trotz der kälter werdenden Nacht ist mir heiß, als würde mich ein Feuer verbrennen. Auch Konstantin scheint den Frost in seinem Rücken nicht zu spüren.
„ Spaziergänge mit dir gefallen mir“, raunt er schließlich und spielt mit seinen Zähnen an meiner Unterlippe. „Aber wir sollten nach drinnen gehen und uns aufwärmen, bevor wir erfrieren ohne es zu merken. Obwohl es ein schöner Tod wäre.“
Er öffnet seinen Mantel und wir schälen uns schwerfällig aus dem Schnee und stehen auf. Meine Gelenke sind wie ein Stück Holz und ich mühe mich ab, die steifen Knochen in Bewegung zu bringen.
Wir gehen zum Haus – kein weiter Weg, doch Gedanken kehren zurück in meinen Kopf und mir wird klar, was wir gerade getan haben. Ich schaffe es nicht, ihn anzusehen. Je näher wir dem Gebäude kommen, umso mehr scheint uns die Realität einzuholen und ich fühle mich seltsam befangen nach unseren glühenden Küssen.
Sein Blick ruht auf mir, surrt unter meiner Haut. Ich kann förmlich die Energie spüren, die von ihm abstrahlt, als würde sich seine Aura verfinstern. Ihm gefällt nicht, dass ich mich einigle. Je mehr ich das weiß, umso mehr mache ich es; eine Unsicherheit in mir, die sich verselbständigt.
Mit dem Lift fahren wir nach oben und langsam bemerke ich, dass meine Kleidung vom Schnee durchnässt ist. Das klamme Gefühl dringt durch meine Nervosität und ich zittere.
„ Du solltest dir etwas Trockenes anziehen“, sagt er, als wir vor meiner Tür angelangen. „Ich gehe rüber.“ Er deutet auf die große Tür zu seinem Bereich. „Wenn du fertig bist, möchte ich, dass du mir ein heißes Bad einlässt.“
„ Natürlich“, sage ich verlegen.
Sein Blick ist durchdringend. Dann nickt er, als hätte er eine Entscheidung getroffen. Mit eiligen Schritten verschwindet er in seinen Privatbereich.
Ich fühle mich völlig zerschlagen, als ich zurück in mein Servierkleid wechsle und über unseren Kuss am See nachdenke. Innerlich könnte ich mich dafür ohrfeigen, dass ich ihn kaum ansehen konnte. Es hat ihn frustriert und vermutlich enttäuscht.
Seufzend verlasse ich mein Zimmer und gehe hinüber. Ich kann Konstantin nicht sehen und verschwinde ins Bad. Er hat das Licht darin eingeschaltet. Ein orangegoldener Farbton, der sich warm über die Flächen legt.
Der Raum ist umwerfend. Es gibt keine wirklichen Fliesen, wie ich anfangs dachte, nur winzige Mosaikplättchen aus Dunkel- und Hellblau mit Gold, die sich zu herrlichen Ornamenten vereinen. Die Muster sind wiederkehrend und überwiegend floral.
Die Decke besteht aus einer flachen Kuppel, die innen dunkelblau und kreisförmig ist. Von ihr fort streben gezackte Goldtropfen. In den Wänden sind Spitzbogennischen mit goldenen Kanten und Bereichen, die aussehen, wie ein Sternenhimmel. Eindeutig orientalisch und märchenhaft schön.
Ich gehe zu der im Boden eingelassenen Wanne und betätige den Hahn. Aus einer breiten Schale strömt eine kräftige Wasserfontäne in das etwa drei auf drei Meter große Becken, das an ein türkisches Bad erinnert.
Neugierig betrachte ich die unterschiedlichen Badezusätze, die in einem Wandregal aufgereiht sind. Ich schnuppere an Salzen und ätherischen Ölen. Die Flakons sind aus Blau, Gold und Türkis. In einer großen Phiole ist eine Art Mandelmilch. Der Duft ist herrlich. Ich finde Honig, der aus Orangenblüten hergestellt wurde und allerlei Essenzen wie Rosenöl und eine Art Zimtpaste. In muschelförmigen Schalen befinden sich frische und getrocknete Blütenblätter. Der Mann liebt Luxus.
Ich entscheide mich für sehr
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